Border Collie als Blindenführhund

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elsebaer

Border Collie als Blindenführhund

Beitrag von elsebaer »

Eine Bekannte hatte als Blindenführhund zunächst einen Collie. Er war ein souveräner, lieber Kerl, der sehr gut hörte und regelmäßig frei laufend anzutreffen war. Er hatte tatsächlich zwischendurch freie Zeit, die er mit anderen Hunden laufen konnte.
Nun kam sie auf die Idee, dass sie ihren nächsten Hund gerne selbst ausbilden würde. Das halte ich generell schon mal für schwierig, aber andererseits weiß sie ja, was ihr Hund alles können muss.
Und dann hat sie sich auch noch in einen Border Collie verguckt, der im Internet zur Vermittlung stand.
Der Hund war bereits 2 oder 2 1/2 Jahre und wohl ganz gut erzogen, aber natürlich gar nicht in Richtung Blindenführhund. Beim ersten gemeinsamen Spaziergang (um zu sehen, ob es passt), war ich zufälligerweise dabei. Ich muss sagen, der Hund hat auf mich einen guten Eindruck gemacht und wirkte recht selbstsicher. Da waren aber seine alten Besitzer auch noch dabei.
Sie hat sich dann tatsächlich für diesen Hund entschieden und damit fing die Katastrophe an.
Ich habe den Eindruck, dass der Hund gänzlich unglücklich mit seiner Rolle ist. Zu Beginn lebte der Collie noch und sie war regelmäßig mit beiden unterwegs, um den BC zu trainieren. Dass sie dabei nicht auf den hochfrequentierten Wegen unterwegs war, ist verständlich.
Der Hund zeigt (auf einmal!?) eine sehr große Unsicherheit in fast sämtlichen Situationen, läuft anscheinend nicht oder kaum frei, weil es einfach nicht geht. Zudem hat er immer ein Halti an (ich weiß nicht warum) und wirkt beim besten Willen nicht so, als würde es ihm Spaß machen.
Die Frau ist wirklich nett und in der Hundehaltung kein Anfänger mehr. Aber das ging gründlich in die Hose. Naja, ich befürchte, dass der Hund jetzt noch einige Jahre unglücklicherweise seinen Dienst tun darf, weil sie sich nie von ihm trennen würde. Dafür war der BC einfach schon immer ihr Traum.

Meine Frage an euch: Denkt ihr, dass ein BC theoretisch schon als Blindenführhund ausgebildet werden kann, wenn die Umstände besser wären? Also Ausbildung durch eine entsprechende Schule und aus einer entsprechenden Linie mit vorheriger guter Sozialisation? Oder denkt ihr, dass es generell keine so gute Idee ist?
Ich bin mir da nicht so sicher, könnte mir aber vorstellen, dass manche BC durchaus glücklich damit sein können. Besonders, wenn sie auch ausreichend Möglichkeit zum Auspowern haben.
Diese Geschichte ist jedoch gründlich in die Hose gegangen und mir tut der Hund leid. Dabei denke ich, dass er schon zu alt war und von den Grundzügen des Wesens nicht optimal, vielleicht auch nicht sonderlich gut sozialisiert. Wobei ich mich auch wundere, dass der Hund beim ersten Zusammentreffen nicht solch einen Eindruck machte. Vielleicht hat ihn auch die ganze Situation überfordert? Immerhin dürfen Blindenführhunde im Dienst ganz viele Sachen nicht, die ein "normaler" Hund darf.

Das war jetzt ein langer Text, ich hoffe ihr seid bis hierhin gekommen. :zwink:

Hope
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Re: Border Collie als Blindenführhund

Beitrag von Hope »

Wie auch beim Collie, wirds sicher auch Border Collies geben, denen das spaß macht.
Man darf aber halt nicht vergessen, dass der border generell ganz andere Ansprüche hat, wie der Collie.
In den meisten Fällen ist der BC ja doch noch Vollblut Hütehund und will auch dementsprechend gefordert werden.

Gerade Blindenhundeausbildungen sind ja sehr Zeitintensiv und man macht ja nicht umsonst ständig Eignungstest von Klein auf... die macht man ja eben um zu sehen, ob Hund damit klar kommt und auch spaß daran hat.


