Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beiträge der Hundund Community. In die Jahre gekommen, aber noch immer interessant!
Benutzeravatar
alfinchen
Polizeihund
Polizeihund
Beiträge: 2069
Registriert: 17. Mai 2005, 08:59

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von alfinchen »

Hört sich schon teilweise gar nicht so einfach an. Zumal dieses "leicht ängstlich" fast in jeder zweiten Tierschutzanzeige steht.

Schwierig finde ich auch, sich bei einem Hund, der wirklich viel durch gemacht hat (Kein schönes Aufwachsen, ausgesetzt evtl. noch misshandelt, in Tötungsstation, gerettet, Flug, AUfenthalt auf der Pflegestelle etc) beurteilen zu können, ob der Hund passt. Bei mir - das muss ich mir einfach eingestehen - schwingt da total viel Mitleid mit dem Hund mit. Mir fällt es da noch schwieriger einigermaßen objektiv zu sein und zu berurteilen, ob der Hund zu mir passen könnte. Zumal der Hund vermutlich in den seltensten Fällen auf der Pflegestelle sein volles Potential zeigen kann - nicht wegen der Pflegestelle, sondern weil es meiner Einschätzung nach lange dauern dürfte, bis ein Hund mit bewegter Vergangenheit wirklich irgendwo ankommt.

Kennt ihr die Seite sabro.de? dort kann man auch die Geschichten der dortigen geretteten Hunde nachlesen. Sehr rührend!

tinchen-81
Begleithund
Begleithund
Beiträge: 358
Registriert: 29. Sep 2006, 20:17

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von tinchen-81 »

Dass sich viele "Marotten" erst nach einer Eingewöhnungsphase zeigen stimmt, von daher ist auch ein Bild der Pflegestelle immer nur eine Momentaufnahme. Auch ein Hund muss erst mal ankommen. Von daher können sich bei dir nach einigen Tagen/Wochen Verhaltensweisen zeigen, die im TH oder auf der Pflegestelle nicht beobachtet wurden.

Benutzeravatar
Dongo
Rettungshund
Rettungshund
Beiträge: 1065
Registriert: 16. Dez 2007, 22:04
Wohnort: Österreich

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von Dongo »

Meiner Erfahrung nach ist es sehr unterschiedlich:
Leider bin ich auch schon reingefallen: mit diesen Kontakten habe ich auch über kurz oder lang aufgehört: Einerseits wird dort nur die Hälfte erzählt, andererseits gibt es tatsächlich auch Vereine die sich durch Welpenhandel ihr Geld verdienen. Daher schaue ich inzwischen: - Wie lange sind die Hunde da? - Welche Hunde? - Jede Größe, jede Rasse? (Natürlich nicht bei Vereinen, die sich auf eine Rasse spezialisiert haben). Ich habe auch mitbekommen inzwischen, dass es Vereine gibt, die nicht mit Pflegestellen sondern mit Hundepensionen zusammen arbeiten. - Ob das jetzt besser oder weniger gut ist, das weiß ich nicht wirklich. Denke aber, dass diese Möglichkeit teurer ist, aber in manchen Fällen effektiver.

Daher plädiere ich für einen Hund im Alter ab 8 Monaten, der bereits kastriert sein sollte, wo auch eine volle Durchimpfung schon statt gefunden hat. Im Idealfall ist er bereits mind. 6 Wochen akklimatisiert, kennt die neuen Lebensbedingungen bereits ein wenig (Leine gehen, Wohnungshaltung).
Dass ein Hund, den ich aufnehme, im Regelfall zwischen 6 Wochen und einem Jahr braucht, bis er ganz ankommt und alle Familienmitglieder akzeptiert, damit muss man rechnen. - Dass ein Hund in den ersten 3 Tagen evtl. Nahrung verweigert, Durchfall hat und andere Stressymptome zeigt, das kann auch passieren.
Wenn ich ein neues Tier übernehme stelle ich es am selben Tag noch dem Tierarzt meines Vertrauens vor, damit ich auch von anderer Seite eine fachkundige Meinung einholen kann. - Eine Blutabnahme ist häufig auch sehr aussagekräftig und wird in den Tierheimen meist nicht durchgeführt, weil es einfach zu teuer käme. Leider habe ich das auch einige Male erlebt, dass Hunde vermittelt wurden, die nach 6 - 12 Monaten an Krebs gestorben sind und noch nicht einmal 6 Jahre alt waren...

Hier gibt es leider Risiken, unabhängig ob ich aus dem Tierschutz oder auch privat einen "älteren" Hund übernehme.

