Einen Rottweiler für uns?

Rottweiler Metzgerhund
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hundimsand
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Einen Rottweiler für uns?

Beitrag von hundimsand »

Hallo Rotti-Gemeinde :D

ich hoffe ihr könnte mir helfen, denn ich habe ein Problem.
Oder, besser gesagt, mein Freund hat ein Problem ohne Hund...er ist absolut rottiviziert! :shock:
Das Rassebuch steht in der Vitriene, der Platz an der Heizung ist reserviert für ein mega Hundekörbchen, auf dem Arm meines Holden trohnt seit geschlagenen 8 Jahren ein tattoowierter Rottikopf und jeder Hund wird erführchtig gestreichelt!

Nun ist es so, das wir uns dieses Jahr eine Größere Wohnung suchen, den 1,5 Zimmer für zwei Personen sind zu klein! Am liebsten 3,5 Zimmer, heisst ein Zimmer für potentielle Haustiere!
Nein, pardon, für den Hund! :o

Nun ist so ein Rottweiler ja nur solange klein, bis die großen Knopfaugen dem irren Blick eines nicht zu bändigen Junghundes weichen und er irgentwo mal seine Bestimmung als Familien- und Arbeitshund antreten soll!
Mein Freund arbeitet im Sicherheitsdienst, drum soll sein Hund ihn Unterstützen. Er soll eine Schutzhundeausbildung bekommen damit er voll ''einsatzfähig'' ist.

Klingt natürlich alles toll, wenn man sich das so vorstellt! Aber ist es das auch?

Ist unser Plan realistisch oder an den Haaren herbeigezogen?

Weder ich, noch er haben einen Hund gehabt, nur mal Nachbarshund Gassi geführt, mit den Vierbeinern der Bekannten im Garten gespielt und plattgestreichelt.

Der Hund wäre also das gemeinsame Hobby, größtenteils hat aber mein Freund mit ihm zutun. Ich besitze schon ein Pferd und wir wohnen in einer ländlichen Stadt.

Ich glaube, ich beende meine Geschichte mal hier, sonst kommt alles noch durcheinanderer :evil:

Ich freue mich auch viele Fragen und hilfreiche Tipps!
Ganz liebe Grüße
hundimsand

Lienchen
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Re: Einen Rottweiler für uns?

Beitrag von Lienchen »

Hi.

Zuerst mal ist es wichtig zu wissen, wo Ihr wohnt, denn der Rottweiler unterliegt in einigen Bundesländern als "Listenhund" verschärften Auflagen wie z.B. Maulkorb- und Leinenzwang, Wesenstestpflicht, Sachkundenachweis, Führungszeugnis etc.
So z.B. in NRW, Brandenburg und meines Wissens nach auch in Hessen, ob das alle waren weiß ich im Moment nicht.

Grundsätzlich spricht wohl nichts gegen einen Rotti, wenn Ihr genug Zeit für ihn habt, mit ihm eine Hundeschule oder einen Hundeverein von Welpenbeinen an besucht und euch mit ihm sportlich betätigt, Geduld und Enthusiasmus zeigt.
Sucht Euch einfach mal eine Ortsgruppe des ADRK und schaut Euch das ganze mal an. Unterhaltet Euch mit Haltern, Züchtern und guckt Euch mal die Ausbildung der Hunde und den Umgang mit den Hunden vor Ort an.

Das mit dem Sicherheitsdienst ist allerdings so eine Sache, die Ausbildung zum "einsatzfähigen Zivilschutzhund" ist in D meines Wissens nach ausschließlich der Polizei vorbehalten.
Ein Hund darf im Sicherheitsdienst zwar seinen Herrn begleiten aber er darf keinesfalls beißen, denn das wäre Körperverletzung!
Ein "einsatzfähiger" Hund darf nur von der Polizei geführt werden, denn ein "einsatzfähiger" Hund ist eine Waffe.

