Dann will ich mal einen Rundumschlag machen und die " Big 5 White " vorstellen.
Slovensky Cuvac ( sprich Tschuwatsch ) ( Slov. )
Kuvasz ( sprich: Kuwasssss ) ( HUN )
Polski Owczarek Podhalansky - Tatra oder Podhalaner (POL )
Cane Pastore Maremmano - Abruzzese ( ITA )
Monagne de Pyrénées - Pyrenäen Berghund ( FRA )
Ob alle fünf mit einander genetisch verwandt sind, und ob sie möglicherweise vom Akbash abstammen können, darüber rätselt man heute noch.
Tatsache aber ist, dass Cuvac - Kuvasz - Podhalaner blutsverwandt sind. Man könnte hier eigentlich von regionalen Schlägen sprechen, die dann durch die Grenzen zu Nationalen Typen und Schlägen reingezüchtet wurden.
Damit die
Züchter der Podhalaner und Halter von Slov. Cuvac vielleicht für ihre Rasse sprechen können, beginne ich mit der meinigen, dem Kuvasz.
Geschichte und Verwendungszweck des Kuvasz
Woher der Name Kuvasz stammt, mag wohl genauso mysteriös und umstritten sein, wie seine Herkunft.
Man nimmt an, dass der Name, wie auch die Hunde ursprünglich, aus dem türkisch-asiatischen Raum von dem Wort Kawash oder Kawass, das soviel wie bewaffneter Wächter oder Bogenschütze heissen soll, stammen.
Bei Ausgrabungen im alten Mesopotamien fand man Tontäfelchen, auf denen neben ökonomischen Aufzeichnungen auch kuvaszähnliche Hunde abgebildet und in sumerischer Keilschrift mit KU-AS-SA bezeichnet sind, was sinnesgemäss "Pferdehund" bedeutet.
Dem Kuvasz ähnliche Hunde waren offensichtlich schon zur Zeit der ersten großen Völkerwanderung, beginnend mit dem Hunneneinfall im Land der Ostgoten im Jahre 375 n.Chr., Begleiter der Magyaren. Es gibt auch eine andere Theorie, wonach der Kuvasz erst zu der Zeit in Ungarn erschienen sein soll, als die Kumanen im Magyarentum aufgegangen sind (13. Jhdt.).
Aus der Zeit von König Matthias Hunyadi Corvinius (1458-1490) existieren jedoch Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, dass der Kuvasz am ungarischen Hofe zu Wolf- und Bärenjagden verwendet wurde und dass König Matthias sich stets von einer Meute Kuvasz umgeben und beschützen lassen hat, weil er seiner Leibgarde nicht vertraute.
Der Adel hatte diesen Hund für sich entdeckt, ihn wie einen Schatz gehütet und behandelt und ihn als Statussymbol im Kreise des Hochadels verschenkt. Dem Bauernstand jedoch wurde die Haltung von Kuvasz untersagt.
In einer Sage um die grossen, weissen Hunde von König Matthias wird erzählt:
“1462 ersuchte Vlad III. ( Tepes Draculea ) Fürst der Walachei, König Matthias Corvinus um sofortige militärische Hilfe gegen die Osmanen. Der ungarische Monarch zögert jedoch. Drei Monate später veranlasst er vielmehr die Festnahme Vlads III. in der Nähe der Burg Dâmboviţei und seine anschließende 12jährige Inhaftierung in der Burg Vişegrad.
Anlass hierfür sind die sogenannten * Rothel-Briefe* mit denen Vlad III. den ungarischen König an den Sultan verraten haben soll. (Ob die Briefe tatsächlich von Vlad III. stammen oder ob sie lanciert wurden ist noch heute strittig.)
Die Legende besagt, dass König Matthias Hunyadi Corvinius Vlad III. Tepes Draculea in seinem Verlies gerne besuchte und dort mit ihm lange Diskussionen führte. Dabei sollen Kuvasz in den Gängen des Verlieses patrouilliert und den Gefangenen bewacht haben.“
Verwendungszweck
Der ungarische Kuvasz ist unter den HSH wohl der temperamentvollste, verspielteste und heissblütigste Schlag, mit seinem überschäumenden, zuweilen auch aufbrausenden Temperament unterscheidet er sich deutlich von den sonst eher geerdeten, ruhigen Bergtypen.
Obwohl der ungarische Kuvasz über ausgeprägte, typische HSH Eigenschaften verfügt, wurde er nie nur als reiner Herdenschutzhund eingesetzt, sondern er war vielmehr ein Allrounder: Hof,- Wach,- und Schutzhund für Bauer, Hirten, Grossgrundbesitzer, Pferdezüchter, Gestüte, Hof, Feld und Herde.
Während sein Vetter der Komondor als reiner Herdenschutzhund Vieh und Schafherden vor Beutegreifern und Viehdieben beschützte, arbeitete der Kuvasz zwar auch selbständig und eigenverantwortlich, aber doch in Menschennähe und oftmals an seiner Seite.
So bewährte er sich als Begleitschutz, wenn die Csikos die wertvollen Pferde,- oder Viehherden von einer Weide zur anderen bewegten oder für Auktionen zum Gestüt zurück trieben. Zum Teil erstreckten sich die Wege über grosse Distanzen. Daher wurde vom Kuvasz auch verlangt, dass er mind. 25 km Nonstop im Trab zurücklegen können müsste.
