Kein Alpha-Rüde in eine Familie mit größeren Kindern!

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Anonymous

Kein Alpha-Rüde in eine Familie mit größeren Kindern!

Beitrag von Anonymous »

Wir haben leider keine guten Erfahrungen mit einem Kuvasz gemacht. Das lag aber nicht an dem Hund, sondern wir waren einfach die falsche Familie für unseren Samson.
Vorweg muss ich sagen, Samson war nicht unser erster Hund, wir hatten davor bereits Hundehaltererfahrung. Samson haben wir uns bei einem Züchter ausgesucht. Hätten wir damals gewusst, dass der kräftigste Welpe im Rudel auch immer der Stärkste und dominanteste ist, dann hätten wir uns den kleinsten Welpen ausgesucht. Samson hat bereits als kleiner Welpe auf Verbote sehr ungewöhnlich reagiert, wenn er nicht gehorchte und man ihn im Nackenfell packte, dann versuchte er sich zu winden und in die Hand, die ihn hielt, zu beißen. Spätestens hier hätten wir merken müssen, dieser Hund wird es uns nicht leicht machen. Aber er war ja so süß, flauschig und herzallerliebst. Er hatte viele gute Eigenschaften, er war anhänglich, kinderlieb, wachsam, kompromisslos in der Verteidigung seiner Leute und absolut unbestechlich. Als wir dann merkten, dieser Hund braucht eine feste Führung sind wir mit ihm in einen Hundesportverein eingetreten. Dort haben wir gemeinsam gelernt. Nachdem er die meisten Gehorsamkeitsübungen gelernt hatte, meinte der dortige Trainer, wir könnten es ja mal mit der Schutzhundprüfung versuchen, wer weiß, vielleicht packt er ja sogar zu. Wir in unser grenzenlosen Naivität haben uns dazu überreden lassen. Unser Hund begriff schnell und als es dann darum ging, einen Mann zu stellen und den (verpackten) Arm anzugreifen, während der Trainer mit dem Stock eine Drohhaltung einnimmt, ist unser Samson statt auf den Arm dann gleich auf den Hals gegangen und hat den Trainer mit seinem Gewicht umgestoßen, so dass er unter ihm lag. Wir haben daraufhin dann die weitere Ausbildung abgebrochen, denn dieser Hund könnte bei einer weiteren Ausbildung zur Gefahr werden. Außerdem war er für unsere Familie auch so schon Schutz genug, denn Fremde durften sich auf unserem Grundstück ohnehin nicht sehen lassen und wenn sich Besuch anmeldete, musste der Hund vorher nach draußen, denn unser Hund verhielt sich Fremden gegenüber misstrauisch bis feindselig. Auch konnte ich mit dem Hund damals kaum Gassigehen. Wir wohnten sehr einsam am Wald und wenn uns plötzlich jemand in der Dämmerung entgegenkam, nahm mein Hund sofort Droh-Haltung ein. Ich musste dann regelmäßig die Leine um einen Baum wickeln, denn ich konnte dieses kräftige Tier nicht halten. Ich habe dann die Leute gebeten, zügig vorbeizugehen. Wenn es Bekannte waren, durften sie mir nicht die Hand geben, der Hund hätte sie sofern sie mir zu nahekamen sofort angegriffen. Bestechen konnte diesen Hund niemand, nicht einmal der Hundefutterlieferant, der einmal wöchentlich kam und das Frischfutter brachte. Eigentlich ein guter Hund, für Häuser in Alleinlage, ein Einbrecher hätte bei uns keine Chance gehabt. Aber wir hatten auch Kinder. Solange sie klein waren, gab es kleine Probleme, der Hund beschützte sie und liebte sie, sie durften so ziemlich alles. Aber als sie etwa 10 und 12 Jahre alt waren, da ließ er sie plötzlich nicht mehr in die Küche, wenn ich am kochen war. Er lag vor dem Kücheneingang und knurrte. Nun waren die Kinder für ihn nicht mehr die lieben Kleinen, sie waren jetzt seine Rudelgenossen, die hinter ihm in der Rangfolge standen und das konnten wir ihm nicht mehr aberziehen. Er war derart dominant, dass er hier keine Maßregelung akzeptiert hat. Für ihn galt folgende Rangfolge: zuerst mein Mann (der war aber nur selten zuhause), dann ich (aber nur noch solange er es zuließ), dann er und dann die Kinder. Das konnte nicht gutgehen. Dreimal hat er - weil die Kinder seinen höheren Rang nicht akzeptieren wollten - zugebissen, bis ich die Entscheidung getroffen habe, dass dieser Hund nicht in unserer Familie leben kann. Es war einfach zu gefährlich für die Kinder.
Wir haben ihn dann abgegeben an einen alleinstehenden Mann, der ebenfalls große Probleme wegen der Dominanz mit ihm bekommen hat.
Letztendlich musste dieser schöne Hund dann eingeschläfert werden, weil er bei uns nicht leben konnte und niemanden mehr als Chef akzeptieren wollte. Wir waren alle sehr traurig, auch die Kinder. Dieser Hund war von Klein auf bei uns, er war nie in einem Zwinger und wir wussten durchaus, wie man einen Hund hält und ihn erzieht. Später haben wir dann zwei Schäferhündinnen gehabt und derartige Probleme nie mehr erleben müssen. Eigentlich wollte ich nie wieder einen Rüden aber heute haben wir doch wieder einen Rüden, einen Berner Sennenhund und wir haben nichts als Freude mit ihm. In der Zwischenzeit habe ich viel über die Rasse gelesen und weiß, dass viele Merkmale bei unserem Samson rassetypisch sind, der Kuvasz ist auch eigentlich kein Familienhund sondern eine Gebrauchshund, der eine Aufgabe haben muss. Vielleicht war auch die Sozialisation die er beim Züchter hatte nicht so opimal, wir haben damals nicht soviel darüber gewusst. Heute würde ich nur bei einem Züchter kaufen, bei dem die Hunde in der Familie leben und nicht in einem großen Hunderudel im Zwinger. Aber hinterher ist man immer schlauer.