Ab 8 Monaten schreibe ich deshalb: Hier sehe ich schon mehr vom Character des Hundes! - Jagdtrieb, Endgröße, und weitere Verhaltensmerkmale. - Und alt ist ein Hund mit 8 - 14 Monaten sicher nicht! - Hier beginnt erst die Zeit in der man die Hunde mitnimmt auf den Abrichteplatz!

Ist der Hund mit 8 Monaten bereits sehr selbstsicher, kann ich davon ausgehen, dass es ein dominanter Vertreter ist, geht er mir überhaupt nicht zu, dann weiß ich, dass es sich entweder um eine Antipathie oder um eine sehr große Angst des Hundes handelt (da ist auch eine Beobachtung durch erfahrene Hundeleute oder auch das Beobachten des Hundes, wie er mit bereits vertrauten Personen zurecht kommt gefragt.) Nehme ich einen sehr ängstlichen Hund, dann kann es sein, dass es sehr lange dauert, mit Aufwand verbunden ist (Tellington Touch Methoden und anderes) und vielleicht nie zum gewünschten Erfolg führen kann... - aber nicht muss.
Letztens habe ich mit jemanden gesprochen, der meinte, dass 1 Hund von 40 sich nicht akklimatisiert und so traumatisiert ist, dass er an einem hier üblichen Leben nicht teilnehmen wird. -

Über so Fragen, ob man jetzt tatsächlich nur junge, gesunde und einwandfreie Hunde ins Land holen soll, lässt sich streiten. - Doch bei Hunden, die wirklich kein lebenswertes Leben mehr führen, denke ich auch: bitte erlösen! - Unabhängig, ob dieser Hund in einer deutschen Familie oder im Ausland lebt...

Der Grat zwischen Tierschutz und übertriebenem Engagement ist oft ein kleiner...

Wenn ich von Interessenten die Aussage erhalte "ich suche einen älteren Hund" - dann denke ich an Hunde ab 6 Jahre - "ab 12 Monate" - da schlucke ich dann...

Aber dies würde hier den Rahmen sprengen! - Ich hoffe, ich konnte hier noch neue Gesichtspunkte einbringen...

Selina

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von Selina »

Alle Zitate von Alfinchen, bin grad etwas faul :snore:
Mich würde es interessieren, wie bei euch eine Vermittlung speziell von Welpen oder Junghunden aus dem Ausland abgelaufen ist, wie es der Hund verkraftet hat und welche Probleme auftreten könnten. Die Vorkontrolle und dieser Verwaltungskram interessiert mich hierbei weniger, da ich mich dem gewachsen sehe. Mich interessiert eher wie der Hund nach dem Kulturschock zurecht kommt und ob man nach einer Eingewöhnungszeit einen "normalen" Hund hat oder ob Narben in den Hundeseelen nicht verheilen.
Ich bin mal so frei und behaupte, dass Savannah keinen Kulturschock hatte. Allerdings unterscheide ich in fast jeder beziehung vom Welpen/Junghund der noch nicht auf der Straße gelebt hat und vom erwachsenen, der sich schon alleine durchschlagen musste.
Ich habe einen Hund, der so sozial ist, wie ein Hund nur sein kann. Für mich hat sie das optimale soziale Verhalten, tendiert generell dazu sich eher zurückzuhalten bzw. rauszuhalten aus irgendwelchen Konflikten.

Sie wurde mit ihren 3 Schwestern zu jeweils 2 Hunden nach D geflogen. Vorher wurden sie beruhigt und sicherlich waren sie sehr verängstigt und wussten garnicht was los war, als wir sie am Flughafen aus den Boxen holten.
(oh, das war so schön :blush: :lovemetoo: )
Aber sie hat alles wunderbar überstanden und kam zu hause an, wie ein "ganz normaler" Welpe der das erste mal in seinem neuen zu hause ist.

