Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Erziehungsthemen und hündische Verhaltensweisen ab dem Junghundealter.
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Citymaus
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Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Citymaus »

Ich denke viele von euch haben die Erfahrung schon gemacht, dass sie einen Hund mit Vergangenheit adoptiert haben, bzw. kennen Leute die sich einen "gebrauchten" aus dem Tierheim oder woher auch immer geholt haben.

Nun gibt es ja die verschiedensten Varianten wie so etwas ausgehen kann, von absolut unkompliziert bis zu diversen Beißvorfällen "ohne Vorwarnung".

Meiner Meinung nach ist es gerade bei einem alten Hund mit Vergangenheit sehr wichtig, bereit zu sein mit der ein oder anderen Macke leben zu können und daran zu arbeiten. Genauso ist es für mich das A und O erst einmal eine Vertrauensbasis zu schaffen und eine Bindung mit dem Hund herzustellen bevor man ihn zu sehr stresst oder zu Freunden und Bekannten mitnimmt.

Wie seht ihr das? Gibt es sie vielleicht sogar, die goldenen Regeln für die Adoption eines Hundes mit Vergangenheit? Was könnte einem Neuling den Start erleichtern und ihn vielleicht vor dem ein oder anderen Biss schützen?

Ich freue mich auf eure Antworten :waving:

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Gismo
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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Gismo »

Also, wir haben das so mit Elisa gemacht: An alles vorsichtig rangetastet. Was kennt sie, was kann sie. Als wir Elisa zum Probetag aus dem Tierheim hier zu Hause hatten wollte auch jeder mal gucken kommen sofort. Haben wir auch verneint, denn wir wollten der kleinen ja nicht zu viel zumuten. Neue Umgebung und dann noch tausende von leuten die den Hund sehen wollen und auch noch anfassen. Wie sich dann herausstellte, war Elisa Besuch gegenüber sehr aufgeschlossen. Aber mann konnte es ja vorher nicht wissen.
An alles andere haben wir uns dann nach und nach langsam herangewagt.
Wie sieht es mit Hundebegegnungen aus, was sagt sie zu Autos auf der Straße, wie geagiert sie auf fremde Leute... und und und.

Die ersten 3 Wochen ist Elisa auch erstmal nur an der Leine gewesen und es wurde der Rückruf geübt und die Konzentration auf uns.
Danach haben wir sie auf Strecken wo nichts los war abgeleint und weiter geübt. Dann kam die Schleppleine ins Spiel bis wir nun heute so weit sind sie frei laufen zu lassen. Außer an der Straße natürlich, versteht sich von selbst.

Also im Grunde genommen war es mit unserem gebrauchten Hund so, als ob Du einen neuen Welpen dir ins Haus holst. Du musst ihm alles zeigen und von vorne anfangen.

Was ich damit sagen will ist, Schritt für Schritt an Deinen neuen "alten" Hund herantasten und sehen wie weit Du gehen kannst ohne ihn zu überfordern oder zu verängistigen.
So hat es bei uns gut geklappt. :D

montefix
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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von montefix »

Schließe mich Gismo an, es ist wie bei nem Welpen ;) Je nach Vorgeschichte dauert's auch ähnlich lang, bis alles fertig ist - Finix hat so ca. 3 Jahre gebraucht, bis ich ihn wirklich als "alltagstauglich" bezeichnen konnte und auch den Jagdtrieb halbwegs zufriedenstellend im Griff hatte, Monty war mit 3 aus der Pubertät raus und ist zum größtenteils zuverlässigen Partner geworden.

Was noch dazu kommt und auch nicht ganz unwichtig ist, ist dass man egal welche Vorgeschichte der Hund hat von Anfang an Grenzen setzen sollte und Führung vermitteln, ohne ihn übertrieben einzuengen. Wenn man zu viel Mitleid hat, weil der Hund eine schlechte Vergangenheit hat, könnte man sich sonst nen Haustyrann heranziehen, wenn er sich sicherer fühlt und Grenzen etc. nicht akzeptieren möchte. Bei meinem Pflegehund hatte ich beispielsweise den Fehler gemacht, ihn sehr schnell auf's Sofa zu lassen, weil er bei seinen Vorbesitzern die meiste Zeit allein im Flur gelebt hat und meiner Meinung nach Nähe verdiente. Die Folge war, dass er mich anknurrte, als ich ihn wieder runter schicken wollte...
Und man sollte sich bewusst sein, dass man sich ein Überraschungspaket geholt hat, was vielleicht den ganzen Tag lieb und nett ist, dann aber je nach Situation plötzlich nach vorne geht oder sich mit den Zähnen wehrt, wenn ihm eine scheinbar normale Situation grad nicht in den Kram passt oder verunsichert.

