Häufige Erkrankungen beim Berner

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nisimausi
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Häufige Erkrankungen beim Berner

Beitrag von nisimausi »

Ich habe für euch eine Übersicht der häufigsten Erkrankungen bei Berner Sennenhunden erstellt.

Hüftgelenksdysplasie


Bei einer HD passt der Oberschenkelkopf nicht genau in die Hüftgelenkspfanne. Dadurch kommt es zu einer Fehlentwicklung und einer Entzündung im Gelenk.
Der Hund erbt eine bestimmte Veranlagung zur Ausbildung einer HD. Diese Veranlagung besitzt er bereits bei seiner Geburt. Die Merkmale der Dysplasie bilden sich allerdings erst im Laufe des Skelettwachstums, daher kann man im Welpenalter noch keine Diagnose stellen. Eindeutige und endgültige Diagnosen sind erst nach Abschluss des Wachstums möglich (beim Berner ab etwa 18 Monaten, bei Auffälligkeiten empfiehlt sich ein früheres Röntgen).
Ab der Geburt wirken zusätzlich Umweltfaktoren auf den Hund ein. Die größte Bedeutung haben die Art der Fütterung sowie Art und Ausmaß der Bewegung. Als nachteilig haben sich zu energiereiche sowie zu eiweißreiche Fütterung erwiesen. Auch übermäßige körperliche Arbeit, zu ausgedehnte Bewegung, wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Hüftgelenke aus. Eine straffe Kruppen- und Oberschenkelmuskulatur durch moderate, gleichmäßige Bewegung hingegen ist günstig für die Stabilisierung der Hüften.
Die Diagnose wird durch eine Röntgenuntersuchung gestellt, wofür der Hund narkotisiert werden sollte, damit er bei der Untersuchung völlig entspannt ist. Anhand der Röntgenuntersuchung wird die HD-Erkrankung in verschiedene Schweregrade eingeteilt (von leicht bis schwer -> HD A frei, B Übergangsform, C leicht, D mittel, E schwer). Die Behandlung ergibt sich aus den klinischen Symptomen und der individuellen Beeinträchtigung des Hundes.

Ellenbogengelenksdysplasie („ED“) wird zum einen vererbt, zum anderen durch falsche oder zu energiereiche Ernährung des Welpen verstärkt. Starke Gewichtszu- oder -abnahme fördern die Erkrankung. Erste Symptome treten oft zwischen dem 4. und 10. Lebensmonat auf. Die erkrankten Hunde zeigen häufig eine Auswärtsstellung der Vorderpfoten, die Ellbogengelenke werden eng am Körper gehalten. Tritt eine Lahmheit auf, ist diese anfangs nur zeitweise, stärker nach Ruhe und/oder Belastung und verstärkt sich im weiteren Krankheitsverlauf oft bis zur hochgradigen Lahmheit. Bei längerer Krankheitsdauer kann sich eine Muskelatrophie der Oberarmmuskulatur entwickeln. Die Gelenke sind vermehrt gefüllt und schmerzhaft bei Manipulation (passiver Bewegung und Druck). Bestehen schon erhebliche Arthrosen, können Reibegeräusche hörbar sein und Bewegungseinschränkungen des Gelenkes vorhanden sein.
Betroffene Hunde können je nach Art der Ellenbogengelenksdysplasie durch Futterumstellung oder Operation behandelt werden.
Angaben zur Ellenbogengelenksdysplasie: ED 0 = frei, ED 1 = leicht, ED 2 = mittel ED 3 = schwer

Ektropium

Das Ektropium oder auch Hängelid ist eine Lidfehlstellung, bei der das Unterlid nicht straff am Augapfel anliegt, sondern nach vorn und unten weghängt. Verursacht werden kann es durch eine Bindegewebsschwäche, eine zu große Lidspalte aber auch durch Narbenzug nach außen. Je nach klinischer Ausprägung ist eine operative Korrektur nötig.