Ich wundere mich auch, dass die Beschreibungen von den Hunden aus dem Ausland fast immer extrem positiv klingen, so dass man das Gefühl vermittelt bekommt, unter vielen unproblematischen Hunden auswählen zu können. Kann das denn überhaupt sein?
Ja absolut. Jedenfalls bei den Welpen/Junghunden. Bei erwachsenen, die auch schon schlechte Erfahrungen machen mussten, kann das natürlich anders aussehen.
Aber alle Südländer- die als Welpen hier nach Deutschland kamen!!- die ich bisher kennenlernen durfte, toppten von ihrer freundlichkeit und dem Sozialverhalten ziemlich viele "Deutsche Zuchthunde" (bitte nicht übel nehmen, habe ja selber so eine). Bei Hunden die erwachsen aus Spanien oder einem anderen Land gekommen sind, habe ich auch schon sehr ängstliche Exemplare kennengelernt.
Savannahs sozialverhalten besonders gegenüber Hunden die schnell ausflippen oder sich aufspielen ist schon fast gleichgültig...sie ist einfach so krass relaxt!
Wenn irgendwelche Hunde Terror machen, wehrt sie sich wenns sein muss, geht dann weg und denkt sich "Ach Leute :roll: es gibt wichtigeres, reg dich ab..." So kommt es mir jedenfalls vor.
Sie nimmt es dem Hund nicht übel, zickt nicht zurück und bricht auch nicht panisch zusammen.
Ich finde sie durch ihr Verhalten, ihre Coolness vielen Hunden hier einfach überlegen.
Es ist ein komischer Vergleich, aber mir kommt es so vor, als hätten die Hunde aus dem Süden, die südländische Gelassenheit und Fröhlichkeit der Menschen dort übernommen.

Müssten die Hunde, die doch überwiegend recht viel mitgemacht haben oder sich lange Zeit als Streuner durchgeschlagen haben nicht große Probleme bekommen, wenn man sie in D dann eingliedert?
Dazu kann ich nicht viel sagen zumal ich auch nie einen erwachsenen Hund aus dem Ausland holen würde bzw. einen, der sich schon allein durchschlagen musste.
Man weiß nie, was dieser erlebt hat und wenn ich den Hund schon nur vom Bild her aussuche, dann muss es für mich einer sein, der noch vollkommen "roh" ist.

Was mich auch ein wenig beunruhigt ist, dass man bei den Auslandsvermittlungen ja nicht wirklich viel Möglichkeiten hat, den Hund kennen zu lernen bzw. es nicht so ist, wie in deutschen Tierheimen, wo man mehrfach den Hund beschnuppern kann und dann, wenn es nicht passt abspringen kann. Wenn man sich den Hund erst aus Polen, Spanien oder wo auch immer herkommen läßt, dann ist es auch emotional extrem schwierig, sich gegen den Hund zu entscheiden, wenn es dann doch nicht so passt.
Natürlich, diese Gefahr ist immer gegeben.
Wobei diese recht gering zu halten ist, wenn man sich für einen Welpen/Junghund entscheidet der nie auf der Straße lebte.
Das einzige was dann immernoch sehr problematisch werden könnte, ist der Jagdtrieb der bei den Südländern schon recht verbreitet ist.

Vielleicht mache ich mir aber auch einfach zu viele Gedanken, weil ich im entfernteren Bekanntenkreis sowohl unproblematische Tierschutzhunde, aber auch extreme Problemfälle kenne, die ich mir nicht zumuten wollen würde und könnte.
Mich würde interessieren welche als Erwachsene und welche als Junghunde/Welpen geholt wurden?! :waving:

Benutzeravatar
SyBa
Forums-Welpe
Forums-Welpe
Beiträge: 29
Registriert: 24. Sep 2006, 13:47
Wohnort: Kreis GP/Baden-Württemberg
Kontaktdaten:

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von SyBa »

alfinchen hat geschrieben:Vielleicht mache ich mir aber auch einfach zu viele Gedanken, weil ich im entfernteren Bekanntenkreis sowohl unproblematische Tierschutzhunde, aber auch extreme Problemfälle kenne, die ich mir nicht zumuten wollen würde und könnte.
Hallo,

ich finde, gerade wenn man einen Tierschutzhund übernehmen möchte, kann man sich gar nicht genug Gedanken machen.

Bruno stammt aus Italien. Wir haben ihn aus einem Tierheim hier geholt, das mit dem italienischen TH zusammenarbeitet. So konnten wir Bruno erst einmal kennen lernen bei mehreren Besuchen.

Ganz ehrlich: wir lieben Bruno heiß und innig, aber dieser Hund ist eine Katastrophe :shock: . Ich habe diverse Hundeschulen durch, ich trainiere viel mit ihm, aber wir mußten akzeptieren, dass er einfach eine so schreckliche Vergangenheit hat, dass wir nur lindern können, aber es unmöglich ist, aus diesem Hund einen gelassenen Begleiter zu machen :cry: . Bruno "tötet" Autos, sprich, er greift sie wütend an (er wurde offensichtlich schon einmal angefahren, hat ein krummes Bein). Man kann mit ihm innerorts nur schlecht gehen, muss immer die Leine kurz halten, denn er würde sich sofort vor Austicken direkt in ein Auto schmeißen.

Mit Artgenossen, besonders Schäferhunden, hat er wohl schlechte Erfahrungen gemacht, er führt sich auch nach so vielen Jahren an der Leine auf wie irre. Es geht nur bei kleineren Hunden gut, und ohne Leine - da verzieht er sich gerne.