Was bleibt wäre die rein sportliche Ausbildung zum "Schutzhund", die seit geraumer Zeit "Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde" heißt und die eine rein hundesportliche Angelegenheit ist (jedenfalls sein sollte).
Hierbei wird der Hund in 3 Abteilungen trainiert: Abt. A (früher: "Fährte"), Abt. B (früher: "Unterordnung" sprich SitzPlatzFuß) und Abt. C (früher "Schutzdienst")
Der Schutzdienst am Menschen (Helfer) wird in aller Regel rein über Beute aufgebaut, sprich: Der Hund wird nicht auf den Menschen (den Helfer) "scharf gemacht", sondern er will vom Helfer nur seine Beute (den Schutzärmel) haben. Die Abfolgen, die Reaktionen des Helfers, die Richtungen und Schrittfolgen des Hundeführers unterliegen dabei einer Prüfungsordnung und sind immer gleich.
Für den Hund entwickelt sich so schnell eine Routine, so dass er lernt, dass "Schutzdienst" nur unter speziellen Bedingungen (Hundeplatz, Helfer mit "Beute" etc.) stattfindet. In der Regel wird ein sportlich geführter Hund dieses gelernte im Alltag nicht umsetzen, das wäre auch fatal, denn dann wäre der Hund gefährlich.
Ein Hund, der auf dem Hundeplatz in Abt. C gelernt hat, den Helfer, der plötzlich mit erhobenem Softstock auf ihn zu kommt, anzugehen und in die Manschette zu beißen darf und sollte nämlich unter keinen Umständen abends im Park ein altes Öppaken angehen und herzhaft in den Arm beißen, das sich vielleicht vorm Hund erschreckt hat und mit dem Krückstock rumwedelt oder im Pferdestall sich ein Mädel zur Brust nehmen, das mit einer Reitgerte herumhantiert. Sowas kann nämlich durchaus passieren, wenn der Hund in der Ausbildung etwas falsch verknüpft oder der bewusst trainierte Trieb mit ihm durchgeht und dessen muss man sich immer bewusst sein!

Für gewöhnlich (und so soll es sein) reagieren sportlich ausgebildete Hunde nicht auf Personen ohne Schutzanzug und Schutzärmel, also ist auch ein in VPG ausgebildeter Hund nicht unbedingt als Schutzhund im Sicherheitsdienst einsetzbar, denn der handelsübliche Einbrecher hat nur selten einen Schutzanzug und einen Schutzärmel an.
Und ohne diese "Signalreize" wird ein gut ausgebildeter "VPG-Hund" nicht über seinen angeborenen Schutzinstinkt hinaus (den so ziemlich jeder Rotti mehr oder minder mitbringt und den es zu kontrollieren und kanalisieren gilt) reagieren.
Ein VPG-Hund lernt übrigens kein "Fass" bzw. einen Angriff auf Befehl gibt es im Sport nicht!

Wird der Hund allerdings "auf den Menschen" abgerichtet (was durchaus unter der Hand (da illegal) immer noch auf einigen Hundesportplätzen gemacht wird, zählt er als "gefährlicher Hund" im Sinne von vielen Landeshundeverordnungen und -gesetzen und unterläge damit in den meisten Bundesländern einem permanenten Maulkorb- und Leinenzwang sowie einer "Kampfhundsteuer".

Man muss sich auch immer im Klaren darüber sein was man will: Einen alltags- und umwelttauglichen Hund, der sozial, menschenfreundlich und souverän ist, den man bedenkenlos mit in die Stadt oder in den Stall nehmen kann, mit dem man in der Freizeit Hundesport betreibt oder einen "zivilscharfen, einsatzfähigen" Hund, der im Alltag unter Umständen aufgrund der Ausbildung eine Gefahr für die Umwelt darstellen kann und den man besser nicht ungesichert führen sollte, wo sich fremde Menschen aufhalten.

Just my 2 cents...
Gruß
Lienchen

Ginni
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Re: Einen Rottweiler für uns?

Beitrag von Ginni »

Hallo,

ich kann mich den Ausführungen von Lienchen nur anschließen. So einfach ist das mit einem voll einsatzfähigen Hund im herkömmlichen Sicherheitsdienst nicht! Falls es nur darum geht, einen Rottweiler insofern einzusetzen, dass er durch seine Optik und evtl auch einen guten Gehorsam gewisse Leute abschrecken oder beeindrucken soll, dann spricht meiner Meinung nichts dagegen.
Ist unser Plan realistisch oder an den Haaren herbeigezogen?
Sofern ihr also einen Rotti möchtet, der für den VPG-Sport taugt, empfehle ich Euch, nach einem guten Züchter Ausschaut zu halten. Nicht jeder Rotti taugt gleichermaßen für die Ausbildung zum Sporthund im Sinne von VPG (leider). Schaut Euch also genau die Linien an und setzt Euch mit verschiedenen Züchtern in Verbindung. Und: nicht überall, wo VPG draufsteht, steckt auch wirklich ein guter Arbeitshund drin :)

hundimsand
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Re: Einen Rottweiler für uns?