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Hoffnungsschimmer
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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Hoffnungsschimmer »

Ich schließe mich meinen Vorpostern an und möchte hinzufügen, dass man auch teilweise mit den Erziehungsfehlern der Vorbesitzer leben muss. Hat der Vorbesitzer nicht nach eigenen Maßstäben erzogen, kann es teilweise schwierig sein, ihm beizubringen, dass man es anders haben will, oder es dauert eben erheblich länger als bei einem Welpen.
Außerdem - und da spreche ich ja aus Erfahrung - haben "gebrauchte" Hunde häufig mehr Probleme mit dem Alleinbleiben, vor allem wenn es ihnen nicht ordentlich beigebracht wurde oder sie in den letzten Jahren nie alleine sein mussten. Da kann das schon ein paar Monate (Jahre? :uho1: ) dauern, bis man ein paar Stunden weggehen kann :snore:

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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von ameise »

oberstes gebot bzw. wichtigste regel sollte schlicht und ergreifend GEDULD sein!
danach kommt gleich VERSTÄNDNIS
ebenso wichtig VERLÄSSLICHKEIT,
dann folgt EINDEUTIGES VERHALTEN
und KONSEQUENTE ERZIEHUNG

aber ich denke das ist für alle hunde wichtig, nicht nur für "gebrauchte".
für hunde mit "vorleben" braucht man aber evtl. hauptsächlich noch mehr geduld und vertsändnis bzw. durchhaltevermögen...

lg ameise

Sand
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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Sand »

vielen Dank für die Eröffnung dieses Threads; das Thema interessiert mich gerade sehr, da ich ja auf der Suche nach einem "Gebraucht"-Hund bin.

Wie lang in etwa hat es bei euch gedauert, bis ihr euer Adoptivtier erstmals Besuch vorstellen konntet? Man hört öfter eine Faustregel von ca. 2-3 Wochen (wenn der Hund dann immer noch sehr unsicher wirkt, natürlich länger). Traf das bei euch in etwa zu? War es da leichter, sie in der eigenen Wohnung zusammenkommen zu lassen, oder draußen an einem neutralen Ort?

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Hoffnungsschimmer
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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Hoffnungsschimmer »

ALso ich hab Dana Sonntag geholt und Dienstag für drei Stunden meine Arbeitskollegin auf der Arbeit besucht - natürlich mit ihr ^^ Das bot sich gerade an, weil ich nur eine Woche Urlaub hatte und die Chefs (sitze im Vorzimmer) am Dienstag nicht da waren, da wollte ich Dana schonmal das Büro zeigen, damit es keine fremde Umgebung mehr ist, wenn wir eine Woche später wiederkommen würden.
Besuch an sich gibts bei uns ohnehin selten, wir sind mehr bei anderen Leuten...aber nach zwei Wochen hatte ich meine Schwester und Mutter übers Wochenende da, das war überhaupt kein Problem.
Dana kam aber ja auch aus einer privaten Familie und nicht zB von der Straße und hatte ohnehin sehr wenig Umgewöhnungsprobleme.