Er ist schreckhaft, nervös und bei aller Liebe nicht wirklich "innig" an uns gebunden. Dazu hat er zu schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht.

Dazu kommen noch diverse Krankheiten. Er war vor der Zeit bei uns nur wenige Wochen im TH, bekam bei uns einen Infekt nach dem anderen, und er ist chronisch krank. Sprich, er hat uns schon locker so viel gekostet wie ein Kleinwagen *seufz*.

Vor ein paar Jahren hatten wir einen Zweithund über das Zerg-Portal, da über eine Tierschutzorga, die Auslandshunde vor allem über das Internet vermittelt. Spike war schon hier, wir konnten ihn also vorher sehen, aber wir wurden angelogen. Ich habe das damals im Forum geschrieben. Zwei meiner Kinder haben Narben, weil er sie ins Gesicht gebissen hat, es war der HORROR.

Bei der Weitervermittlung hat die Tierschutzorga sich unter alles Sau benommen, sie wollten vertuschen, dass es Beißvorfälle gegeben hat :headtowall: .

Aussagen wie "ängstlich" und vor allem "nicht zu kleineren Kindern" sollen oftmals beschönigen, dass es gewisse Vorfälle gab. VORSICHT !!!!!

Duke ist daher ein Hund vom VDH-Züchter. Ich schließe zwar für mich nicht aus, dass ich irgendwann mal wieder einen Tierschutzhund adoptiere, aber ich würde zumindest mit Kindern im Haus eher nein sagen, so schade es ist.

Grüßle,
Sylvia

Benutzeravatar
SyBa
Forums-Welpe
Forums-Welpe
Beiträge: 29
Registriert: 24. Sep 2006, 13:47
Wohnort: Kreis GP/Baden-Württemberg
Kontaktdaten:

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von SyBa »

[quote="Selina"]
Es ist ein komischer Vergleich, aber mir kommt es so vor, als hätten die Hunde aus dem Süden, die südländische Gelassenheit und Fröhlichkeit der Menschen dort übernommen.[/b]

Sei mir nicht böse, aber das mag auf deine Hunde zutreffen, ist aber keine allgemeine Eigenschaft.

Bruno, unser Italiener, hat von der südländischen Gelassenheit leider nur die südländische Gleichgültigkeit im Umgang mit Tieren mitgenommen - sprich, er wurde misshandelt, angefahren und unversorgt liegen gelassen :cry: .

Er ist nicht fröhlich, sondern total "ernst".

Selina

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von Selina »

SyBa hat geschrieben:
Selina hat geschrieben: Es ist ein komischer Vergleich, aber mir kommt es so vor, als hätten die Hunde aus dem Süden, die südländische Gelassenheit und Fröhlichkeit der Menschen dort übernommen.[/b]
Sei mir nicht böse, aber das mag auf deine Hunde zutreffen, ist aber keine allgemeine Eigenschaft.

Bruno, unser Italiener, hat von der südländischen Gelassenheit leider nur die südländische Gleichgültigkeit im Umgang mit Tieren mitgenommen - sprich, er wurde misshandelt, angefahren und unversorgt liegen gelassen :cry: .

Er ist nicht fröhlich, sondern total "ernst".
Wie ich schon oben schrieb, ich ging von Südländern aus, die als Welpen nach D gekommen sind und eben nichts schlechtes erlebt haben.

Benutzeravatar
alfinchen
Polizeihund
Polizeihund
Beiträge: 2069
Registriert: 17. Mai 2005, 08:59

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von alfinchen »

Selina hat geschrieben:Mich würde interessieren welche als Erwachsene und welche als Junghunde/Welpen geholt wurden?! :waving:
Die größten Kathastrophen kenne ich nur als lose Gassi-Bekanntschaft. Sind alle 3 meines Wissens im Alter 1 - 2 Jahren aus Spanien gekommen, jedenfalls waren sie äußerlich erwachsen, als sie vermittelt worden. Einer dieser Hunde sieht fast aus, wie ein reinrassiger PRT, ist sehr aufgedreht, ein Dauerkläffer, läßt Besuch wohl fast gar nicht zu und ist auch problematisch an der Leine. Die Besitzerin ist extrem bemüht, aber meines Erachtens ist der Hund zumindest so wie ich ihn kennen gelernt habe, trotz aller Bemühungen echt furchtbar.