Während des 1. und vor allem 2. Weltkrieges wurden die Kuvaszok zuerst von den deutschen,- dann von den russischen Soldaten niedergemetzelt, damit sie Zugriff auf das Vieh, die Pferde nehmen und die Gutsbetriebe annektieren konnten. Die Rasse wurde dadurch derart dezimiert, dass sie vom Aussterben bedroht war und ungarische Züchter in den frühen 50-er Jahren widerwillig auf ausländisches Zuchtmaterial greifen mussten um die Zucht überhaupt und die wenigen Linien aufrecht erhalten zu können.
( Das gleiche Schicksal ereilte übrigens auch viele Sarplaninaci im Kosovo während des Krieges in den 90 – er Jahren. )
Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte die Rasse in ihrem Ursprungland ihr eigentliches Tief und stand fast vor dem Aus. Angekettet auf den Höfen, in Ställen verwahrt oder als Zugtiere arbeiteten die wenigen Exemplare auf dem Feld, zogen Karren oder bewachten die wenige Habe der Menschen.
Später waren das Militär und die Polizei ebenfalls am Einsatz von Kuvasz als Diensthunden interessiert. Doch im Gegensatz zur Roten Armee mit den Kaukasen, waren die Ungaren weniger erfolgreich in der Ausbildung ihres plötzlich neu entdeckten Nationalhundes. Sein eigenständiges Wesen widersetzte sich erfolgreich und man wandte sich schnell an für den Dienst besser geeigneten
Rassen zu.
Herdenschutz
In der USA tauchte der Kuvasz erstmals durch Schweizer Einwanderer 1928 auf, 1931 wurde der erste offizielle Kuvaszwurf im AKC Zuchtbuch registriert. Der Kuvasz wurde dort zwar mehrheitlich als Hof,- und Bauernhund gehalten, doch seine Schönheit und sein Adel blieben dem Rasseliebhaber nicht verborgen und so fand er den Weg als Begleithund besonders unter den Reitern.
In den frühen 1980-er Jahren starteten Farmer und Schafzüchter in Amerika ein neues Projekt zum Schutze ihrer Viehherden mit dem „ Livestock Guarding Dog“. Unter anderem waren da auch Slov. Cuvac, Maremmano, Tatras und Kuvasz beteiligt. Manche Meuten bestanden aus verschiedenen Rassen, andere Projektleiter legten Wert darauf, dass die Meute aus der selben Rasse bestand.
Ich weiss durch Erzählungen von Schweizer Schafzüchter, die in Kanada und USA selber an solchen Projekten teilgenommen hatten, dass es einige Pilotprojekte mit ungarischen Kuvasz als reine HSH gegeben hat. Eines war in Nebraska, Northdakota, eines in Montana und eines im kanadischen Alberta.
Man hat sich mit ca. 2500 – 3000 Schafe, einigen Treibhunden, 4 – 5 Kuvaszok und 3 Hirten auf den Weg zu den Sommerweiden gemacht. Unterwegs entpuppten sich die Kuvaszok als absolut zuverlässigen Begleitschutz, der selbständig arbeitete, eine Vorhut voraus zur Sicherung voraus sandte, eine Nachhut, die den Rücken deckte und zwei, drei die die Herde flankierten und Seitenschutz gewährten. Die Kuvaszok haben auch mutig gegen Koyoten, Wölfe, Bären, Pumas gekämpft, verteidigt, die Beutegreifer erfolgreich verjagt.
Das grosse Erstaunen bei den Hirten kam,- als sie mit der Herde auf der ersten Weide Station machten und am 2. Tag die Hälfte der LGDs fehlte. Die Kuvasz sind stiften gegangen, sie haben mit Erfolg gejagt oder haben sich ihr Territorium einfach noch etwas ausgeweitet. Der Herdenschutz konnte so jedoch nicht mehr gewährleistet werden. Sinnigerweise kamen die Kuvaszok aber immer wieder zum Lager zurück und sobald der Tross weiterzog, nahmen sie ihren Job als Schutzhunde selbständig wieder gewissenhaft auf.
Das gleiche Szenario haben auch andere Projektgruppen, die mit ungarischen Kuvasz arbeiteten Verzeichnen müssen.
Warum der Kuvasz nicht herdentreu, oder zuwenig territorial ist, hat man nicht herausgefunden, resp. hat man wohl auch gar nicht herausfinden wollen. Man hat diese Rasse für weitere Einsätze einfach nicht mehr genommen, weil sie den Schutz der Herde auf Station nicht garantieren konnte.
Der Pyrenäen Berghund und Tatra hingegen, eigneten sich zwar als HSH sehr gut, vermochte aber auf Wanderungen bei langen Distanzen nicht durchzuhalten. Ich denke, dass deshalb Maremmano, Akbash und Kangal sich viel besser bewährt hatten.
Heute wird der Kuvasz fast überall auf der Welt mehrheitlich als Begleithund gezüchtet. In seinem Ursprungsland laufen einige Projekte, bei denen der Kuvasz wieder als Herdenschutzhund bei Schafen in Rumänien schützen sollen. Und ein weiteres, wonach sie gemäss alten Traditionen mit Kuvasz wiederum auf Bären, Wolfs und Wildschweinjagd gehen wollen.
Ⓒ S. Müller
Liebe Grüsse
Susanne mit Rahan und Monello