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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Gismo »

Hmm, also bei Elisa kam der erste Besuch glaube ich nach 2 Tagen nach Hause zu uns.
Alles gar kein Problem bei Ihr. Es hat geklingelt und Elisa hat sich nicht gerührt, wie auch viel mir dann ein, die kam aus dem Tierheim und vorher von der Straße, da gibt es bekanntlicherweise keine Klingeln. :p
Sie stand dann auf als der Besuch ins Wohnzimmer kam und beschnüffelte den. Dann ging die Route hin und her und sie ließ sich anfassen. Zu Hause alles kein Problem. Sie ist ein sehr freundlicher Hund.
Mit Männern und vor allem Draußen sieht das anders aus. Die sie kennt (andere Hundebesitzer) alles gut und freundlich aber fremde Männer sind nicht so ganz Ihr Ding. Sie lässt sich von denen nicht gerne anfasse, geht dann einen Schritt zurück und es kann auch sein das sie dann mal bellt. Aber das ist auch Ihr gutes Recht finde ich. ich will ja auch nicht, dass mich jeder wildfremede anfasst. :thumbsdown:

Mittlerweile (2 Jahre bei uns) passt Sie mehr auf Hof und Haus auf. Da darf nicht jeder vor der Tür stehen und einfach mal reinwollen. Der Pizzabote ist ok, der bringt ja immer nur was, der Postbote auch, der hat immer was leckerse in der Tasche. :lol:

Mit Handwerker Männern hat sie das nicht so.... die mag sie nicht. Also, sie greift die nicht an aber da wird schon mal aus sicherer Entfernung geknurrt wenn die durch das Wohnzimmer laufen. Sage ich Ihr allerdings das es ok ist, nimmt sie es so hin. Aber die Handwerker werden dabei nicht aus dem Augen gelassen. Könnte ja sein das die was schlimmes anstellen. :theboxer:

2*Beine_8*Pfoten

Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von 2*Beine_8*Pfoten »

Ich hab meinen Hovi-Mix mit 1,5 Jahren Second-Hand, scheiße sozialisiert und null erzogen übernommen.
Jetzt hab ich ihn bald eineinhalb Jahre und wir stecken immer noch mitten in der Arbeit. Er ist schon wesentlich alltagstauglicher geworden, zu 100% fehlt uns jedoch noch ein Stück :) aber wir haben enorme Fortschritte gemacht und jeder Tag bedeutet einen weiteren Fortschritt.

Er ging anfangs alles und jeden an. Vom Kind aufm Roller bis hin zum Jogger und Radfahrer stand alles auf seinem "Speiseplan". Einmal Leine los war der Hund einfach weg und ging jagen. Rückruf? Kommandos? Nix da - kannte er nicht.
Er ist heute immer noch schwierig mit fremden Menschen, aber ich weiss um seine Schwierigkeit und sein Handling ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.
Ich hab durch mein Monster gelernt sich einfach vorsichtig ran zu tasten. Heute kann ich ihm absolut vertrauen, weiss wie er in welcher Situation reagieren wird und weiss ihn zu handlen :lovemetoo:

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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von babett »

Man sollte auch im Hinterkopf behalten, daß der Hund bis zu 3 Monaten braucht, um sein wahres Gesicht zu zeigen.

Erst mal kommt er in fremde Umgebung, zu fremden Menschen - da wird er vorsichtig sein und erst mal abwarten. Mit der Sicherheit und dem Heimischfühlen kommt dann auch "der wahre Charakter" zum Vorschein. Vor allem bei Hunden mit Schutztrieb und (Revier)aggressionen.

Und man sollte grad bei wehrhaften Hunden mit unbekannter Vergangenheit drauf gefaßt sein, daß der Hund in bestimmten Situationen nach vorn geht.

Ich hab ja nun fast ein Jahr lang einen erwachsenen Rüden bei mir. Ok, "versaut" hab ich ihn selber :lipssealed: ging ja nicht anders. Der Vorteil bei ihm ist, daß er warnt, wenn ihm was nicht paßt. So hab ich Zeit, ihn aus der Situation herauszunehmen. Er ist z.B. grundsätzlich neutral Fremden gegenüber, läßt sich auch anfassen und streicheln. Allerdings wirds ihm dann irgendwann zuviel und dieses unbedarfte und aufdringliche Kampfknuddeln von manchen Leuten findet er gruslig. Da knurrt er dann schon mal.

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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Friida »

Meine "Gebrauchthunde" hatten kein Problem mit Besuch.

Chihuahua Tilli ließ sich zwar von Fremden nicht gleich anfassen. Das legte sich aber schnell, wenn Besucher sie erstmal ignoriert haben. Dann ging sie nach wenigen Minuten von selbst hin.