Ein anderer ist ein mittelgroßer bunter Mix, der ein bisser Schnauzertypisch ist, absolut gar nicht allein bleiben kann, schon die halbe Wohnungseinrichtung zerstört hat, futteraggressiv ist und einen unkontrollierbaren Jagdtrieb hat. Zudem soll er Besuch beim Weggehen zwicken, was ich aber nur vom Hören sagen weiß.

Der dritte im Bunde ist ein Podenco(Mix) der auch überhaupt keine Bindung zu der Eigentümerin aufgebaut hat, quasi wie ein fremder im Haus lebt und seine eigenen Wege geht, dh ohne Leine nicht zu führen ist und zudem auch immer wieder extreme Fluchtversuche unternimmt.

Dann habe ich noch zig negativ Geschichten, die ich aber allesamt nur zugetragen bekommen habe, die HUnde also selbst nie erlebt habe und auch gar nicht explizit weiß, in welchem Alter und woher die Hunde stammen. Gesagt wurde jedenfalls Ausland, was ja ein weites Feld ist. Meist ist das Problem das Alleinbleiben, die Ängstlichkeit und Fluchtverhalten.

Viel Negativerfahrungen höre ich auch von meinem Dad, der durch seinen Beruf viel mit Kunden zu tun hat und als Hundefreund viel über Hundegeschichten erzählt bekommt. Er ist strikt dagegen, einen Hund aus dem Ausland zu nehmen. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir als ich Kleinkind war - also schon laaange her -schon mal einen Second-Hand-Hund hatten, den wir abgegeben mußten, weil er mich mehrfach beißen wollte. Ich selbst habe daran aber Null Erinnerung.

Ich stelle es mir halt schlimm vor, gerade wenn man einen Problemhund bekommt, ihn wieder abgeben zu müssen, wobei ich nicht weiß ob ich das dann auch durchziehen könnte. Denn Fakt ist ja, dass der Hund dann noch viel schlechtere Chanchen hat, ein neues zu hause zu finden, quasi als Bewährungsversager.

Auch habe ich Angst, dass ich vielleicht gerade die absoluten Problem-Fälle angedreht bekomme, da ich einigermaßen hundeerfahren und -verrückt bin, keine Kinder habe, ein eigenes Haus habe, wo Hunde niemanden stören ect. Da sagt sich vielleicht die ein oder andere Orga: "Prima, da haben wir unsere "Dumme" gefunden, der wir den Katastrophenhund, den sonst keiner will andrehen können und sie wird schon irgendwie damit zurecht kommen zumindest ist sie zu gutmütig, ihn wieder herzubringen".

EIner Bekannten von mir ist es mal mit einer Problemkatze so gegangen, die sie dann schweren Herzens zurück geben mußte. Da wurde ihr hinterher offen gesagt, dass die Katze der "Ladenhüter" war, und sie die Bekannte für ideal gehalten haben, diese Problemkatze endlich mal an die Frau bringen zu können, sozusagen als Versuch. Dabei suchte sie ernsthaft nach einer relativ unproblematischen Wohnungskatze, nicht nach einem alles zerstörenden Freigänger, der es nicht aushielt, in der WOhnung eingesperrt zu sein.

@Selina: Hast Du Savanna direkt aus Spanien aufgenommen, quasi per Internet?

Es stimmt schon, dass viele "Züchterhunde" nicht immer das beste Sozialverhalten haben, was aber meines Erachtens daran liegt, wie sie aufwachsen. Meist als Einzelhund und meist auch behütet. Zudem kommt bei Züchterhunden auch oft dazu, dass der falsche Hund nach Mode ausgesucht wird.


Ein weiteres Problem, was ich mir bei der Aufnahme von Junghunden/ erwachsenen Hunden überlege ist, ob man als Hundeführer zu dem Hund so eine tiefe Bindung aufbaut, wie als wenn man ihn schon als Welpe groß zieht? Hört sich blöd an, aber ich frage mich das wirklich.

Auch weil man von einem Hund mit schlechter Vergangenheit nicht erwarten kann, dass er einem so vertraut und sich so an einen bindet, wie ein Welpe vom Züchter der bestenfalls schon 8 Wochen lang hervorragende Erfahrungen gemacht hat und sich sofort an seine neue Bezugsperson klebt. Wenn der aufgenommene Hund dann vielleicht die ersten 1 - 2 Jahre auf Distanz geht und nichts von einem wissen will, würde das mir vermutlich Probleme bereiten.

