Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

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Teardrop
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Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

Beitrag von Teardrop »

Huhu,
ich beobachte immer mal das Geschehen auf spanischen Tierschutzvereinen, welche sich um Tierheim Hunde kümmern.

Dabei fällt mit auf, dass immer wieder schwer kranke/verletzte Hunde im Tierheim landen, diese dann sofort tierärztlich versorgt werden, teilweise für 1000 Euro. Kurz darauf werden dann gesunde Hunde eingeschläfert, weil die Tierheime zu voll sind oder kein Geld da ist um die Hunde in Pensionen unterzubringen.

Und oft sterben kurz darauf diese kranken/verletzten Hunde oder sie werden als schwer vermittelbare Notfälle aufgeführt, weil ihnen vielleicht ein Bein entfernt werden musste oder sie dauerhaft Medikamente brauchen, etc.

Vielleicht denke ich ja zu wirtschaftlich, aber warum wird immer wieder viel Geld für solche Hunde ausgegeben, wenn man mit dem Geld vielleicht 2 andere Hunde retten könnte, indem man diese in eine Pension steckt oder von dem Geld die Tierheime ausbaut?

Wie seht ihr das?

LG Sandra

Graefin

Re: Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

Beitrag von Graefin »

Rational gesehen denke ich auch so ... aber stell dir mal vor, du stehst vor dem Tier welches horrende Tierarztkosten verschlingen wird ... dieser Hund ist in dem Moment die Realität, die beiden Anderen, die von dem Geld gerettet werden könnten sind zu dem Zeitpunkt keine Realität. Es gibt sie, das weiß man, aber sie sitzen nicht mit Knopfaugen und Schmerzen vor dir :???:

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elke
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Re: Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

Beitrag von elke »

Und stell Dir mal vor, wieviel Hunde für Euro 1.000,00 kastriert werden könnten......und somit nicht nur zwei sondern zig Hunden im weiteren Verlauf das Leben retten könnten......bzw. dieses Elend erst gar nicht entstehen ließen. Was die Orgas dort (zum Teil) machen ist ein Faß ohne Boden und verschlimmert die Situation auf Dauer.

Die Bevölkerung muss sensibilisiert werden - denn mehr Tierheime bedeuten nur noch mehr Möglichkeit verantwortungslos mit ungewolltem Nachwuchs umzugehen und diesen dann loswerden zu können. Immer mehr Hunde werden über die Zäune geworfen.

Ich weiß nicht mehr wer es war. Auf jeden Fall gab es vor kurzem einen Fernseh-Bericht über eine Ärztin die vorort (ich glaube Spanien) ein Kastrationsmobil durch Spenden finanziert hat und über die Dörfer fährt. Sie hat es geschafft - und das in einem weiten Umkreis - das kaum noch Hunde auf der Straße leben. Hundehalter waren bereit, ihre Tiere zu registrieren.

DAS sollte doch das Ziel sein und diese Frau hat all meine Bewunderung. Eine der wenigen die kapiert hat, wie sinnvoller Tierschutz aussieht.

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babett
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Re: Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

Beitrag von babett »

elke hat geschrieben:gab es vor kurzem einen Fernseh-Bericht über eine Ärztin die vorort (ich glaube Spanien) ein Kastrationsmobil durch Spenden finanziert hat und über die Dörfer fährt. Sie hat es geschafft - und das in einem weiten Umkreis - das kaum noch Hunde auf der Straße leben. Hundehalter waren bereit, ihre Tiere zu registrieren.

DAS sollte doch das Ziel sein und diese Frau hat all meine Bewunderung. Eine der wenigen die kapiert hat, wie sinnvoller Tierschutz aussieht.
Das ist für mich Tierschutz. Alles andere - manche werden mich jetzt steinigen - ist die Befriedigung eines Helfersydroms.

Graefin hat geschrieben:Rational gesehen denke ich auch so ... aber stell dir mal vor, du stehst vor dem Tier welches horrende Tierarztkosten verschlingen wird ... dieser Hund ist in dem Moment die Realität, die beiden Anderen, die von dem Geld gerettet werden könnten sind zu dem Zeitpunkt keine Realität. Es gibt sie, das weiß man, aber sie sitzen nicht mit Knopfaugen und Schmerzen vor dir :???:
Da muß eben das Hirn vorm Herzen zu Wort kommen. Und wer in so einem Moment nicht rational entscheiden kann, ist für meine Begriffe auf dem falschen Posten. Da gehts ja auch um Gelder, die einem nicht gehören.