Der Herr Hero findet von Haus aus alle Menschen erstmal gut und interessant. Der hat keinerlei Berühungsängste, sondern ist der Meinung, jeder muß ihn mögen.

Da hatte ich mit Cora, obwohl ich sie vom Welpenalter an habe, viel mehr Probleme.

2*Beine_8*Pfoten

Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von 2*Beine_8*Pfoten »

babett hat geschrieben:Man sollte auch im Hinterkopf behalten, daß der Hund bis zu 3 Monaten braucht, um sein wahres Gesicht zu zeigen.

Erst mal kommt er in fremde Umgebung, zu fremden Menschen - da wird er vorsichtig sein und erst mal abwarten. Mit der Sicherheit und dem Heimischfühlen kommt dann auch "der wahre Charakter" zum Vorschein. Vor allem bei Hunden mit Schutztrieb und (Revier)aggressionen.

Und man sollte grad bei wehrhaften Hunden mit unbekannter Vergangenheit drauf gefaßt sein, daß der Hund in bestimmten Situationen nach vorn geht.

Ich hab ja nun fast ein Jahr lang einen erwachsenen Rüden bei mir. Ok, "versaut" hab ich ihn selber :lipssealed: ging ja nicht anders. Der Vorteil bei ihm ist, daß er warnt, wenn ihm was nicht paßt. So hab ich Zeit, ihn aus der Situation herauszunehmen. Er ist z.B. grundsätzlich neutral Fremden gegenüber, läßt sich auch anfassen und streicheln. Allerdings wirds ihm dann irgendwann zuviel und dieses unbedarfte und aufdringliche Kampfknuddeln von manchen Leuten findet er gruslig. Da knurrt er dann schon mal.
Teddy hat sich schon bissl eher heimisch gefühlt und sein eigentliches Gesicht gezeigt...was hab ich Kämpfe mit diesem Hund ausgefochten...
Was ich schwierig fand: die Situationen erstmal heraus zu finden, wann er nach vorne ging oder bis zu welchem Punkt für ihn alles okay ist.
Jetzt, nach 1,5 Jahren, kenne ich ihn fast schon in- und auswendig und sehe es ihm schon anhand seines Gesichtsausdruck´s an, wenn es kritisch wird.

Mina
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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von Mina »

Ich hab ja schon öfters Pflegehunde oder Ausbildungshunde usw. hier gehabt. Teilweise auch sehr unsichere/ängstliche Tiere und auch unsicher-aggressive Tiere.
Ich handhabe das immer gleich. Ich lass den Hund erst mal komplett in Ruhe. Er kann selber rumlaufen, gucken, schnuppern etc. er entscheidet, wann und wie er kontakt zu mir aufnimmt.
Erst wenn er kommt und immer seine Leckerlies abholt, fang ich an, selber Kontakt aufzunehmen und gucke, wie er reagiert.
Es kam auch schon vor, dass ein Hund mich gleich angegriffen hat, als ich ihn dann angefasst habe. Auf so was sollte man innerlich immer vorbereitet sein ohne aber angst vor dem Tier zu haben.

Ansonsten halt: viel zeit lassen, langsam alles angehen und den hund erst mal sicherheit geben + Bindung aufbauen. Ich gehe erst später mit den Hunden spazieren. Die erste Zeit lass ich sie zu Hause laufen. Dann gehts erst mal nur raus aufs Feld. So langsam setze ich dem hund auch mehr umweltreize aus und schaue wie er sich zeigt.

SchmuseDobi
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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von SchmuseDobi »

Wie lang in etwa hat es bei euch gedauert, bis ihr euer Adoptivtier erstmals Besuch vorstellen konntet? Man hört öfter eine Faustregel von ca. 2-3 Wochen (wenn der Hund dann immer noch sehr unsicher wirkt, natürlich länger). Traf das bei euch in etwa zu? War es da leichter, sie in der eigenen Wohnung zusammenkommen zu lassen, oder draußen an einem neutralen Ort?
Es kommt auf den Hund an. Ich hatte Pflegehunde, die hätte ich am ersten Tag überall hin mitnehmen können, eine Hündin wurde leider 2 mal für ein paar Tage vermittelt, die hatte sich SOFORT nach einem Tag komplett an die neuen Besitzer gebunden. Bei der ging das ratz fatz, die hatte keine Probleme sich neu zu binden.
Mein Rüde kam mit einem Jahr und hatte sich auch sofort an mich gebunden, allerdings war er noch sehr unsicher.