Rastamama

Beitrag von Rastamama »

Ich kenne einige Kuvaszok, die in der Familie leben und es geht gut. Allerdings ist es wirklich sehr wichtig, sich VORHER über Rassen zu informieren. Herdenschutzhunde sind eben sehr eigenständig, diese Merkmal haben auch sehr viele Hütehunde.

Es tut mir um den Hund sehr leid :cry:

Lupo526

Beitrag von Lupo526 »

Habe gerade deinen Bericht gelesen. Es tut mir leid um alle Beteiligten.
Vieles ist wirklich wie bei uns, habe ja im Appenzellerforum schon geschrieben. Wir bekamen vor 10 Jahren eine sehr dominante Schäfermixhündin ins Haus. Unsere Kinder, damals 7 und 13 Jahre alt wurden zuerst von dem Hund überhaupt nicht ernst genommen. Aber nach kurzer Zeit hatten wir das im Griff und sie wusste genau, dass sie das niedrigste Mitglied im Rudel war. Wir verlebten eine supterschöne Zeit zusammen. Leider musste sie schon mit 7 Jahren wegen Streukrebs eingeschläfert werden. Nach 2 Jahren ohne Hund entschlossen wir uns wieder einen Welpen zu nehmen. Nach reichlicher Überlegung und vielen Informationen über Appenzeller (sie seien ja die absolut tollsten Familienhunde) haben wir uns dann bei 2 verschiedenen Züchtern umgesehen und uns dann für einen Rüden entschieden. Ab Wurftag sind wir jedes Wochenende zur Züchterin gefahren um uns die Entwicklung der Welpen zu betrachten. Nach 5 Wochen mussten wir uns dann für einen entscheiden. Mein Mann suchte den stärksten und dominantesten aus diesem Wurf aus. In der 9. Woche bekamen wir ihn dann nach Hause. Mein Gott war der süß! Aber bereits am 2. Tag versuchte er auszutesten wie weit er gehen konnte. Hätte ich die Erfahrung mit unserer 1. Hündin nicht gehabt, hätte ich vor diesem kleinen Racker totale Angst bekommen. Er schärrte auf dem Teppich, wollte auf die Couch, und wenn ich ihm das verbot, hat er-so kam es mir auf jeden Fall vor, jedesmal vor Trotz gepinkelt! Auchsprang er mich total wild an und bekam bei jedem NEIN einen "Renn-und Knurranfall"! Das haben wir bis jetzt alles in den Griff bekommen. Mittlerweile hat er akzeptiert, dass er weder auf die Couch noch aufs Bett darf.
Ab der 12. Woche besuchten wir die Welpenschule. Der TRainer sagte zu uns: Da habt ihr euch ja den Schlimmsten der Sennenhunde ausgesucht. Im Welpengehege war er dann nur am Bellen und Knurren und wir bekamen jedesmal zu hören, passt auf euren Hund auf. Wir hatten bereits nach dem 2. Besuch der Welpenschule den Namen eines unverträglichen Hundes. -Was aber so nicht stimmt! Er fiel halt schon wegen seinem Körperbau etwas aus dem Rahmen. Schließlich war er schon als Welpe sehr kompakt und robust. Er hört sich einfach bei anderen Hunden schrecklich gern bellen, zu Hause haben wir Gott sei Dank das Problem nicht.
Nach dem Welpenkurs gings ab zu den "Rackern". Dort durfen die ganzen Hunde (zwischen 6 und 12 Stück) zusammen unangeleint durch den Wald rennen. Zwischendurch kamen immer wieder Unterordnungsbefehle von uns. Das funktionierte auch recht gut. Allerdings ging er fast aus jedem Kampf als Sieger hervor. Heute weiß ich, dass dadurch sein Ego total anstieg.
Den Junghundekurs haben wir anschließend auf dem gleichen Hundeplatz gemacht. Ich muss sagen, es war für uns und den Hund eine totale Katastrophe. 16 Hunde angeleint in einer Gruppe, der Trainer stand in der Mitte und hat Unterordnung verlangt. Manches funktioniert, aber öfter rannte unser Hund in die Leine, weil ihm ein anderer Rüde zu nahe kam und er einfach nur Bellen, Knurren und evtl. Kämpfen im Kopf hatte. Der Trainer konnte uns keinen Tipp geben wie wir damit umzugehen hatten. Ich unterhielt mich daraufhin mit unserer Züchterin und die gab mir den Tipp doch einmal in ihr Training zu kommen.-Dazu muss ich aber jede Woche mindestens 100 km fahren. Dort wird in einer kleinen Gruppe trainiert, sodass auch unser Hund mit einem possitivem Erfolg vom Platz gehen kann. Auch Agility und Apportieren darf er dort.
Seit Januar haben wir jetzt das Problem, dass er unseren Besuch verbellt. Unsere guten und langjährigen Freunde kennt er, und bei denen ist er auch ganz lieb. Aber man bekommt ja auch mal Besuch von weniger Bekannten, zB. Schornsteinfeger, Versicherungsleuten usw. Dann habe wir jedesmal Streß ohne Ende. Ich möchte ihn auf keinen Fall in ein anderes Zimmer sperren, da ich denke, dass er dann nochmehr Streß mit Besuchern bekommt.
Wie Betty1 schon schreibt, sei das ganze ziemlich rassetypisch und obwohl wir eigentlich einen Familienhund wollten, der zu jedem lieb und nett ist, steht es außer Frage, ihn wieder herzugeben! Allerdings haben wir den Eindruck, dass wenn man das ganze Gebaren nicht in den Griff bekommt mit diesem Hund eine Waffe im Haus haben. Aber er ist ja noch jung, und wir sind sehr am Arbeiten mit ihm. Drückt uns die Daumen, dass wir ihn so hinbekommen, wie wir ihn gern hätten, denn zu allen Familienmitgliedern ist er ein totaler Schatz.

Anonymous

Beitrag von Anonymous »

Hallo Rastamama,
Du schreibst: "Ich kenne einige Kuvaszok, die in der Familie leben und es geht gut. "

