Hi zusammen
bin gerade beim durchstöbern der Hundund Foren auf dieses Thema gestoßen und sehe nun, dass die letzte Seite doch recht aktuelle Posts hat
Als Akitabegeisterte freut mich das natürlich. Nun würde ich auch gerne meine Erfahrungen dazu beitragen, vielleicht hilfts ja..
Vorab: Für mich steht felsenfest, dass ein
Akita (ich weiß nur noch nicht ob in japanischer oder amerikanischer Form) mein nächster Hund wird, auch wenn ich aufgrund meiner jetzigen Lebenssituation (Partner und ich berufstätig in Vollzeit) noch nicht genau weiß zu welchem Zeitpunkt. Ich möchte den Akita also weder schlecht reden, noch vermiesen oder sonst etwas. Leider ist es so, dass man die Rasse besser mit Vor- und Nachsicht! genießen sollte.
In den letzten 4 Jahren beschäftigte ich mich mit den japanischen Rassen, in den letzten 3 Jahren speziell mit Akita und American Akita - Ja, der American Akita ist nun schon seit etwas längerem eine eigene, von der
FCI anerkannte Rasse, auch wenn sie hier bei Hundund nirgendwo auftaucht. Nach einigen Nachforschungen im Internet und studieren von Fachliteratur habe ich damit angefangen mir Ausstellungen anzusehen und bin dann beim Amerikaner hängen geblieben. 2 Jahre habe ich mich intensivst mit ihm beschäftigt, ich kenne 4
Züchter dieser Rasse sehr nahe und stehe mit zweien davon im ständigen Kontakt, einem half ich auch öfters mit seinen Hunden auf Ausstellungen. Dazu kommen noch etliche Otto-Normal-Akitabesitzer, die ich als Freunde gewonnen habe und mit vielen davon stehe ich ebenfalls in engem Kontakt. Im Laufe des letzten halben Jahres habe ich mich dann auch wieder etwas mehr dem Akita (Japaner) zugewandt, habe eine Züchterin besucht mit der ich mich prima verstehe, habe mit anderen Züchtern gesprochen und mit Privatleuten. Akita und American Akita unterscheiden sich vom Wesen her nicht groß, das Äußere ist allerdings vollkommen verschieden. Akitas sind sehr viel kleiner als die Amerikanische Variante. Die meisten Akita Hündinnen bringen zwischen 25-30 kg auf die Waage, bei einer Amihündin sinds 37-47kg. Während ein Akitarüde mit 35 kg schon ein wirklich stattliches Exemplar ist, so kann ein Amerikaner locker 55 kg auf die Waage bringen.
Aber wie gesagt, vom Wesen her unterscheidet es sich nicht groß. Den einzigen Unterschied, den ich aus meinen zahlreichen Besuchen, Gesprächen etc. so rausgehört habe ist, dass der Amerikaner noch ruhiger ist während der Akita einen Tick spritziger ist, auch etwas nervöser! Was nicht heißt, dass er nicht genauso faul ist und am liebsten 22 Stunden des Tages verschläft.
