modehund und in den falschen händen

Alley Cat
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modehund und in den falschen händen

Beitrag von Alley Cat »

ich hab mir letzte woche einen jack-russel-terrier angesehen, um trainingstipps zu geben. die besitzerin hat meinen freund angesprochen, weil chesterfield so gut hört und mich dann um hilfe gebeten.

die eckdaten:

der hund ist 2,5 jahre alt und attackiert seit bald einem jahr(!) andere hunde - vor allem rüden. er soll eigentlich kastriert werden.

ich war beim gemeinsamen spaziergang dann von minute zu minute schockierter.

angefangen hats schon als sie mit dem hund zum treffpunkt kam. es lief zufälligerweise ein zweiter, 7monate alter jack russel herum. ich hab ihr zugerufen, dass das auch ein rüde ist, als sie herankam. was tut sie? lässt ihren brummelnden hund an der flexi hinlaufen, als ihrer dann auf angriff ging, hat sie ihn an der leine hochgezogen. ich hab noch gefragt, warum sie ihn hinlässt, wenn sie eh weiß, dass ihrer mit anderen rüden nicht kann und schon so deutliche signale setzt, dass er den anderen hund nicht mag. antwort: "hin und wieder funktionierts ja"

so weit so gut. wir gingen los und der hund blieb an der flexileine unbeachtet, während sie mir ihre geschichte erzählte.

ihre damals 14jährige tochter wollte unbedingt einen hund. sie machten grad urlaub in ungarn, als sie dort einen markt besuchten. irgendjemand sagte ihnen, dass es weiter hinten welpen gab. natürlich schauten sie hin und entschieden sich dann für den jacky.

ich: "habt ihr euch vorher mit der rasse auseinandergesetzt?"
sie: "meine tochter wollte einen großen hund. aber die kleinen brauchen weniger bewegung, weniger auslastung und weniger erziehung"

der hund wird von der tochter spazieren getragen, an auslastung gibts eine stunde spaziergang an der flexileine. er beherrscht keinen rückruf, kein sitz, kein platz und zieht an der leine. die kinder spielen mit ihm - ball-werfen (ach ja: und sein jagdtrieb ist sooo schlimm :uho1: )

alleine bleibt er täglich acht stunden, aber er hat ja eh die katzen zum spielen. eine hundeschule hat er nie von innen gesehen.

ich hab ihr erklärt, dass es ein hartes stück arbeit werden wird, den hund zu erziehen. dass es keine spaziergänge mehr geben darf, wo der hund an der leine tun und lassen kann was er will, sondern dass er gearbeitet werden muss. tägliche grundgehorsamsübungen beim spazierengehen, schleppleine und hundeschule. zuhause müssen dringend die privilegien eingeschränkt werden (er zwickt, wenn er von der couch verwiesen wird) und an der ressourcenverwaltung muss gearbeitet werden.

kastration würde ich noch ein wenig zurückstecken, weils ohne training sowieso nicht geht (ihre tierärztin hat gemeint, kastrieren und das problem löst sich von allein)

seitdem hab ich nichts mehr von ihr gehört.

ich finds sooo traurig für den hund... und er ist ja nicht der einzige jackie, der falsch gehalten wird in meiner nähe. sind ja kleine, bunte und süße hunde.. dass das TERRIER sind, JAGDHUNDE, die mehr auslastung brauchen als viele große hunde, wird da gern vergessen.

:headtowall: mehr gibts dazu nicht zu sagen...

Flixilotte
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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Flixilotte »

Felix ist ein Glatthaar Foxterrier - Beagle -Mix. Sein hirnloser Vermehrer hat Eltern miteinander verpaart, die beide aus Jagdleistungszuchten stammen und jagdlich geführt werden. Die Welpen wurden dann an absolute Laien verkauft. Zwei von Felix Geschwister landeten im Tierheim (sind jetzt auch glücklich bei netten Leuten), Felix wäre fast eingeschläfert worden. Damals war er gerade drei Jahre alt!!!!!