Beitrag von hundimsand »

Danke für die Antworten und ein Sorry fürs lange nicht Melden!

Mit ''einsatzfähig'' meine ich definitiv nicht, das der Hund angreifen/verteidigen und vertreiben soll! Sowas will ich gar nicht händeln wollen, das gehört nicht in den Alltag.

Ich meine eher, das unser potentieller Hund so erzogen werden soll, das er wachsam ist, aufs Wort hört und als einzige Maßnahme das Verbellen von Fremden in Betracht zieht, denn ich denke wenn ein 50kg stabiler Hund einem vor die Fuße treten sollte, überlegt man sich das zweimal ob man das Grundstück betritt.
Ob wir das soweit betreiben wollen, und uns hundesportlich betätigen, können wir jetzt noch nicht sagen.

Es geht uns um einen gehorsamen Hund, der uns, unseren Hof und das Herrchen schützen kann und nicht, auf ''Fass!'' jemanden in Grund und Boden beisst.

Ich denke nur schon soweit, das der Hund durchaus noch die Zeit miterlebt, in der mal ein, zwei Kinder ins Familiegeschehen treten und der diese nicht als Mitstreiter um die Gunst des Herrchens sieht, sondern als Familie die es so bewachen gilt und nicht panisch um sich schnappt, sollte Junior mal das Hundohr in die Finger kriegen.

Deshalb meine Frage ob ein Rottweiler sich für sowas eignet, oder ob er tatsächlich in die Hände von Hundsportlern gehört, die ihn gerecht fördern und fordern!

Es wäre traurig, wenn wir unseren Hund abgeben müssten, weil er nicht artgerecht behandelt werden kann.
In dem Fall wäre eine andere Rasse sinnvoller!

Ich bin froh hier so ehrliche Meinungen zu hören :thumbsup:

Liebe Grüße

Ginni
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Re: Einen Rottweiler für uns?

Beitrag von Ginni »

Hallo,

im Prinzip ist es alles eine Frage der Erziehung.
Ich meine eher, das unser potentieller Hund so erzogen werden soll, das er wachsam ist, aufs Wort hört und als einzige Maßnahme das Verbellen von Fremden in Betracht zieht, denn ich denke wenn ein 50kg stabiler Hund einem vor die Fuße treten sollte, überlegt man sich das zweimal ob man das Grundstück betritt.
Natürlich kann man einen Rottweiler so erziehen. Aber ich möchte ehrlich sein: in meinen Augen, und das ist die Erfahrung, die ich bisher gemacht habe, ist es weitaus "anstrengender" einen Rottweiler zum wirklich sicheren Gehorsam zu erziehen, so dass man sich bis zu 99% auf den Hund verlassen kann, als dies vielleicht bei einigen anderen Rassen der Fall ist - und beim Rottweiler sind Hündinnen meistens (nicht immer) noch eine Spur "einfacher" als die Rüden, die dann ja eben auch um die 50 kg wiegen. Ob man solch einen doch recht zuverlässigen Gehorsam beim Hund hinbekommt, ist definitiv nicht direkt davon abhängig, ob man Hundesport betreibt oder nicht.
Ich denke nur schon soweit, das der Hund durchaus noch die Zeit miterlebt, in der mal ein, zwei Kinder ins Familiegeschehen treten und der diese nicht als Mitstreiter um die Gunst des Herrchens sieht, sondern als Familie die es so bewachen gilt und nicht panisch um sich schnappt, sollte Junior mal das Hundohr in die Finger kriegen.
Das ist ebenfalls eine Frage der Erziehung. Ob der Hund die Kinder, vor allem das "neue" Baby, als Konkurrent betrachtet, liegt einzig und alleine an Dir. Es kommt darauf an, wie der Hund an das Kind gewöhnt wird, wie man mit Kind UND Hund umgeht.
Deshalb meine Frage ob ein Rottweiler sich für sowas eignet, oder ob er tatsächlich in die Hände von Hundsportlern gehört, die ihn gerecht fördern und fordern!
Wie bereits gesagt, ist der Rottweiler prinzipiell geeignet. Aber: ehrlich gesagt höre ich aus Deinen Beiträgen schon eine gewisse Unsicherheit heraus ("und was wäre wenn...", "wenn der Hund nun vielleicht dochmal nicht hört...", "und was ist wenn die Kinder..."...). Ich finde, dass der Rottweiler, gerade wenn man wirklich einen nahezu zuverlässig gehorsamen Hund möchte, in erfahrene Hände gehört. Der Rottweiler ist ja nun nicht ganz einfach, hat einen dicken Sturschädel und auch die Rüden prüfen gerne mal, wie weit sie gehen können - und zwar nicht nur in der Flegelphase. So einem Charakter sollte man also schon sehr bestimmt und selbstsicher begegnen. Man muss wissen, was man selber möchte und man muss wissen, was man vom Hund möchte und ihm klar und deutlich zeigen können, wo er steht. Kann man das und hat man auch keine Angst, wenn einen der eigene Rottweilerrüde mit 50 kg mal doch brummelnd gegenüber steht und einen evtl. etwas provoziert, dann kann dies klappen.