Benutzeravatar
D&J
Rudelmitglied
Rudelmitglied
Beiträge: 263
Registriert: 16. Okt 2006, 22:16

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von D&J »

alfinchen hat geschrieben:Hört sich schon teilweise gar nicht so einfach an. Zumal dieses "leicht ängstlich" fast in jeder zweiten Tierschutzanzeige steht.
Jeanny kam aus Ungarn. Sie war geschätzt 8 Jahre alt (also nicht mehr so ganz jung :wink: ). An die täglichen Geräusche hat sie sich problemlos gewöhnt. Was allerdings bis zu ihrem Tod geblieben ist: ihre Panik bei der Sylvesterknallerei. Da reichte schon ein gezündeter Knaller, so dass sie am liebsten Hals über Kopf geflüchtet wäre. Das war nicht einfach, vor allem weil man bei uns um den 1. Dezember angefangen hat und das ganze Spektakel bis Ende Januar gedauert hat. Ein normaler Alltag war nicht mehr möglich in dieser Zeit.

Ansonsten wurde sie mit viel Geduld zu einem lieben Hund, der nicht unbedingt mit anderen Hunden konnte (musste sie aber auch nicht). Sie hatte einen Handvoll Hunde, mit denen sie sehr gut klar kam. Obwohl sie die Grundkommandos anfangs natürlich nicht kannte, hat sie die sehr schnell gelernt. Schneller als die Welpen, die wir vor ihr hatten.

Selina

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von Selina »

Ich kann deine Bedenken total gut verstehen und genau die gleichen hätte ich auch - wenn ich mir einen erwachsenen Hund holen wollte.
alfinchen hat geschrieben:Hast Du Savanna direkt aus Spanien aufgenommen, quasi per Internet?


Ja :yes: Auch genau das getan, wozu ich mich nie im Stande sah bzw. mich immer gegen gesträubt hatte: Einen Hund zu holen, den man noch nicht live gesehen/kennengelernt hat.
Ich habe sie auf der HP gesehen und es war klar :lovemetoo:
Bild

Ich hab das jetzt schon des öfteren gesagt :roll: :lol: aber da kann ich mich einfach nicht zurückhalten:
Einen erwachsenen Hund von Bild und Beschreibung her aus dem Ausland zu sich zu holen ist für mich ein absolutes NoGo!
Da kann er noch so süß sein, die Beschreibung noch so toll...der Hund kann wer weiß was erlebt haben und sich im Familienleben zu einem extremen Problemfall entwickeln/entpuppen.

Sich einen Welpen zu holen, ist für mich fast das gleiche wie einen hier vom Züchter, nur, dass man nicht genau sagen kann was drin ist.
Aber rein vom Ausbildunggstand sind diese Welpen gleich, man hat bei einem Auslandswelpen wie beim Züchterwelpen die gleiche Chance/Grundvorraussetzung um den Hund zu formen, ihn zu erziehen.
Ob er nun in Spanien, Italien oder in Deutschland geboren wurde. Du startest mit einem Auslandswelpen auch genau da, wo du auch mit einem deutschen Welpen startest und das ist für mich ausschlaggebend.

Generell würde ich dir von einem erwachsenen Hund aus dem Ausland abraten.
Solltest du dich für einen Welpen entscheiden, lass soviele (richtige) Hunde-/Rassenkenner ihren Senf dazu geben was in dem Kleinen drinstecken könnte, auch wenn man meint es auf den ersten Blick sehen zu können.

Benutzeravatar
SyBa
Forums-Welpe
Forums-Welpe
Beiträge: 29
Registriert: 24. Sep 2006, 13:47
Wohnort: Kreis GP/Baden-Württemberg
Kontaktdaten:

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von SyBa »

Selina hat geschrieben:Sich einen Welpen zu holen, ist für mich fast das gleiche wie einen hier vom Züchter, nur, dass man nicht genau sagen kann was drin ist.
Aber rein vom Ausbildunggstand sind diese Welpen gleich, man hat bei einem Auslandswelpen wie beim Züchterwelpen die gleiche Chance/Grundvorraussetzung um den Hund zu formen, ihn zu erziehen.
Ob er nun in Spanien, Italien oder in Deutschland geboren wurde. Du startest mit einem Auslandswelpen auch genau da, wo du auch mit einem deutschen Welpen startest und das ist für mich ausschlaggebend.

Das stimmt einfach nicht.

Bei einem guten Züchter werden die Welpen vom ersten Tag an positiv geprägt. Sie erfahren körperlichen Schutz (also Wurfkiste, gutes Futter, ärztliche Versorgung) und erleben Menschen als angenehm. Natürlich kann man auch bei einem VDH-Züchter danebengreifen, aber grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Chance auf eine ordentliche Sozialisation groß ist.

