aus dem Verteiler:
Pressemitteilung itvgrenzenlos
. 26 Schwarmstedt, den 5. Dezember 2011
Mitteilung für die Presse
Säuberungsaktionen in der Ukraine:
Das Massenmorden der Straßenhunde in Charkow
Teil 1
Die Lage im Dezember 2011
In einem der Brennpunkte der bevorstehenden Fußballeuropa Meisterschaft – in
Charkow, ukrainisch:Kharkiv, eine 1,5 Mio Einwohner zählende Stadt an der russischen
Grenze – soll nach erklärter und unbeugsamer Meinung der Stadtverwaltung kein einziger
Straßenhund der perfekt funktionierenden Todesmaschinerie entkommen. In den letzten 4
Jahren wurden 10 000 Hunde getötet; allein in der ersten Hälfte 2011 waren es 5 749.
Diese genauen Zahlen gab die Stadtverwaltung den beiden Vertretern des ITV Grenzenlos,
Dr. Helga Körnig und Eckhard Reis, die vom 27. November bis zum 1. Dezember bei
Tierschützern in Charkow waren, bekannt.
Nach dem politischen Machtwechsel in der Ukraine vor 1 ½ Jahren wurde das 2007 ins
Leben gerufene „neuter & return“ – Programm („kastrieren und wieder aussetzen“)
durch ein rigoroses Tötungsprogramm ersetzt. Heute gibt es in der Innenstadt kaum
noch streunende Hunde; aber in den Außenbezirken leben noch rd. 3 000 Hunde. Nur 5 %
aller Hunde von Charkow haben einen Besitzer, meint die Direktorin des städtischen
Auffanglagers, Frau Shapovalova. Das neue „Tierheim“ befindet sich im Bau und soll im
kommenden Jahr rd. 500 gefangenen Streunern für jeweils 7 Tage Platz bieten. Die
Tierschützer nennen das Lager schon jetzt das „Schlachthaus“. Denn nach 7 Tagen werden
die Hunde „euthanasiert“ – auf dieses Wort legen die Behörden Wert. Damit drücken sie
aus, dass es den Hunden auf der Straße sehr schlecht geht und sie von Hunger und
Krankheit „erlöst“ werden müssen. Der Zynismus, mit dem hier Lügen gepaart mit
Brutalität verbreitet werden, ist kaum zu verstehen, geschweige denn zu ertragen.
Alles, was die ukrainischen Tierschutzvereine wie „adopt-a-pet Centre“ und Tierschützer,
wie Helena, Zoya (eine Berufsfotografin), Katja, Tamara, Irina, Dimitrij, Olga aus
Charkow im Internet und in den öffentlichen Medien berichten und mit Videos belegen,
stimmt. Die streunenden Hunde werden nicht kastriert und lebend wieder auf die Straße
gelassen. Sie verschwinden für immer aus dem Stadtbild!
Für den Kammerjäger der Stadt, genannt „Clear House“ ist das ein einträgliches
Geschäft. Die Firma konnte inzwischen das 5. Fahrzeug für das Einfangen der Hunde mit
Drahtschlingen einsetzen. Jeden Morgen rücken die Wagen zur Verfolgungsjagd aus und
bringen die gefangenen Tiere in die Veterinärmedizinische Akademie, dessen Vizerektor
Michael Anatolievich die Gäste aus
Deutschland empfing. Er bestand darauf, dass alle
diese Hunde in der Klinik kastriert würden. Aber wo die Hunde jetzt sind, erfuhr niemand.
Die 3 000 Campus-Studenten z.B. hätten Hunde adoptiert. Aber die Haltung von
Haustieren ist den Studenten untersagt, wusste Olga. Die Vertreter vom ITV Grenzenlos
durften schließlich einen Aufenthaltsraum für ca. 20 Hunde betreten und sahen, dass sie in
den winzigen Drahtkäfigen „lebten“ und mit kleinen Futter- und Wassernäpfen versorgt
waren. Der Raum dient offensichtlich als Show-Raum. Andere Räume, aus denen
Hundegebell zu hören war, wurden nicht gezeigt.
Es blieb auch bei anderen Gesprächen mit Amtspersonen im Rathaus der Stadt ein
Geheimnis, was mit den angeblich kastrierten Hunden geschieht. Obwohl auf behördliche
Weisung kein
Hund zurück auf die Straße gesetzt werden darf, und nur 5 % aller Hunde in
Charkow einen Besitzer haben, verschwinden zigtausende von ihnen, und ihr Verbleib ist
unbekannt. Es ist ganz offensichtlich und wird eigentlich auch nicht bestritten, dass die
Hunde umgebracht werden – nur gegenüber einem Außenstehenden wird es nicht
zugegeben. Welche Scheinheiligkeit und Verschlagenheit, die darin zum Ausdruck kommt!
Die Tierschützer in Charkow sind aktiv, mutig und engagiert – sie demonstrieren
offen auf den Straßen gegen das tägliche Einfangen der Hunde. Aber sie sind
hilflos und verzweifelt, weil sie nichts erreichen. Sie hoffen auf Hilfe aus dem
Ausland!