Die Halter waren mit der Erziehung vollkommen überfordert. Er wurde mit der Zeitung geschlagen. Zum Schluss haben sie nur noch die Tür aufgemacht. Felix war dann stundenlag weg und kam mit einem erlegten Feldhasen wieder. Das war mehrmals die Woche der Fall. :headtowall:

Alley Cat
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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Alley Cat »

ohne dass es jetzt wer in den falschen hals kriegt - aber ein jack russel wäre der LETZTE hund, den ich persönlich mir nehmen würde.

ich bin einerseits nur sehr bedingt terriertauglich (mal abgesehen von pit, amstaff, staff und bullterrier). und andererseits könnte ich nur die wenigsten terrier auslasten. ich bin eher der gebrauchshunde- bzw. molossertyp (und manche kleinen begleithunde).

aber ich weiß, dass gerade jackies wunderbare hunde sein können, wenn sie ordentlich erzogen und ausgelastet werden. es gibt auch nur sehr wenige menschen, denen ich einen jack russel empfehlen würde und ich werde oft um hilfe bei der richtigen rassewahl gefragt.

es nervt mich halt generell, dass modehunde so oft in den falschen händen landen. und halt von irgendwoher geholt werden - hauptsache billig.

ist ja beim goldie oder labbi auch nicht viel anders.

nur kommen gerade die jackies sehr in verruf, weil man inzwischen doch viele sieht, die keuchend in der leine hängen und von den besitzern absolut nicht kontrolliert werden können. dazu noch zu wenig oder die falsche auslastung und das kleine monster ist perfekt... mir tun immer die hunde leid - was können die dafür?

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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von sky1982 »

Ja da hast du Recht, es ist immer traurig, wenn eine Rasse nicht richtig gehalten wird, die Hunde dann nicht so "funktionieren" wie man sich es vorgestellt hat und dann meistens im Tierheim oder sonst wo landen. Die armen Hunde können überhaupt nichts dafür und man selbst hat ja auch kaum eine Möglichkeit einzugreifen und etwas zu ändern.

Ich meine, erst fragt dich die Frau nach deiner Hilfe und nachdem du ihr gesagt hast, wo die Ansätze sind, meldet sie sich nicht mehr, finde ich unverschämt von ihr, aber würde ja Arbeit für sie bedeuten. :angry:

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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Alley Cat »

genau das hab ich mir während des gesprächs schon gedacht: dass sie sich nicht mehr melden wird, weils ein hartes stück arbeit wäre, die versäumte arbeit mit dem hund nachzuholen.

ich trau mich fast wetten, dass sie den hund erst mal kastrieren lässt und hofft, dass sich damit alle probleme in luft auflösen... :headtowall:

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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von termite »

ich kenne leider auch einige jackies, die sich so verhalten, wie der von dir beschriebene. einen jackie würd ich mir auch nicht zutrauen.
meine mutter findet diese rasse ja total toll, und will unbedingt einen haben. bisher konnt ich sie noch davon abbringen, denn sie ist auch extrem inkonsequent, und macht auch mit dem hund nicht sehr viel. ihr jetziger hund (golden r. ) bekommt nur normale leinen-spaziergänge, wenn ihr das wetter zusagt, sind es auch dementsprechend weniger und kürzere :???:

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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von bechen »

Ja ,ja die gute alte Kastration hilft alle Probleme weg zu opperieren.Was sind das nur für naive Menschen die meinen so ein kleiner Hund braucht doch kaum Erziehung :headtowall:
Das ist eine Rasse die wirklich sehr arbeitsintensiv ist.
Sie informieren sich nicht und wer muß das ganze ausbaden,diese kleine fröhliche Rasse die eine harte Hand brauchen um glücklich zu sein.
Ich habe ein Rotti weil ich einen gemütlichen Hund brauche wenn er nach harter Arbeit die UO begriffen hat,ein Jackie würde ich mir auch nie zutrauen!!!!!!
Bin froh das meine Tasten vom Lapi jetzt noch gehen so habe ich jetzt meine Wut raus gelassen.

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alfinchen
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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von alfinchen »

Hier bei uns habe ich das Gefühl, dass die Jack Russell Mode Welle langsam abebbt - zum Glück. Die Altlasten findet man leider vermehrt in Tierheimen.

Ich kenne auch so viele Leute, die sich einen Jack Russell angeschafft haben, weil sie "keine Zeit haben, einen goßen Hund auszuführen"... So nach dem Motto Kurze Beine = wenig Arbeit mit dem Hund. Stimmt ja leider nicht wirklich, wie man auch an obigen Beispiel sieht.