Schade für den armen Hund..

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Kuvasusa
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Re: Border Collie als Blindenführhund

Beitrag von Kuvasusa »

Ich weiss nicht, ein BC dieses ausgeglichene, ruhige Wesen mitbringt, das ein Blindenführhund zwingend benötigt. Ich könnte mir vorstellen, dass der BC zwar die Ausbildung zum Führhund bestens meistern würde,- aber sich rein von seinem triebigen Naturell her nicht wirklich dazu eignet. Ich denke, dazu hat er einfach zu viel Power, zuviel Trieb, zuviel Bewegungsfreude und liesse sich zu oft, zu stark von anderen Dingen von seiner Aufgabe ablenken. Nicht weil er ungehorsam und unwillig wäre, sondern weil es ihm zu lahmarschig und zu langweilig würde.
Die Anforderungen an einen blindenführhund sind sehr hoch.
Er muss ruhig, ausgeglichen, beständig und sehr sicher sein. Jederzeit im Gehorsam stehen, selbstständig dazu .... geduldig und darf sich durch nichts von seiner Aufgabe ablenken lassen.
Bewegungsfreudig kann er zwar sein, aber Grundtempo ist Schritt.

Vor vielen Jahren hat eine Frau, die erblindete ihren eigenen Kuvasz zum Führhund ausbilden lassen. Darüber wurde eine Serie im Hundemagazin geschrieben. Der Kuvasz eignet sich ja von seiner Veranlagung als HSH gar nicht zum Führhund. Im Nachhinein hat die Frau zugeben müssen, dass sie dem Kuvasz den Willen brachial brechen, sein Wesen und Naturell komplett zerstören musste und sie so etwas nie wieder tun würde.

Ich denke, es gibt genügend andere Rassen, die sich besser zum Führhund eignen, als gerade ein Border Collie.

Liebe Grüsse
Susanne mit Rahan und Monello

Graefin

Re: Border Collie als Blindenführhund

Beitrag von Graefin »

Hat jetzt zwar nix mit dem Border zu tun, aber mit dem "selber ausbilden" an sich.

Irgendwo habe ich mal einen Bericht gelesen einer Frau, die schleichend erblindet ist. Diese hat ihren schon vorhandenen Familienhund (Großpudel, definitiv schon erwachsen, ich glaub so 3-4 Jahre alt) in Zusammenarbeit mit einem speziellen Trainer selber ausgebildet. Es ist also durchaus möglich einen älteren Hund auszubilden.
Inwieweit der Border dazu geeignet ist weiß ich natürlich nicht

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Re: Border Collie als Blindenführhund

Beitrag von Feiticeira »

@Heike
Die müsste sogar hier im Forum sein. :D

Zum Thema:
Ich denke dass es durchaus möglich ist, wenn man bei der Wahl des Hundes super sorgfältig vor geht und diesen gut ausbildet. Kann aber mich sonst Susanne nur anschließen: Es gibt Rassen die dafür sehr viel besser geeignet sind. Der Border hat eine wahnsinnig niedrige Reizschwelle und einen enormen Trieb-hinzu kommt das sehr komplexe Hüteverhalten. Zudem denke ich, dass die wenigsten Border bei so einer Aufgabe es schaffen durchzuhalten. Die sind einfach sensibel und recht stressempfindlich. Ich weiß nicht ob die dafür auf Dauer nicht einfach zu "weich" sind. Sicherlich gibt es dort auch Hunde die die Anforderungen erfüllen, aber ich denke eher dass das die Ausnahmen sind.

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Re: Border Collie als Blindenführhund

Beitrag von glücksfee »

Die Warscheinlichkeit das es klappt ist schon recht gering. Ich hab schon mit Blindenhunden gearbeitet und kann es mir wirklich nicht vorstellen.

Border brauchen vor allem Ruhe, ein Blindenführhund muss immer "parat" sein.
Blindenhunde werden von Welpe an darauf trainiert, außerdem dürfen sie eher kein großer interesse an der Umwelt haben...

allerdings wenn der Hund schon erwachsen ist kann man wenigstens schon einschätzen wies mit dem Hütetrieb ist. Ich wünsch auf jedenfall viel Glück mit dem neuen HUnd egal was es nun wird

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