Die Regierung in Charkow will das Tötungsprogramm strikt durchziehen, obwohl 85 %
der Bewohner der Stadt die Straßenhunde tolerieren und das Töten ablehnen. Werden die
Hunde weniger, so wird das Tötungskommando sich den Katzen zuwenden, kündigte eine
Vertreterin der Umweltabteilung an. Ob der immer heftiger werdende Protest aus dem
Ausland die Ukraine zum Stopp des Massakers und zur Rückkehr zum „neuter & return“ –
Programm veranlasst, muss leider bezweifelt werden.
Säuberungsaktionen in der Ukraine:
Das Massenmorden der Straßenhunde in Charkow
Teil 2
Was ist zu tun ?
Gegen die politische Erstarrung, die für die Massenvernichtung der Streunerhunde in
Charkow verantwortlich ist, können die lokalen Tierschützer und auch ausländische
Tierschutzvereine nichts ausrichten. Organisationen wie die UEFA könnten vielleicht
Einfluß nehmen, wenn die Entscheidung, in der Ukraine das Endspiel auszutragen,
zurückgenommen würde. Zumindest wäre ein deutlicher Protest angebracht und auch
wirkungsvoll! Aber die UEFA hat sich selbst zum „Mitläufer“ degradiert.
Es gibt einige Möglichkeiten, wie man dem Tierschutz und letztlich den Hunden
wirkungsvoll helfen kann:
1. Der Verein „adopt-a-pet Centre“ verfügt in Charkow über ein im Katasteramt
eingetragenes 5 ha großes Grundstück, auf dem einmal ein
Tierheim gebaut werden
soll. Die ehrgeizigen Pläne dafür liegen vor, wurden aber mangels Kooperation
durch die Stadt auf Eis gelegt.
Der ITV Grenzenlos ist bereit, als Soforthilfe die Umzäunung des Grundstücks sowie die
Ausstattung des Areals mit Hundehütten aus Holz zu fördern. Es ist daran gedacht,
zusätzlich 4 Container für die tierärztliche Versorgung, als Quarantänestation, als
Lagerraum sowie als Büro und Aufenthaltsraum für die freiwilligen Tierpfleger
aufzustellen. Damit wäre eine Grundausstattung dafür geschaffen, dass einige
vermittlungsfähige Streuner aufgenommen werden könnten. Sie würden kastriert, geimpft
und mit Mikrochip versehen. Mithilfe von Werbekampagnen können diese Hunde dann
zur Adoption frei gegeben werden. Es ist sicher gestellt, dass das provisorische Tierheim
mit freiwilligen Helfern und mit Spenden für den laufenden Betrieb genutzt werden kann.
2. Für die Kastration von Hunden, die einen Eigentümer haben, wäre der Einsatz
einer mobilen Klinik sehr zweckmäßig. Charkow ist sehr weitläufig und hat
zahlreiche Außenbezirke, wo Hunde in Familien leben - häufig aber frei umher
laufen.
Der ITV Grenzenlos befürwortet die Anschaffung und Nutzung einer mobilen Klinik
dringend. Es stehen Tierärzte und freiwillige Helfer für den intensiven Gebrauch der
mobilen Klinik zur Verfügung.
Mir derartigen Sofortmaßnahmen könnten Zeichen gesetzt werden, dass Tierschutz etwas
anderes bedeutet als „Euthanasieren“ – wie es die Stadtverwaltung interpretiert.
Tierschützer, die in Charkow tätig sind, bürgen dafür, dass es in der Stadt genügend
wohlhabende Menschen gibt, die bereit sind, private Initiativen zu fördern, wenn erst
einmal ein Anfang gemacht ist. Das Misstrauen gegenüber der Verwaltung ist zu groß, als
dass der Stadt Geld für den Tierschutz gespendet würde. Zu viel Geld aus öffentlichen
Kassen ist einfach verschwunden.
Der ITV Grenzenlos wird Hilfe leisten, kann aber die für die beiden Projekte
erforderlichen Beträge nicht allein aufbringen und den Tierschützern in Charkow zur
Verfügung stellen. Es werden schätzungsweise 40 000 € benötigt.
Wir bitten dringend um Spenden, damit in Charkow die Arbeiten beginnen können und
einige Streuner eine Zuflucht haben.
Spendenkonto: Internationaler Tierschutzverein Grenzenlos e.V.
Konto-Nr. 8181331
BLZ 251 523 75
Dr. Helga Körnig
Eckhard Reis
Kiebitzweg 24
D 29690 Schwarmstedt
Tel.: (0049) 05071 – 4126
e-mail:
itvgrenzenlos@web.de
Vorsitzende: Dr. Helga Körnig
Stellvertretende Vorsitzende: Rosemarie Zinke
www..itvgrenzenlos.de
Kreissparkasse Walsrode
BLZ 251 523 75
Kto.Nr.: 8181331