Graefin

Re: Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

Beitrag von Graefin »

babett hat geschrieben:
Graefin hat geschrieben:Rational gesehen denke ich auch so ... aber stell dir mal vor, du stehst vor dem Tier welches horrende Tierarztkosten verschlingen wird ... dieser Hund ist in dem Moment die Realität, die beiden Anderen, die von dem Geld gerettet werden könnten sind zu dem Zeitpunkt keine Realität. Es gibt sie, das weiß man, aber sie sitzen nicht mit Knopfaugen und Schmerzen vor dir :???:
Da muß eben das Hirn vorm Herzen zu Wort kommen. Und wer in so einem Moment nicht rational entscheiden kann, ist für meine Begriffe auf dem falschen Posten. Da gehts ja auch um Gelder, die einem nicht gehören.
Genau deshalb wär ich für sowas in keinster Weise geeignet :???:

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Retro-Mops
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Re: Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

Beitrag von Retro-Mops »

Dazu denke ich,
wenn irgendwo ein Loch in einer Brücke ist, wo die Menschen reihenweise in den Fluss stürzen, macht es keinen Sinn, vorrangig die Menschen aus dem Fluss zu ziehen, wenn das Loch nicht repariert wird.

So was macht immer nur parallel Sinn.

Kann man es parallel nicht stemmen, muss man primär an die Ursachen gehen.

Deswegen ist die von Elke erwähnte Variante die einzig wahre.

Feiticeira
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Re: Denken Tierschutzvereine zu wenig mit?

Beitrag von Feiticeira »

Naja-es stimmt schon. Wirklich Sinn machen solche Einzelrettungen nicht. Jedoch sind auch Tierschützer nur Menschen die freiwillig ihre Arbeit machen. Die bekommen kein Geld dafür und nehmen all die Schwierigkeiten auf sich wegen emotionalen Gründen.

Wer leben darf und vermittelt werden kann wäre, so wie es babett sagt, eine höchst politische und kalte Entscheidung. Zum Tierschutz kommt man allerdings selten aufgrund von Politik und kalten Kosten-Nutzen-Relationen. Mal ist man geschockt von den Zuständen vor Ort, mal ist es das eigene Tier das gerettet wurde, mal das Gefühl der Ohnmacht wenn man all die Ungerechtigkeiten und gequälten Hunde sieht. Das spricht alles das Herz an-man ist wütend und traurig und man will helfen. Man möchte Hunde retten-aus der geschundenen Kreatur wieder ein geliebtes Tier machen. Tierschutz wird zwangsläufig so hoch moralisch und ist stark emotional aufgeladen. Und dann kommen die Aspekte hinzu die Heike ja schon angesprochen hat: Das Elend des Tieres das vor mir steht ist in diesem Moment real. Die zukünftigen Hunde (noch) nicht.

Es sagt sich immer so leicht "warum schalten die ihren Kopf nicht an", "warum sind die nur so kurzsichtig". Jedoch finde ich, muss man auch einfach mal die Motive der meisten Tierschützer mit in den Blick nehmen. Diese bieten eine wie ich finde sehr gute Erklärung, die auch logischer ist als ein einfaches "die sind doch alle blöd". :zwink:

Auf die Eingangsfrage würde ich also sagen: Nein es ist nicht so dass sie zu wenig mitdenken-zumindest ist es nicht die URSACHE für ihr Verhalten sondern eher die FOLGE ihrer Motive und Einstellungen.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich so einen Fall in meiner Tierschutzarbeit nicht hatte. Bestimmte Katzenkrankheiten wie FIP oä. hätten zur Einschläferung geführt. Die Katzen können zwar trotzdem noch alt werden mit so etwas, aber sie sind unvermittelbar und dürfen nie wieder raus-ganz zu schweigen von der Gefahr die von ihnen für die Katzen der Pflegestelle ausgehen. Sowas ist hart und toll hätte ich es nicht gefunden. Man fängt die Katzen ja nicht von der Straße um sie dann möglichst schnell umzubringen. Eigentlich will man die päppeln und dann in ein liebevolles Zuhause übergeben. Es ist psychisch eine harte Nuss für einen selber, wenn das nicht geht, auch wenn es rational gesehen die beste Entscheidung ist. :???:

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