Entropium

Unter Entropium oder auch Rolllid versteht man das Einrollen von Teilen oder dem ganzen Lidrand, so dass die behaarte Haut auf der Bindehaut und der Hornhaut zu liegen kommt. Dadurch ergeben sich je nach Ausprägung geringe bis starke Schmerzen, Hornhautentzündungen und -verletzungen.
Man kann verschiedene Typen von Rolllidern unterscheiden. Das angeborene Entropium kann in Zusammenhang mit einer zu kleinen oder zu grossen Lidspalte, sehr tiefliegenden Augen auf Grund einer - im Vergleich zum Augapfel - zu grossen Orbita (Augenhöhle), oder einer spastischen Komponente auftreten.
Das erworbene Entropium entsteht zum Beispiel durch Narbenzug, lang anhaltenden Lidkrampf oder Verlust der Lidspannung durch Erschlaffung des Muskeltonus. In den meisten Fällen ist eine operative Korrektur nötig.

Magendrehung


Die Ursache einer Magendrehung beziehungsweise Magenverlagerung ist noch nicht endgültig geklärt. Hunde mittel- bis großer Rassen mit tiefer Brust sind besonders gefährdet, außerdem Rüden doppelt so häufig wie Hündinnen. Die Torsion (Drehung) tritt meist bei wenig gefülltem Magen auf. Eine Gewebeschwäche der Magen-Aufhängesysteme bei gleichzeitiger Magenatonie (-schlaffheit) scheint eine veranlagte Voraussetzung zu sein.
Nach bisherigem Wissen kann angenommen werden, dass durch eine Magenschlaffheit die Entleerung des Magens verlängert und die Selbstreinigungsfunktion gestört ist. Das führt dazu, dass gasbildende Keime wie Streptokokken und Hefen in die Umwandlung des Mageninhaltes eingreifen. Dabei kommt es zu einer erhöhten Gasbildung, die ihrerseits einen erheblichen Druck auf die Magenwand ausübt und eine Erschlaffung der Magenmuskulatur verstärkt.
In vielen Fällen ist dann nicht nur das Magengewölbe aufgebläht und zusammen mit der Milz bei einer 90-Grad-Drehung gekippt. Bei einer größeren Drehung verlagert sich die Milz. Durch die Blähung des Magens kommt es zu einem Abklemmen und damit Verstopfen der Pfortader und folglich zum Hochdruck und zur Venen-Stauung im Magen-Darm-Trakt. Dies führt dann zur Absonderung von Gewebeflüssigkeit in Magen, Darm und Bauchhöhle.
Die Drehung muss dann umgehend operiert werden.
Die genaue Ursache für eine Magendrehung ist nicht endgültig geklärt. Diskutiert werden:

•Ausdehnung des Magens wegen der großen Futtermengen (einmal täglich gefüttert) und dazu Erschlaffung des Gewebes im Alter.
•Gasentwicklung im Magen mit anschließender Verdrehung desselbigen.
•Bewegung nach dem Füttern und dann Umschlagen des gefüllten, pendelnden Magens.

Die Symptome: Würgen, ohne dass nennenswerte Mengen Mageninhaltes hervorgebracht werden; meistens werden nur geringe Mengen Schleim/Flüssigkeit erbrochen. Anfangs noch Unruhe, die dann in Apathie übergeht, weil der Kreislauf des Hundes nicht mehr mitmacht.
Durch die Magendrehung werden große Gefäße und die Milz abgedreht, so dass es zu einer extremen Kreislaufbelastung kommt. Aufgrund dieser Kreislaufbelastung kommt es oft zu Herzrhythmusstörungen (lebensbedrohlich).