Ich habe damals einen Fehler gemacht, den ich hier reinschreibe, damit andere nicht den gleichen Fehler machen:
Ich biin mit der alten Besitzer leider keine Alltagssituationen durchgegangen wo ich mehr über den Charakter erfahren hätte.
Man sollte wenn man die Möglichkeit hat den Hund mit seinem alten Besitzer anzutreffen immer mit dem Besitzer in Hundebegegnungen gehen und ein paar Alltagssituationen sich anschauen, die einem wichtig sind. So kann man schon mal sehen was auf einen zukommen wird, da der Hund sich bei einem womöglich anfangs noch "zurückhält" mit seinem Verhalten.
Mir sagte man vieles was nicht stimmte, was ich hätte vermeiden können wenn ich die Besitzerin in der Situation mit dem Hund gesehen hätte. Leider trafen wir an dem Tag keine fremden an, keine Kinder, keine Hunde, einfach garnichts wo ich hätte was bemerken können.

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Re: Goldene Regeln zum Einzug eines "gebrauchten" Hundes

Beitrag von IvY2504 »

Huhu,

ich hab ja auch einen "Gebrauchthund"...find ich n total doffes Wort, aber egal....

Das erste, was wir gemacht haben: Ihn von seinen Krankheiten befreit. Gismo kam aus schlechter Haltung zu uns. Flöhe, Milben, Ohrmilben, daher Ohrentzündung, Hrzgeräusch, Wachstumsproblem in der linken Vorderpfote....joa, es war so einiges....

Dazu kommt nach, dass Gismo die ersten Monate seines Lebens eingesprerrt war und geschlagen wurde. (bei der ersten Familie)
Die oben beschriebenen Krankheiten kamen dann von der zweiten Familie.

Er war übrigens 5Monate jung, als wir ihn zu uns holten.

Die Mischung ist gefährlich: Er war mega ängstlich und unsicher!!
Er hatte kein Schnappproblem oder so....er hatte einfach nur Angst...vor allem.

Und ja, das dauert! Das Vertrauen aufzubauen stand für uns daher an erster Stelle. Gemacht haben wir das so, wie Mina es schon beschrieb:
Mina hat geschrieben:Ich lass den Hund erst mal komplett in Ruhe. Er kann selber rumlaufen, gucken, schnuppern etc. er entscheidet, wann und wie er kontakt zu mir aufnimmt.
Erst wenn er kommt und immer seine Leckerlies abholt, fang ich an, selber Kontakt aufzunehmen und gucke, wie er reagiert.


Ansonsten halt: viel zeit lassen, langsam alles angehen und den hund erst mal sicherheit geben + Bindung aufbauen.

Es zahlte sich aus! Er wurde zutraulicher, hat sich immer mehr getraut....und zum Thema "sein wahres Gesicht zeigen": bei Gismo waren es mehr als 3Monate!! Aber ich war über jeden Charakterzug nur froh!

Heute lebt er ohne Angst bei uns! Klar, es gibt immer Situationen, wo Hundi ängstlich ist, oder erstmal gucken muss, aber es ist nicht mit dem zu vergleichen, was ich damals an ihm gesehen habe.

Jemand, der sich einen "Gebrauchthund" holt, muss einfach mit allem rechnen und vor allem viel mehr Zeit investieren, als es bei einem Welpen der Fall ist. Er muss den Hund so akzeptieren, wie er ist. Man kann ihn nicht mehr verbiegen, aber an bestimmten Eigenschaften trotzdem arbeiten.
Ich muss sagen, dass mir Gismo sehr sehr viel Freude bereitet!! Aber: Es war auch ein hartes Stück Arbeit.

Liebe Grüße Ivy & Gismo

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