"Aufgetauter" ängstlicher Hund wird frech! Wie erziehe ich?

Erziehungsthemen und hündische Verhaltensweisen ab dem Junghundealter.
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Morphia
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"Aufgetauter" ängstlicher Hund wird frech! Wie erziehe ich?

Beitrag von Morphia »

Hallo ihr lieben Hundefreunde!

Mein Partner und ich haben uns von einer Tierschutzorganisation einen kleinen Chihuahua -Pekinese-???-Mix aus Spanien geholt. Er war sehr ängstlich am Anfang, man kanns ihm auch nicht verübeln. Er saß ja 2 Jahre, und damit die meiste Zeit seines Lebens von Welpenalter an, im spanischen Tierheim und zu letzt in der Tötung. Inzwischen vertraut er mir allerdings fast blind (er ist n Mamahund :'D) und meinen Partner auch so langsam mehr und mehr. Draußen und drinnen ist es in unserer Gegenwart echt zu ner 180 Grad Wendung gekommen und er wird mega verspielt, obwohl sein Spieltrieb ihn wohl zu anfangs ängstigte.
Naja so die Basics, die ich von Anfang an beim Gassigehen wichtig finde (halt, rüber (an Ampeln und Strassen), komm, hier lang, hier, aus, nein , pfui...) sitzen nach den 2 Monaten eigentlich super. Auch hab ich ihn unter kontrollierten Bedingungen frei laufen lassen - hat super geklappt, auch mit den Kommandos. Als ich ihn heute allerdings wegen ner Rolltreppe hoch heben wollte, hat er sich aus seinem Geschirr befreit und fand das enorm witzig mich zu veräppeln. Vor allem "komm hierhin", "nein" und "aus" hat er getrost ignoriert. Als ich dann bisschen energischer wurde, ist er dann nicht aus Spieltrieb abgehauen , sondern aus Schiss :x konnte ihn dann nur Dank Passanten, die ihn mir zugetrieben haben, einfangen.
Auch die basics "Sitz" und "Platz" kann ich nicht mit den normalen Methoden erziehen, die wir bei unseren jeweiligen vorherigen Hunden angewandt haben. Er hat dann direkt Angst und will abhauen... Was sollen wir tun bzw habt ihr damit Erfahrungen?
Irgendwelche Tipps? Ihn und seine Angst in Erziehungs- bzw. Trainingsmethoden zu ignorieren, so wie ich's am Anfang draussen gemacht habe, is ja eher keine Option...

Bin fur jeden Tipp dankbar!
LG Morphia

regi
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Re: "Aufgetauter" ängstlicher Hund wird frech! Wie erziehe i

Beitrag von regi »

Nun - ich bin ehrlich kein Experte in Sachen ängstlicher Hund, mehr so in Sachen renitenter Clown.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Habe Geduld! Dein Hund ist noch jung und muss eine Menge nachholen und ausprobieren. Wenn das Meiste unter kontrollierten Bedingungen gut klappt, dann bist Du auf dem richtigen Weg. Es dauert aber bei unterschiedlichen Hunden auch unterschiedlich lange, bis das Gleiche auch unter leichter Ablenkung funktioniert und unter starker Ablenkung oder gar Stress dauert es noch viel länger. Das heisst nicht, dass Du etwas falsch machst. Gib Dir und Deinem Hund Zeit, damit sich das Erlernte festigen kann und zur Selbstverständlichkeit wird. Deinem Hund ist noch soo Vieles neu und die neue Welt ist noch sooo aufregend, da fällt Konzentration, Ernsthaftigkeit und Gehorsam sehr schwer. Verlange nicht mehr von ihm, als er leisten kann. Versuche ihn besser zu sichern, damit er Dir nicht nochmal entwischen kann, dann wird das schon.