Kreuzbandriss

Der Kreuzbandriss ist eine der häufigsten Gründe für orthopädische Interventionen beim Hund. Im Gegensatz zum Menschen, bei dem Kreuzbandrisse fast immer unfallbedingt sind, handelt es sich beim Hund in über 80% der Fälle um degenerative Kreuzband(an)risse, die meist während der normalen Aktivität auftreten.
Dabei zeigt sich oft ein typisches Krankheitsgeschehen: In der Vorgeschichte werden kurze Lahmheiten in der Hinterhand für 2-3 Tage beschrieben, danach ist wieder für einige Wochen keine Lahmheit festzustellen. Dies sind erste Anzeichen für einen (partiellen) Kreuzbandriss. Darf der Hund dann ohne ausreichende Schonung wieder frei laufen, dann kommt es plötzlich zu einer hochgradigen Lahmheit, meist nach schnellen Drehbewegungen, wie sie beim Toben öfters auftreten.
Das vorher geschwächte Band ist jetzt vollständig gerissen und das Gelenk wird instabil. Für ein bis zwei Tage zeigt der Patient eine sehr deutliche Lahmheit, danach wird die Gliedmaße wieder besser belastet. Diese "Besserung" wird häufig als "Heilung" interpretiert, den Patienten geht es zunehmend besser, aber nach intensiver Belastung kommt es zu einer Verschlimmerung der Lahmheit. Ein weiterer Hinweis auf einen Kreuzband(an)riss ist der "Sitztest" - die Hunde strecken die betroffene Gliedmaße beim "Sitz" zur Seite, da die Beugung des Kniegelenkes Schmerzen verursacht. Die Folge von Kreuzbandanrissen und -rissen ist eine Arthrose im Kniegelenk. Zusätzlich wird oft auch der Meniskus geschädigt.Die Therapie eines Kreuzbandrisses sollte operativ erfolgen, um einer Arthrosebildung vorzubeugen.

Krebs!!!

Immer öfter hört man heute das Berner Sennenhunde in immer jüngeren Alter sterben, und immer häufiger ist Krebs die Ursache, es werden besonders Erkrankungen verschiedener inneren Organe(Niere, Leber Lunge)sowie Knochenkrebs und Hautkrebs beobachtet. Die weitaus größte Häufigkeit aber haben Krebserkrankungen des Lymphsystems und des Immunsystems -> Histiozytose, scheint fast ausschließlich beim Berner Sennenhund vorzukommen.
Insbesondere die sogenannte Maligne Histiozytose kommt beim Berner häufig vor.
Diese Krebserkrankung führt in der Regel in wenigen Wochen zum Tod.
Therapie: Lange Zeit galt diese Krebserkrankung als nicht „behandelbar“.
Bisher gibt es nur wenige Therapieansätze, aber erste Erfolge bei der Bekämpfung
der Erkrankungen zeichnen sich ab. Hierbei geht es darum Leben ohne Leiden zu verlängern.

Nierenerkrankungen
Nierenerkrankungen sind bei Hunden insgesamt weit verbreitet, doch Berner Sennenhunde scheinen dafür besonders disponiert zu sein. Besonders hohen Anteil bei den Erkrankungen der Niere hat die Glomerulonephritis, bei der es wegen Schädigung der Nierenkörperchen (Glomerula) zum Verlust von Eiweiß und in der folge zu chronischem Nierenversagen kommt. In vielen Fällen wird diese Krankheit erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt.

Fazit:
Die durchschnittliche Lebenserwartung der Berner Sennenhunde beträgt momentan nur acht Jahre.
Viele der oben genannten Erkrankungen sind zumindest zum Teil erblich bedingt. Nur beim eingetragenen Züchter kann man die Ahnen weit zurückverfolgen und feststellen, welche Erkrankungen es in der Linie gibt.
Auch wenn Papiere keine Garantie auf Gesundheit sind, hat man eine wesentlich größere Chance auf einen gesunden Hund, der lange lebt.
Zu bedenken ist auch, dass die Behandlung der Erkrankungen sehr sehr sehr viel Geld kostet- daher beim Kaufpreis nicht geizen, sondern lieber in einen gesunden Welpen investieren, und sich später die Behandlungskosten sparen.

Ergänzungen und/oder Korrekturen bitte per PN an mich!

Liebe Grüße
eure Nisimausi

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