Insofern kannst letztendlich nur Du selbst entscheiden, ob Du Dir das zutraust, oder eben nicht.

Und, damit keine Mißverständnisse entstehen: Natürlich muss man nicht zwingend schon ein erfahrener Hundebesitzer sein, um einem Rottweiler "Sitz" und "Platz" beizubringen. Aber in meinen Augen ist es ein großer Unterschied, ob man seinem Hund nun den Alltagsgehorsam beibringt und er sich mal auf Befehl hinsetzt oder das Bällchen hergibt, oder ob man einen wirklich zuverlässig gehorsamen Hund bekommt, den Gehorsam also auch absichert und zwar in jeder Situation.

Einen 100% zuverlässigen Gehorsam wird man meiner Meinung nach aber bei keinem Hund hinbekommen, dies wäre sehr blauäugig. Es sind und bleiben eben unberechenbare (Raub-)Tiere.

Mein Tipp: Ihr müsst Euch selbst einig werden, wie realistisch dies Vorhaben für Euch ist. Zumindest solltet Ihr Euch beide Eurer Sache sicher sein und dem neuen Familienmitglied Rottweiler nicht mit Unsicherheit entgegen treten. Ihr solltet Euch ernsthafte Gedanken darüber machen, ob Ihr nun definitiv Hundesport betreiben wollt, oder ob Ihr lieber doch keinen Hundesport machen wollt oder dies noch offen steht. Auf dieser Entscheidung aufbauend würde ich an Eurer Stelle nämlich eine entsprechende Verbindung wählen (seid Ihr Euch noch sehr unsicher, ob Ihr Hundesport machen wollt, würde ich jetzt nicht unbedingt einen Rottweiler aus einer vielversprechenden Leistungslinie holen). Und überlegt Euch, ob Ihr einen Rüden oder eine Hündin wollt. Die Rüden sind optisch imposanter, keine Frage. Überlegt auch, ob Ihr beide (unabhängig von einander) den Hund alleine händeln könnt. Ein Hund mit 50 kg in den besten Jahren ist schwer zu halten, wenn er mal ordentlich Gas gibt. Rottirüden sind oftmals auch sehr selbstbewusst anderen Hunden, vor allem auch Rüden, gegenüber und lassen sich nicht gerne anmachen - auch hier zählt wieder: 50 kg, die evtl wütend an der Leine zerren ...! Es gibt auch schwierige Hündinnen, aber in der Regel sind sie doch (nicht nur vom Gewicht her) einfacher zu handhaben. Da gibt es viele Fragen, die beantwortet werden müssen und die letztendlich nur Ihr selber beantworten könnt. Wenn Ihr Euch danach sicher seid, dass der Rottweiler zu Euch passt und "Eure" Rasse ist, egal was passiert, egal welche Auflagen kommen, egal wie man angeschaut wird, egal was andere denken (...): dann könnt Ihr einen Schritt weitergehen und nach Züchtern suchen, die eine geeignete Verbindung planen und diese besuchen und "auf den Zahn fühlen". Ihr könnt natürlich auch vorher einfach mal Züchter besuchen oder Rottweilerbesitzer treffen und Euch einfach mal diese Rasse "live" anschauen und erleben.

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