Frage zum Kaukasen an sich

Kaukasischer Owtscharka, Kavkazaskaia Ovtcharka
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KarlGustav
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Frage zum Kaukasen an sich

Beitrag von KarlGustav »

Wir haben vor einem halben Jahr etwa im Tierheim Berlin einen Spielgefährten für unsere zweijährige Schäferhündin gesucht und uns wurde ein angeblicher Mix förmlich aufgedrängt, von dem ich am ersten Tag überhaupt nicht begeistert war, weil er übermässig agressiv seinen Zwinger verteidigte. Am nächsten Tag waren wir wieder da und er freute sich, uns zu sehen. Dann sind wir mit ihm spazieren gegangen und nach 10 Minuten stellte sich raus, dass er sehr freundlich sein konnte und gut erzogen war.

Um es kurz zu machen, mittlerweile wissen wir, dass es ein Kaukase ist mit allen seinen Charaktereigenschaften. Nachdem er so 3 Monate bei uns gelebt hat, hat er mich Nachts auch nicht mehr an die Wand gestellt.
Im Laufe der Zeit fanden wir heraus, dass er in seinem Alter von 2 Jahren bereits zwei mal im Tierheim war und die letzten Vorbesitzer, die ihn in Berlin in der Wohnung gehalten haben, nicht mit ihm klar kamen.

Aufgrund seiner Verhaltensweise (wenn er Mist baut und davon baut er unglaublich viel und ich erhebe nur die Stimme oder zeige mich aufgeregt, geht er sofort in Angriffshaltung gegen mich) gehen wir davon aus, dass er früher wohl geschlagen worden sein muss.

Er zeigt aber anderen Hunden gegenüber ein ausgesprochen gutes Sozialverhalten und mittlerweile kommen wir miteinander soweit klar.
Er nimmt langsam zu und will von uns täglich seine Streicheleinheiten. Er ist allerdings sehr eifersüchtig auf die Schäferhündin, wenn wir sie streicheln, drängt er sich sofort dazwischen.

Gut, soweit die Vorgeschichte.
Nun zu meiner Frage.

Er war mit 26kg vollkommen unterernährt, so dass wir immer noch dabei sind, ihn aufzupäppeln. Dabei stellten wir fest, dass er alle möglichen Arten von Hundefutter nicht zu kennen schien. Erst wenn er gesehen hat, wie die Schäferhündin gefressen hat, ging er auch an die Sachen dran (Aber Teller ablecken oder Brötchen klauen, das kannte er).
Er hat jetzt um die 30kg ist aber mit dem Fressen eher zurückhaltend. Wenn er satt ist, hört er auf.
Somit hat sich eingebürgert, dass wir den Hunden Abends noch ein Leckerchen geben. Getrocknete Lunge, Ochsenwänze, Knochen, sowas in der Art.
Dabei fiel uns auf: Die Schäferhündin kaut die Knochen mal eben nebenbei weg. Unser Kaukasenrüde hat aber Schwierigkeiten, so Knochen zu beissen und nuckelt da mehr dran rum als zu beissen.

Jetzt wollte ich mal wissen, wie andere Kaukasen mit sowas umgehen.

Wir haben alles mögliche schon angeboten, Kauknochen, Schinkenknochen, getrocknete Ochsenschwänze. Er beisst nirgends richtig zu.

Den Eindruck auf Zahnschmerzen habe ich nicht. Eine Zahnfehlstellung kann ich auch nicht erkennen.

Birgele
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Re: Frage zum Kaukasen an sich

Beitrag von Birgele »

Hallo,

ich hatte selber keinen Kauskasen, aber eine karpatische Hirtenhündin. Zum Verhalten hast Du selbst ja schon so einiges geschrieben, ich würde das unterstreichen: die noch ursprünglichen Hirtenhundrassen sind irgendwie eigen... Ziemlich territorial veranlagt, fackeln nicht lange, wenn sie Handlungsbedarf sehen. Sehr selbständig.

Was das Futter angeht: wenn man sich anschaut, was die Hirtenhunde in ihrem angestammten Lebensbereich bekommen, dann sieht man, dass das eine andere Nahrung ist als die, die wir hierzulande als die beste für unsere Hunde ansehen: relativ viel Getreide in Form von Brot, gekochte Kartoffeln und Gemüse (die "Abfälle" der Menschen), Sauermilchprodukte, eher wenig Fleisch.

Man sticht da in ein Wespennest, aber ich habe meine Hündin nach einigen Jahren Verdauungsproblemen und Untergewicht in etwa so ernährt. Es ging ihr zunehmend besser (mein jetziger Hund, ein Labrador, wird "klassisch" gebarft, also eher fleischlastig ohne Getreide).
Vielleicht wäre das eine Idee für Euch?
Zum Kauen: es gibt einfach Hunde, die keine harten Sachen wie Knochen o.ä. mögen. Damit muss man sich wohl abfinden.