Auslandswelpen sind Zufallswürfe, die irgendwo zur Welt gekommen sind. Oft findet man die Mutter irgendwo mit dem neuen Wurf, da sind die Welpen ein paar Wochen alt. Manchmal werden trächtige Hundemütter im Tierschutz aufgenommen, dann geht es den Welpen zwar besser, aber eine optimale Prägung dürfte nur selten sein, kommt auf die Gegebenheiten (Tierheim ? Pflegestelle ?) an.

Die typischen Bauernhofwelpen in südlichen Ländern wurden oft genug vom Hof vertrieben und haben Menschen als böse Wesen kennen gelernt. Oft weiß man nicht, WIE die Welpen wirklich zur Vermittlung gekommen sind, nicht alle Tierschutzorgas sind ganz ehrlich.

Auch das mit der unbekannten Rasse kann sehr ins Auge gehen. Unser spanischer Junghund (er war 8 Monate alt, als er zu uns kam) hatte einen hohen Anteil an BC in sich, was man auf den ersten Blick nicht sehen konnte. Sein extremer Hütetrieb war daher nicht vorhersehbar und sicher mit schuld an den schlimmen Ereignissen, die dann passierten.

Aber auch weniger problematische Rasseneigenschaften können dem neuen Hundehalter das Leben schwer machen. Wer sich einen Hund in eine Wohnung holt, bekommt zum Beispiel erheblichen Probleme, wenn eine bellfreudige Rasse mit drin ist und die Nachbarn sich beschweren. Es hat schon seinen guten Grund, weshalb die meisten künftigen Hundehalter sich Gedanken um die passende Rasse machen.

Benutzeravatar
alfinchen
Polizeihund
Polizeihund
Beiträge: 2069
Registriert: 17. Mai 2005, 08:59

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von alfinchen »

Hmm, aber auch bei Welpen kann doch schon viel schief gehen, oder? Besonders wenn sie vielleicht zu früh der mutter entrissen wurden?

Gerade bei den Züchterwelpen gibt es ja auch krasse Unterschiede, je nachdem wie sie aufgewachsen sind. Hunde aus richtig übler Vermehrerzucht haben ja schon schwere Probleme, aufgrund ihres schlechten Aufwachsens und der oft nicht ganz idealen Zuchtbedingungen.

Wenn ich an unsere Dackel denke, der erste aus Zwingerhaltung und reiner Schönheitszucht und der zweite aus liebevoller Hausaufzucht und jagdlicher Leistungszucht, dann lagen da schon welten dazwischen, gerade auch was die Eingewöhnungsphase und die Angst vor neuen/schwierigen Situationen betrifft. Unser zweiter ruhte in sich, der erste war eher ein leicht panischer Hund, wenn neue Situationen auf ihn zukamen.

Albert habe ich ja auch vom Züchter, aber da ist wohl auch einiges nicht so toll gelaufen, denn er hat eine traumatische Beziehung zu Kleinkindern. Schon als Winzling knurrte er mit seinem Babystimmchen Kinderwagen und Kleinkinder an, ohwohl oder weil er mit 3 Kindern vom Säugling bis zum Kindergartenkind aufwuchs. Er hat ein tief sitzendes Problem mit kleinen Kindern.


Ich habe auch ein bisserl Angst, dass sich aus einem bunten Welpen vielleicht etwas entwickelt, was so gar nicht in meine Möglichkeiten passt. Deswegen war meine Idee, eher einen Junghund (8 bis 18 Monate) aufzunehmen, wo man zumindest schon mal erahnen kann, wie er sich größentechnisch und rassetechnisch entwickelt. Dein Argument mit dem Welpe ist aber auch nicht von der Hand zu weisen.

Meine Tante hat übrigens einen bunten Mix aus nicht toller Haltung im Welpenalter "gerettet", der gelinde gesagt ein Katastrophenhund ist, mega ängstlich dabei aber mit dem Potential in Angstsituationen sofort zuzupacken, was er nun auch schon mehrfach getan hat. Er ist Zweithund und wird auch genauso gehalten und erzogen, wie der wirkich tolle Ersthund. Der ZweithUnd ist zudem optisch auch nicht gerade meins, sollte er doch ein hübscher Chihuahua-Spitz-mix sein (angeblich sehr klein bleibend), jetzt aber wie ein lMini-Schäferhund mit abgehackten Beinen und nicht so schönen Proportionen aussieht (ich denke Dackel, DSH, irgendwas kleines) und gut 40 cm groß ist.