Gruss
regi

Waschbär
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Re: "Aufgetauter" ängstlicher Hund wird frech! Wie erziehe i

Beitrag von Waschbär »

Morphia hat geschrieben: Auch die basics "Sitz" und "Platz" kann ich nicht mit den normalen Methoden erziehen, die wir bei unseren jeweiligen vorherigen Hunden angewandt haben. Er hat dann direkt Angst und will abhauen...
Was sind denn bei Dir "normale Methoden"? Derartige "Basics" werden heutzutage positiv konditioniert. Zuerst ohne Ablenkung, dann wird die Ablenkung langsam gesteigert bis es auch in Alltagssituationen "passt". Erst dann kann man den Hund auch mal begrenzen, so dass er lernt dass er nicht nur "darf" sondern auch "muss". Aber so weit kann ein Hund in der kurzen Zeit, in der Du ihn trainierst, noch gar nicht sein. In 8 Wochen kann man einen Hund, der sich in seinem Umfeld wohl und sicher fühlt und einen guten Kontakt zu seinen Menschen hat, schon relativ weit trainieren, aber Euer Hund lebt ja gerade mal erst seit dieser Zeit bei Euch und muss sich erst einmal auf sein neues Leben einstellen und Sicherheit finden.

Beginne eine positive Konditionierung in dem Umfeld, in dem sich Dein Hund wohl und sicher fühlt. Nur dort kann er lernen!!! Und unterlasse jegliches Training in dem Umfeld, in dem er noch unsicher ist. Es ist völlig normal dass er dort das erst kürzlich erlernte noch nicht abrufen kann. Aber jedes Hörzeichen, welches Dein Hund ignoriert, wirft Dich im Training weiter zurück.

Lass Deinen Hund draussen noch für längere Zeit an Geschirr und (Schlepp)Leine. Trainiere Sitz/Platz/Hier erst einmal in der Wohnung. Und wenn es dort wirklich gut klappt, der Hund wirklich verstanden hat welches die gewünschte Handlung für ein gegebenes Hörzeichen ist, draussen erst mal an einem Ort an dem er sich wirklich sicher fühlt und an dem Du dafür sorgen kannst dass ihm nichts passieren kann was ihn ängstigt. Erst dann kannst Du die Lektionen auch beim alltäglichen Spazierengehen einfügen, zuerst aber immer in Situationen, in denen Du davon ausgehen kannst dass er sich nicht so weit unwohl fühlt oder gar ängstigt, dass Dein Hörzeichen bei ihm gar nicht "ankommt". Erst dann solltest Du damit beginnen in einer "Ungehorsamsituation" auch "mechanisch" auf Deinen Hund einzuwirken (z.B. indem Du ihn bei einem ignorierten Sitz-Hörzeichen mit Deinen Händen in die entsprechende Position bringst). Wobei Du ihm dabei dann auch Sicherheit vermitteln musst. Du bist der souveräne "Leitwolf", der die ganze Situation im Griff hat, der zwar ansagt was gemacht wird, der aber genau so souverän für die Sicherheit seines "Rudels" sorgt und dem man deswegen vertrauen kann.

Diese Souveränität vermittelst Du nicht durch Zwang oder dadurch, dass Du Dich für Deinen Hund zum Affen machst, sondern durch Konsequenz und ganz viel faires Training über positive Konditionierung.

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Trini
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Re: "Aufgetauter" ängstlicher Hund wird frech! Wie erziehe i

Beitrag von Trini »

Hallo Morphia,

ich schliesse mich regi und Waschbaer an. 8 Wochen sind ja noch gar keine Zeit. Bis ein Hund so richtig ankommt, dauert es durchaus ein Jahr und laenger. Also Geduld steht an erster Stelle. :)

Unser irrer Ungar :zwink: ist zwar kein Angsthund - ganz im Gegenteil - aber er kannte vieles einfach nicht. Spaziergaenge waren ein Fremdwort fuer ihn genauso wie die Tatsache, dass Mensch auch draussen interessant ist. Wir haben ihn erst einmal komplett runtergefahren, mit langweiligen, immer gleichen und relativ kurzen Spaziergaengen. Dazu viel Schlaf und Ruhe und gutes Futter. Sitz, Platz etc. haben wir erst einmal in Ruhe und ohne Ablenkung zuhause geuebt.

Und wenn dein Hund zu Angstattacken neigt, solltest Du ueber ein Panikgeschirr mit doppelter Absicherung am Halsband nachdenken. Viele Hunde aus dem Auslands-TSch hauen gerade in der Zeit ab, wenn Halter sich relativ sicher ist, dass nichts passiert, obwohl nach wenigen Wochen noch keinerlei Bindung bestehen kann.

LG
Martina

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