Wir alle wissen ja, dass es sich um eine anspruchsvolle und komplizierte Hunderasse handelt, aber viele wissen nicht, dass sie tatsächlich so faul sind. Sie sind nicht vergleichbar mit den europäischen Gebrauchshunderassen, wenn sie nicht wollen, hat man keine Chance sie zu motivieren. Sie haben nicht den Hauch eines Interesses daran ihrem Menschen zu gefallen, sie besitzen ihn einfach nicht - den will to please. Ein Akita macht nur etwas, wenn er einen Sinn darin sieht. Das erfordert bei der Erziehung ein enorm hohes Maß an Kreativität und ein gutes Durchhaltevermögen, ansonsten verzweifelt man oder man wird wahnsinnig. Man darf auch seinen Frust nicht an dem Akita auslassen, er wird die Ohren dann bloß noch weiter auf Durchzug stellen. Gewalt verzeiht er nicht und Druck und Härte machen ihn zu einem unsicheren, scheuen Hund. Die Konsequenz ist sehr wichtig, Akitas sind hochintelligent. Bemerken sie Fehler im System, werden sie diese gnadenlos ausnutzen und ihrem Herrchen auf der Nase herumtanzen. Die
Hundeschule muss unbedingt Erfahrung mit ursprünglichen
Hunderassen haben, ansonsten geht das total nach hinten los. Schon im Welpenalter sind die Mehrzahl der Akitas (ich rede jetzt mal nur von dem AKITA, meine aber beide Rassen, da sie ja außer vom Aussehen her fast gleich sind) reine Kontrollfreaks und wollen in der Welpenspielstunde immer kontrollieren, wer mit wem spielt. Wenn da niemand mit Erfahrung für diese
Rassen konsequent und korrekt dazwischen geht, dann läuft das in schiefe Bahnen. Ich kenne auch einige Akitas, die mit einem großen Tritt in den hintern wieder aus der Hundeschule rausgeflogen sind. "Der Hund ist nicht erziehbar", darf man sich dann anhören. Ebenso muss man sich darüber bewusst sein, dass man doch mit vielen Vorurteilen konfrontiert wird, wenn diese Rasse besitzt. Von "Kampfhund" über "Wozu gibts diese Rasse eigentlich, die brauch man doch nicht" bis hin zu "Also ich kann nur mit lieben Hunden etwas anfangen. Ich brauch keinen Hund, der Streit sucht!" kriegt man gerne an den Kopf geworfen. Es ist nicht einfach, es ist nchts für jeden.
Der Akita gehört zu den ursprünglichen Hunderassen und das kann man wortwörtlich nehmen. Er ist eine knallharte Jagdhunderasse und diesen Jagdtrieb hat er bis heute beibehalten. Einen Akita ohne
Leine laufen zu lassen ist die absolute Ausnahme und erfordert konsequentes, gezieltes und langwieriges Anti-Jagd-Training. Und selbst wenn man in der Erziehung viel richtig gemacht hat, viel Zeit und Ausdauer investiert hat, so heißt dies beim Akita nicht, dass seine Jagdleidenschaft kontrollierbar wird. Viele Akitas kann man trotz intensivstem Training niemals ableinen. Dessen muss man sich bewusst sein und man muss sich darauf einstellen können den Hund evtl. sein Leben lang nur an der Schleppleine laufen lassen zu können. Im Haushalt werden andere Tiere akzeptiert, wenn er sie von kleinauf kennengelernt wird. Außerhalb des Hauses wird aber knallhart gejagt, selbst wenns die eigene Katze ist. Es gibt im Haus so etwas wie einen Burgfrieden.
Man muss hierbei bedenken, dass der Akita ein Großwildjäger war. So knuddelig und faul und ruhig er auch erscheinen mag, er besitzt enorme körperliche Fähigkeiten. Diese Hunde können bei Bedarf enorm schnell und wendig werden. Beim Spiel mit Artgenossen erkennt man einen Akita oftmals von hinten in den Rücken angreifen, denn vorne hat der Bär seine Tatzen! Er trägt dieses jagdliche Erbe bis heute in sich. In Japan wurden immer ein Rüde und eine Hündin auf die Jagd geschickt, der Rüde hat den Bären vorne beschäftigt, die Hündin von hinten zugeschlagen. Hündin+Hündin oder Rüde+Rüde wäre auf der Jagd schiefgegangen, denn die wären sich gegenseitig an die Gurgel gesprungen.