EDIT: Mein Betrag hat sich mit SyBas überschnitten

Selina

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von Selina »

@SyBas
Natürlich, ich widerspreche dir da nicht.
Nur habe ich Auslandshunde, die als Welpen nach D kamen eben nur so kennengelernt, wie ich es beschrieben habe.
Ich rede nichts schön, so kenne ich es eben.
Natürlich sind die meisten Auslandswelpen nicht so behütet aufgewachsen wie unsere hier, hatten kein Bällebad und auch KEINE Flatterbänder :mask: Aber trotzdem sind die, die ich kennengelernt habe im sozialen Bereich um einiges fitter gewesen als so mancher deutscher Zuchthund.

Und sicher, die Frage was für Rassen mitgemischt haben ist immer gegeben und kann auch zu problemen führen bzw. das eigentliche Problem darstellen.
Doch was man für ein Risiko eingeht, wenn man sich einen Auslandshund mit unbekannten Eltern holt, sollte wohl jedem klar sein.

@alfinchen
Siehe oben, das passt auch :wink:
Ich würde an deiner Stelle zu einem Welpen tendieren, wo der Wurf von anfang an auf einer PS im Ausland war. Das kann man herausfinden bzw. steht oft dabei. Somit hat man die besten Chancen einen Welpen zu bekommen, der noch nichts schlechtes erlebt hat.
Savannahs Wurf wurde mit der Mutter gefunden als sie einpaar Tage alt waren und sie ist auf ihrer spanischen PS sehr gut aufgewachsen.
Man muss sich da nur etwas reinhängen und dann kann man sich auch genau das rauspicken, was man will auch wenn das wirklich schwieriger und zeitraubender ist, als bei einem Zuchthund :waving:

Feiticeira
Forumslegende
Forumslegende
Beiträge: 5435
Registriert: 29. Jan 2009, 23:31
Geschlecht: Weiblich
Hunderasse: Weißer Schäferhund-Husky-Mix, Border Collie
Mein(e) Hund(e): Schnuppe, Barney
Wohnort: Ruhrpott

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von Feiticeira »

Ich muss Syba da voll und ganz zustimmen.Aus diesen Gründen würde ich auch eher keinen Welpen aus dem TS aufnehmen.Da finde ich ist das Überraschungspaket einfach am größten.

@alfinchen
Egal wie gut du den Hund kennen lernst vorher.Unsicherheiten und Unwägbarkeiten bleiben einfach.Das kann einem aber auch genauso mit Hunden vom Züchter passieren.Da ist der Labbi aus der Showlinie dann doch kein idealer Familienhund.Da ist der Pudel doch kein sich anpassender Begleiter,sondern einer der wirklich fordert und "mehr" braucht.Da hat man keine Probs mit dem Aussie was das Hüteverhalten angeht-dafür jagt er alles was nicht bei 3 auf den Bäumen ist.Da ist der Schäfi doch kein guter VPG Hund,der schützt,sondern Einer der keine Lust auf "Ärmelbeißen" hat und jeden Einbrecher schwanzwedelnd begrüßt.Solche Dinge kommen immer wieder vor-so ganz außen vor kann man die Natur einfach nicht lassen.

Die Frage ist eher mit was du am besten klar kommst und wodrauf du dich einlassen willst.Meine Beiden sind ja auch "Second-Hand" und auch wenn ich ihre Welpenzeit nie miterleben konnte,so liebe ich die Beiden wahnsinnig und unsere Bindung ist sehr eng.Es dauerte zwar bis dahin etwas,aber ich habe es nicht bereut sie aufgenommen zu haben. :lovemetoo: Bei Beiden war ich schon am verzweifeln und bei Beiden hatte ich mit mehr oder weniger großen Schwierigkeiten zu kämpfen (Bindungsprobleme,Jagdtrieb,Schutztrieb,Agressionen usw.).Diese konnte ich allerdings meistern und das schweißt auch zusammen. :lovemetoo: Durch sie habe ich bereits sehr viel lernen dürfen-wahrscheinlich sogar mehr als wenn ich die Beiden von einem guten Züchter geholt hätte.Bei meinem nächsten Hund hab ich aber keinen Bock mehr drauf die Fehler von anderen Leuten ausmerzen zu müssen-deswegen kommt er dann vom Züchter.Allerdings würde ich auch immer wieder einen Hund aus dem TS aufnehmen.

Benutzeravatar
SyBa
Forums-Welpe
Forums-Welpe
Beiträge: 29
Registriert: 24. Sep 2006, 13:47
Wohnort: Kreis GP/Baden-Württemberg
Kontaktdaten:

Re: Erfahrungsberichte Vermittlungshunde aus dem Ausland

Beitrag von SyBa »

Hier noch ein Buchtipp:

[Nur registrierte Benutzer können diesen Link sehen]

Antworten

Zurück zu „Archiv“