Ich kenne auch Hunde dieser Rasse, die keine solchen Probleme machen, wie wir sie erlebt haben und die in Familien leben. Wir hatten ja auch die Besonderheit einen Alpha-Rüden, einen Kopf-Hund, der die "Eigenständigkeit" dieser Rasse ganz besonders auslebt, gekauft zu haben. Ich hatte mich selbstverständlich vorher über diese Rasse schlau gemacht und ich wusste, dass sie als sehr wachsam und Fremden gegenüber sehr misstrauisch gelten, aber über das tatsächliche Ausmaß war ich dann doch überrascht. Unser Hund war auch für einen Kuvasz besonders groß und schwer und er war besonders eigenständig. Er war eigentlich am liebsten draußen. Im Winter mochte er gern im Schnee liegen und sich einschneien lassen. Es war manchmal garnicht so einfach, ihn ins Haus zu bekommen, er wollte eigentlich viel lieber draußen sein. Er mochte auch die Nähe nicht so gern, wie sie unser Bernersenn mag, der gern schmust und es sich am Liebsten dicht neben uns auf dem Sofa bequem macht. Der Kuvasz lag nie zu unseren Füßen. Er suchte sich seinen Platz im Haus dort, wo er Ruhe hatte und ungestört war. Wenn er ruhte, mochte er nicht gestört werden, selbst kraulen war da nicht erlaubt. Er knurrte leise und manchmal zeigte er auch die Zähne. Also haben wir das Kraulen unterlassen, wenn wir das Gefühl hatten, er wollte seine Ruhe. Er war aber immer sehr wachsam und hätte uns bis auf Blut verteidigt, nur soweit wollten wir es garnicht kommen lassen, denn einen Eindringling der uns bedrohte, den hätte er wahrscheinlich totgebissen.
Wenn mich heute eine Familie um Rat fragt, die evtl. einen Kuvasz anschaffen will, dann erzähle ich von unseren Erfahrungen und ich rate ihnen, sich für den Kleinsten Welpen im Rudel zu entscheiden, da ist die Gefahr eines Alpha-Rüden nicht gegeben. Denn das ist meist der Dickste im Wurf, der, der die Zitzen zuerst gefunden hat oder sie am dominantesten für sich verteidigt gegenüber den Geschwistern.
Auch rate ich dringend, sich die Züchter genau anzuschauen. Ich persönlich würde nur noch dort einen Welpen kaufen, wo die Zuchthündin mit in der Familie lebt und ich den Eindruck habe, dass sowohl die Hündin als auch ihre Welpen geliebte Familienmitglieder sind und sie die Menschen als ihre Freunde betrachten, von denen nur gutes kommt.
Bei der Hündin achte ich besonders darauf, ob sie den Welpen ein gutes Vorbild sein kann, sie sollte freundlich und geduldig sein und nett zu Besuchern. Unser kleiner Kuvasz kam aus einem Zwingerrudel mit 3 Hündinnen und vielen Welpen. Alle lebten zusammen in einem größeren Maschendrahtgehege, ähnlich wie im Zoo. Und wenn es Futter gab, dann bissen die kleinen Welpen die Züchterin tüchtig in die Beine (die waren ganz blutig und voller kleiner Bisswunden) und die Hündinnen waren wie verrückt. Sie waren allesamt offensichtlich nicht so auf den Menschen geprägt, wie es gut gewesen wäre. Der Züchterin ging es wohl mehr um den Ertrag als um die Qualität ihrer Zucht.