Der Akita kann mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen sehr schwierig sein. Wie oben schon beschrieben legen bereits Welpen eine Kontrollsucht über ihre Artgenossen an den Tag. Aufgrund seiner Ursprünglichkeit hat er ein stark ausgeprägtes Terretorialverhalten. Er duldet in seinem Revier keine fremden Hunde. Seine Gestiken und Mimiken sind vielfältig und sehr fein und er benutzt vielerlei davon, die anderen Rassen bereits verloren gegangen sind. Er hat eine hohe Individualdistanz und wer diese dreist unterschreitet, wird mit Getöse erstmal zu Boden gedonnert. Auch darf man den Akita an der Leine nicht unterschätzen. Während evtl ein anderer Hund an der Leine großes Gebell und Geknurre macht, so ist der Akita absolut still und leise. Wenn man dann die beiden Hunde aber dummerweise doch zusammen lässt, so wird der Akita sich auf den anderen Hund stürzen und diesem ein paar japanische Höflichkeitsfloskeln beibringen sobald es die Leine zulässt. Sie sind sehr intelligent!
Mit den gleichgeschlechtlichen Artgenossen ist es ein bisschen wie mit dem Jagdtrieb. Man kann von Anfang an sein Bestes geben und den Welpen super mit Artgenossen sozialisieren, aber das gibt keine Garantie auf die Verträglichkeit mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen nach vollständigem Eintritt der Geschlechtsreife. Gleichgeschlechtliche Sozialverträglichkeit außerhalb des eigenen Rudels ist auch hier eher die Ausnahme.
Wenn man sich für einen Akita entscheidet, so muss man sich auch über die Herkunft dieser Rasse im Klaren sein. Die japanische Kultur ist geprägt von Würde und Stolz, welches sich in ihren Hunderassen widerspiegelt. Der Akita war ein unerbittlicher Jagdhund und ein Begleiter der Samurai. Wer den Akita verstehen will, muss diese traditionell tief verankerte Werthaltung der japanischen Kultur verstehen.
Wenn man bereit ist, sich auf dieses Kulturerbe einzulassen, so kann man beinahe alles, was man über europäisch gebräuchliche Erziehungsmethoden weiß, fast in die Tonne treten
Aber bei der richtigen Erziehung und Fürsorge, mit viel Verständnis, Konsequenz und Liebe und der Bereitschaft, andere Wege zu gehen und dem Respekt gegenüber der japanischen Werthaltung und Kultur, die sich so geballt in dieser Rasse widerspiegeln, kann man es schaffen aus dem Akita einen unendlich treuen, angenehmen und wohlerzogenen (mit vielen Macken und Eigenarten *gg*) Begleiter zu machen.
Man kann eine ganz spezielle Bindung zu einem Akita aufbauen, ein ganz inniges und besonderes Verhältnis. Dann wird dieser Hund einen niemals blamieren oder enttäuschen, er wird auf Ewig an deiner Seite stehen auch in der dunkelsten Stunde.
Es ist von der Auslastung zb. ein anspruchsloser Hund. Wie gesagt er ist faul und an den meisten Beschäftigungen wie Apportieren oder irgendeinen Sport hat er absolut kein Interesse. Man kann Mantrailing mit ihm versuchen, er soll eine gute Nase haben, aber es muss nicht sein dass es ihm gefällt. Von daher kann diese Rasse trotz ihrer Größe auch sehr gut in einer Wohnung gehalten werden. Mit Kindern (immer vorausgesetzt der Aki wurde richtig erzogen) gehen sie super um, sie sind sehr gute Familienhunde!
Diese Rasse hat viele Vorzüge, man muss bloß ehrlich zu sich sein, ob es wirklich das ist, was man will! Man darf sich die Rasse nicht schönreden und wenn man speziellere Gedanken hat oder auf jeden Fall z.B. Agility machen möchte oder Schutzdienst, dann sollte man sich lieber eine andere Rasse aussuchen. Was die Beschäftigung angeht, so kann man sich fast gar nicht festlegen. Dem Akita kann es gefallen und auch er kann sich für etwas begeistern, er muss es aber nicht *g*
Also kein Hund für Jedermann, aber ein Traumhund für die richtigen Leute!
Einmal Akita, immer Akita.
Bei manchen Leuten leider auch einmal Akita und NIE wieder! Ich kenne nämlich auch hochenttäuschte Leute, die todunglücklich mit ihrem Akita sind. War einfach die falsche Rasse!