Kangal, Akbash, Karshund oder Anatolischer Hirtenhund?

Coban Copegi, Karabas, Kangal-Hund, Anatolischer Schäferhund
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Kangal
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Kangal, Akbash, Karshund oder Anatolischer Hirtenhund?

Beitrag von Kangal »

Hallo,

es herrscht ja bekanntlich einige Verwirrung um die türkischen Hirtenhunderassen, verbunden mit den vielfältigsten Bezeichnungen für Kangal und Co.
Um das Ganze noch perfekt zu machen, fasst die FCI Kangal, Akbash, Karshund und deren Mischlinge zum "Anatolischen Hirtenhund" zusammen. Diese Bezeichnung gibt es in der Türkei selbst nicht und ist eine Kreation, die ihren Ursprung in den USA hat:

"Der Anatolische Hirtenhund ist eine westliche Erfindung, die in der Türkei so gar nicht existiert und als solches auch nicht bekannt ist. Diese "Rasse" wurde von der FCI anerkannt. Sie beinhaltet nicht nur alle möglichen türkischen Hirtenhundtypen, sondern auch deren Mischungen. Der Name leitet sich her von dem türkischen Begriff "Coban Copegi", was nichts anderes heißt als "Hund des Hirten". Überall auf der Welt wird heftigst diskutiert über Sinn und Unsinn dieser FCI-Globalisierung. Nur ein kynologischer Verband aus der Türkei, der zudem noch FCI-Mitglied sein müsste, könnte dieses ändern und richtig stellen."

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Natürlich wurde daraufhin von türkischer Seite versucht, die Sachlage zu klären und infolgedessen kam es zum International Symposium on Turkish Shepherd Dogs , ausgerichtet von der Universität Selcuk. Die Liste der Referenten enthält durchaus einige bekannte Namen der Kynologie und ist auf der Seite von Sue Kocher ( [Nur registrierte Benutzer können diesen Link sehen] ) einzusehen. Neben Prof. Dr. Ray Coppinger finden wir weitere kompetente Vertreter der internationalen und türkischen Sachverständigen der Hundeszene.

Daraus ging ein offener Brief des Dekans der Veterinärwissenschaftlichen Fakultät der Universität Selcuk, Prof. O. Cenap Tekinsen, hervor, der die Ergebnisse im Wesentlichen zusammenfasst und sich in erster Linie an die ausländischen Züchter der türkischen Rassen richtet.
Nachfolgend einige Auszüge:

The atmosphere of the conference supported the views held by my faculty and myself regarding our native Turkish dog breeds. The basic concept is quite simple: there are multiple Turkish dog breeds. We categorically reject the theory, foreign in origin, that there is only one Turkish dog breed and that this breed should be known as the "Anatolian Shepherd Dog".

The native shepherd dogs of Turkey are a Turkish national treasure. That is why we call them, collectively, "Turkish shepherd dogs". Under this general rubric, we recognize at least three native Turkish shepherd dog breeds: The Kangal Dog of central Turkey, the Akbash Dog of western Turkey, and the Kars Dog of eastern Turkey. The Turkish Tazi, as a sighthound, is in a separate class.

We recognized the Kangal Dog breed many years ago--long before foreign dog breeders knew about them. They are a unique, regional Turkish dog breed whose purity must be protected. They occupy a special cultural and historical status in Turkish society. This was recognized recently by the issuance of a new Turkish stamp under the title "Kangal kopegi" or "Kangal Dog". Turkish breeding stations, including one here at the Faculty of Veterinary Science in Konya, serve to protect the breed. The correct name for this breed is Kangal Dog; however, some foreign dog breeders call them "Karabash".

Another Turkish breed is the "Akbash Dog". This breed is the Turkish counterpart of the Hungarian Kuvasz, the Slovakian Chuvatch, the Polish Tatra, the Italian Maremma, the Greek Sheepdog and the French Great Pyrenees. All are clearly closely related and may descend from the Turkish Akbash Dog. The existence of the Akbash Dog has been confirmed independently by our faculty based on our field studies.

Information was presented at the Symposium regarding a major grouping of eastern Turkish shepherd dogs. These dogs, which we know as the Kars Dog, while differing in some respects, are the Turkish counterpart of the Caucasian Ovcharka (Mountain Dog) of Georgia, Azerbaijan, and other areas of the former Soviet Union. Further field studies are planned.

The Turkish Tazi, while similar to the Saluki, is a Turkish native breed. They have been bred here for hundreds of years and were used as hunting dogs by the Ottoman Sultans. We intend to extend our protection to them as well.


Der vollständige Inhalt des Schreibens ist auf Sue's Homepage dokumentiert.

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Hier sehen wir sehr gut die Unterschiede der einzelnen Rassen, sowie deren korrekte (türkische) Bezeichnung, denn die FCI - Klassifikation ist ziemlich oberflächlich, um es mal freundlich auszudrücken und wird von den Türken selbst als anmaßend empfunden.
So gibt es den Akbash, das Pendant zu Kuvasz, Maremma, Podhalaner, Tschuwatsch und Pyrenäenberghund, den Karshund, das Pendant zum Steppen - Kaukasen (die Ähnlichkeit ist nicht zu bestreiten) und eben den Kangal.
Diese 3 völlig verschiedenen Rassen nun zu einer FCI - Rasse zusammenzufassen, ja selbst die einzelnen Mischlinge noch mit herein zu nehmen, ist in meinen Augen schierer Unsinn.
Spinnt man den Gedanken weiter, könnte sich ein Zuchtverein für "Anatolische Hirtenhunde" unter VdH/FCI - Schirmherrschaft gründen, Mischlinge zwischen Kangal und Akbash, meinetwegen noch mit Karshund züchten und diese, natürlich mit den entsprechenden Papieren ausgestattet, ausstellen und kören lassen.
In den USA haben wir ja bereits die Ergebnisse und wir sehen einen bunten Mix an "Anatoliens", mal gescheckt, mal mit Maske, mal ohne, egal wie groß usw.
Das einzige Kriterium scheint zu sein, daß dieser Hund einmal seine Vorfahren in der Türkei hatte.

In Deutschland sind Kangal und Akbash durch die Union Türkischer Hirtenhunde ( [Nur registrierte Benutzer können diesen Link sehen] ) vertreten. Den Karshund gibt es hier offiziell genau so wenig, wie den "Anatolischen Hirtenhund".

Spätestens im Ausstellungsring dürfte sich die Lage dann wieder entspannen, denn ob ich nun einen reinrassigen Kangal präsentiere oder eine Mischung aus Steppenkaukase (Karshund) und Akbash vorführe, wäre dann völlig egal - ich bin quasi immer im "Standard".
Übrigens auch einer der Gründe, weshalb ich HSH - Zucht hier bei uns sehr skeptisch betrachte.

Abschließend noch eine kleine FAQ von David und Judy Nelson, welche die ersten Kangals 1985 in die USA brachten und damit gewissermaßen auch den Grundstein zum "Anatolischen Hirtenhund" legten:

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Gruß,
Gerald

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