Rastamama

Beitrag von Rastamama »

Hallo Fraule von Seppe..

du schriebst u.a. Hundeerfahrung hattet ihr, des weiteren :

Hätten wir damals gewusst, dass der kräftigste Welpe im Rudel auch immer der Stärkste und dominanteste ist, dann hätten wir uns den kleinsten Welpen ausgesucht.

Dies ließ mich bei der Hundeerfahrung stutzig machen. Auch ist Hundeerfahrung nicht gleich Hundefahrung. Soll kein Vorwurf sein :wink: , ABER: Ich erlebte es selbst bei einer ehemaligen DSH-Besitzerin, die dann auf den Puli kam und dachte, sie könne bei seiner Erziehung die des Schäferhundes anwenden :redcard: . DIES ging voll in die "Hose" und sie mußte sich aufklären lassen, daß beim Puli vieles anders gehandhabt werden muß.

Nach deiner Beschreibung über die Züchterin ist ja auch alles klar. :headtowall:

Wenn meine Pulis ruhen, werden sie in Ruhe gelassen, ich möchte auch nicht im Schlaf gekrault werden :goldcup: Dazu habe ich in den Wachphasen genügend Zeit.

Kuvasz-Liebhaberin

Beitrag von Kuvasz-Liebhaberin »

Also wir haben jetzt auch seit gut 4 Jahren eine Kuvasz-Hündin. Sie ist ein totaler Familienhund und hat noch keinen von uns gebissen. Im Dunkeln ist sie auch immer sehr wachsam und jeder, der uns entgegenkommt wird erstmal angeknurrt!^^ Ansonsten ist sie mit ihren 50kg trotzdem meist gut an der Leine zu halten, obwohl wir nie mit ihr in der Hundeschule waren. Als sie ganz klein war besuchten wir mal die Welpenschule mit ihr, was ihr jedoch nie sonderlichen Spaß bereitete. Sie wollte keinen großen Trubel um sich haben. :P
Zu Hause ist es bei uns aber wirklich so, dass wir sie schnell in die Küche schicken, wenn z.B. der Postbote kommt. Ich glaub nicht, dass sie ihn beißen würde (er kommt ja auch nicht ins Haus!), aber es ist an der Tür eben einfacher zu handhaben, wenn man während des Gesprächs nicht noch einen Hund um den Hals packen muss :wink:
Auf keinen Fall sollte man jedoch, wie Rastamama schon sagte, die Haltung eines Hirtenhundes mit der eines Hütehundes vergleichen! :redcard:
Aber ich habe eben nur die Erfahrung mit meiner eigenen Hündin und in kein Fachmensch der sich so genau auskennt. ich kann nur schreiben, was ich selbst erlebt habe.
Mein Mitleid zu deiner Geschichte und
LG
Melanie

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