Liebe Grüße,
Birgitta

KarlGustav
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Re: Frage zum Kaukasen an sich

Beitrag von KarlGustav »

Hallo,

das ist ein Aspekt, den ich so noch gar nicht bedacht habe.
Jetzt wo ich so drüber nachdenke, wir hatten das immer als falsche Ernährung der Vorbesitzer eingeschätzt aber wenn die Hunde das nicht anders kennen, würde das einiges erklären.
Zum Beispiel, dass er schon den Mülleimer in der Küche nachts kaputt gebissen hat um sich da Essensreste raus zu holen. Plastik zerbeisst er nämlich ausgesprochen gerne :(

Dorisdebbie18
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Re: Frage zum Kaukasen an sich

Beitrag von Dorisdebbie18 »

Hallo, kurzer Erfahrungsbericht zu unserem Kaukasen: natürlich der beste Freund sogar auch unserer Katzen, kompromissloser Wächter, ein Riesenbaby mit Herz. Aber: kein Hund. Canis pastoralis gehört unterschieden von den anderen Haushunden, dem Canis domesticus. Er ist finden wir so ein Mittelding zwischen Hund und wildlebenden Verwandten. Er hat seinen eigenen Kopf und Willen und dorthin gibt es nur einen Schlüssel: Liebe und Toleranz. Kommandoschreiende Hundeabzeichen-Fans: Finger weg! Leute, die gerne viel Dekorativen Krimskrams, Pölsterchen und empfindliche Fussböden haben: Finger weg! Stellen sie sich einfach vor, Sie holen sich einen Miniaturgrizzly ins Haus ;-) In der Pubertät kann es so schwierig werden, dass nur noch ein Hormonchip den Hund davon abhält, ihren Arm zu packen, wenn Sie "seinen" Gartenrechen verwenden wollen. Ein nicht zur Hausgemeinschaft gehöriges Tier aus seinem Fang ziehen zu wollen, wird eventuell zur ersten Erfahrung mit "transferred aggression" in Ihrem Leben führen. Der Pezi hat dann nämlich einen Blutrausch und erkennt Sie nicht mehr. Viel Glück. Also: zusammengefasst: mindestens 1000qm ungepflegter Garten, solide eingezäunt. Einige robuste Wutobjekte, die er zerstören darf (alter Gartenschlauch oder Ähnliches) Wenn er eher ausgeglichen und nicht hungrig und unterernährt ist (unserer ist pummelig mit über 70 kg), dann reicht auch ein 150 cm höher Zaun. Sonst halten ihn 2 m vielleicht auch nicht, wenn er meint, der Feind sei vor der Tür. Zum Glück kennt unser Josef sein Revier und alles drum herum fotografisch genau und hat sich daran gewöhnt drinnen zu bleiben. Ab dem zweiten Lebensjahr können Sie Gassigehen und Waldspaziergänge vergessen. Drei starke Männer können ihn nicht festhalten, wenn er losgeht wie ein Torpedo. Er reißt dann eher Ihren Arm aus. Man sollte am besten eine sehr freundliche Ersthündin haben, die einen Teil der Welpenerziehung mit übernimmt. Leider mussten wir die beiden später meist getrennt halten. Der Pezi ist nämlich auch zunehmend grob zu seiner Pflegemama geworden, die ihm mit ihren 40kg nichts entgegen setzen konnte. Er wusste nicht, dass er sie verletzte und verstand die Welt nicht mehr, war dann auch sehr eifersüchtig. Inzwischen haben wir nur noch ihn. Tagsüber ist er bei jedem Wetter draußen, herein kommt er nur zum Schlafen und er kann im Haus nicht unbeaufsichtigt sein. Eben ein Grizzlybär. Damit müssen Sie sich anfreunden oder bitte ersparen Sie dem Tier und sich selbst, dass Sie eines Tages das Handtuch werfen. Unsere Tierärztin hat schon vier (!) Kaukasen eingeschläfert, deren Besitzer es nicht geschafft haben, mit Ihnen zu leben. Weitervermittlung fast unmöglich. Zum Schluss: Danke jedem, der so einem Tier hilft. Wenn es Ihnen gelingt, sein Herz zu gewinnen, wird er notfalls für Sie sterben. PS. Kaukasen essen gerne Brot u.a. Kohlenhydrate. 2x täglich Füttern in kleineren Mengen. Sie haben Nachbarn mit Kindern? Sie brauchen 2 (z w e i ) Zäune mit einem Zwischenraum von mind. 70 cm. Und: Freundschaft mit den Nachbarn, wenn die nicht quasi zur Familie gehören und Hundefans sind, ist vorbei. Außerdem werden Sie von wildfremden Leuten gehasst und ihr Hund wird evtl. zum Opfer von hysterischen Pfefferspray-Attacken oder auch Vergiftungsversuchen durch die Oma der Nachbarskinder. Nochmal: sie müssen diese Tiere trotzdem lieben und viel Humor haben...sonst wird das eine Katastrophe.

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