Auf der anderen Seite sieht man Parson Russells immer häufiger hier im Jagdeinsatz - mit großem Erfolg. Von Nichtjägern, die das mitbekommen hört man da solche Sprüche: Was, jagen mit einem Jacky??? Geht das denn überhaupt? :dizzy:

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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Abby&Ziwa »

alfinchen hat geschrieben: Von Nichtjägern, die das mitbekommen hört man da solche Sprüche: Was, jagen mit einem Jacky??? Geht das denn überhaupt? :dizzy:
Kann ich nur bestätigen...das höre ich regelmäßig.

Alley Cat
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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Alley Cat »

ich finds toll, wenn eine rasse gut ausgelastet wird. bei meiner mama in der nähe gibts einen jagdlich geführten westi...

Abby&Ziwa
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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Abby&Ziwa »

Der West Highland White Terrier ist in Deutschland aber keine anerkannte Jagdhundrasse :???:
Und in Österreich meines Wissens auch nicht.

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alfinchen
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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von alfinchen »

Abby&Ziwa hat geschrieben:Der West Highland White Terrier ist in Deutschland aber keine anerkannte Jagdhundrasse :???:
Und in Österreich meines Wissens auch nicht.
Und? Wenn sich der Hund eignet dann kann man ihn trotzdem jährlich fuehren.

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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Sarja »

Jeppa, es ist schade um die Hunde.
Mein Terrierist ist jetzt 5,5 Jahre und nutzt Schwächen schamlos aus.
Er ist mittlerweile super und mein Hund, aber er ist definitiv anstrengend.
Der schlechte Ruf der JRT hat ja sein Gutes... Er schreckt doch ab.

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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von Abby&Ziwa »

@alfinchen: du kannst ihn dann aber nicht Versichern und keine Prüfung laufen. Zumindest hier bei uns in RLP nicht.
Und ein nicht geprüfter Jagdhund hat eigentlich nix auf der Jagd zu suchen.

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alfinchen
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Re: modehund und in den falschen händen

Beitrag von alfinchen »

Abby&Ziwa hat geschrieben:@alfinchen: du kannst ihn dann aber nicht Versichern und keine Prüfung laufen. Zumindest hier bei uns in RLP nicht.
Und ein nicht geprüfter Jagdhund hat eigentlich nix auf der Jagd zu suchen.
Du kannst ihn freilich versichern, nur nicht über die Jagdhaftpflicht laufen lassen, wobei es wohl auch auf die Versicherung ankommen soll. Manche Versicherungen nehmen wohl auch ungeprüfte Jagdhelfer auf. Meine Jagdhaftpflicht versichert jedenfalls nur brauchbare Hunde.

In Hessen ist es lediglich eine Owi, wenn bei Nachsuchen keine (im Rechtssinne) brauchbaren Hunde verwendet werden. Nach meiner Kurzrecherche in Jagdgesetze anderer Bundesländer scheint dies recht einheitlich so zu sein. Von daher verbietet es das Gesetz schon nicht einen (im Rechtsinne) brauchbaren Hund jagdlich zu führen, es gebietet es lediglich. Aber wenn das nicht sanktioniert ist, sehe ich es als unverbindliche Empfehlung.

In meinen Augen hat jeder Hund etwas auf der Jagd zu suchen, der sich dafür eignet. Die Gesetzeslage in D dazu ist in meinen Augen veraltet aber zum Teil bewegt sich hier schon einiges.

Es ist jedenfalls - für mich - nicht einzusehen, warum nicht jedem Hund gleich welcher Rasse und Herkunft zumindest der Zugang zur Prüfung ermöglicht werden kann. Wenn er dann unter Beweis stellt, dass er sich eignet, dann kann er auch in den Jagdbetrieb, ob es sich nun um eine x-beliebige Gebrauchskreuzung, einen Plotthound oder meinetwegen auch um einen Westi, Pit Bull oder Königspudel handelt. Ein Hoch auf die Vielfalt, nieder mit Konventionen, die es verhindern, dass man z. B. auch (geeignete) Hunde aus dem Tierschutz in den Jagdbetrieb holen kann.

Da Jagd aber ein konservatives und unfexibles Geschäft ist, wird es wohl noch dauern, bis sich da die nötige Liberalismus Einzug hält. Teilweise ist es ja schon ein Problem für manche Mitjäger, wenn nicht nur traditionsreiche deutsche Rassen auf Jagden geführt werden :roll: Und das alles unter dem prima Deckmantel Waidgerechtigkeit.

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