Ratlos

Erziehungsthemen und hündische Verhaltensweisen ab dem Junghundealter.
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Lilith
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Registriert: 26. Apr 2018, 10:45

Ratlos

Beitrag von Lilith »

Hallo liebe Community,

ich bin neu hier, sage an dieser Stelle Hallo in die Runde, und bringe auch gleich ein paar Fragen mit.

Zu den Eckpunkten: Mein Mann ist voll berufstätig, ich bin Hausfrau, wir sind im mittleren Alter, unsere Junghündin ist 9 Monate alt, noch nicht läufig (aber sicher bald). Auf die Rasse will ich nicht eingehen, aber nur soviel, sie ist ein kleiner Sturkopf, und das wird dieser Rasse auch nachgesagt. Meine Hündin ist extrem temperamentvoll, sie ist in jeder Gruppe das Enfang Terrible, ich werde teilweise mitleidig angeschaut, wenn sie auf dem Teller dreht, sie fährt sehr schnell hoch, steigert sich rein, und dann kommt es zu verschiedenen Verhaltensweisen, die teilweise nicht "gesellschaftsfähig" sind. Mein Mann ist eher ein ausgleichender, passiver Typ, ich bin der dominantere Teil, der strenger ist und wohl auch konsequenter. Er wird bekuschelt, ich nicht, auf mich hört sie besser als auf ihn, aber keine Ahnung, ob das so bleibt, momentan scheint vieles im Umbruch zu sein.
Vom Wesen her ist sie freundlich und aufgeschlossen, aber auch dickköpfig und sehr robust, das haben mir die Trainer bestätigt. Sie ist gerne mit mir zusammen, wenn ich sie rufe, kommt sie sofort schwanzwedelnd angerannt und stupst mich an, und auch so ist sie gerne in meiner Nähe, allerdings nicht so nahe wie bei meinem Mann, sie legt sich meistens 1 m neben mich. Je mehr ich ihr Verhalten beobachte und auch - zugegebenermaßen - vergleiche, desto mehr verunsichtert mich das Resultat, vor allem in den letzten Wochen.

Wir haben, seit wir sie haben, bereits bei diversen Trainern Privatstunden genommen und auch zwei HuSchusn besucht. Wir haben dafür richtig viel Kohle hingelegt, einen Haufen Zeit investiert, mit dürftigem Erfolg, das meist Erreichte kommt, glaube ich, nicht vom Unterricht.
In der ersten HuSchu wurde extrem mit Futter gearbeitet, was dazu führte, dass sie sich derart auf den Trainer fixiert hat, dass sie nicht mehr ansprechbar war (kein Witz), nur das Abrufen ging noch.
In der zweiten HuSchu bin ich jetzt, und dort ist mir die 3. Stunde derartig auf den Magen geschlagen, dass ich dort wohl auch bald raus bin. Nur soviel: Ich soll nicht nur Bellen jedes Mal mit Kneifen unterbrechen, sondern auch, wenn sie außerhalb des Fußgehens an der Leine zerrt. Und ich sollte das Bellen JEDES MAL
unterbrechen mit Kneifen, der Trainer kritisierte, ich wäre inkonsequent, wenn ich es nur manchmal machen würde. Das hat gestern in der Stunde dafür gesorgt, dass ich einen völlig überdrehten, hochgeputschten Hund an der Leine hatte, der sich von Kniffen in der Seite nicht wirklcih unterbrechen ließ, bellte, und nach der Hälfte der
Stunde nicht mehr aufnahmefähig war sondern statt im Sitz nur auf dem Boden lag und Dreck fraß.
Danach zu Hause, vom Parkplatz bis zur Haustür, bellte sie jeden an (was sie sonst nicht macht) und schien auch so regelrecht "geladen" zu sein. Und abends dann wurde ich abgewatscht von ihr, weil sie dann nicht nur ausschließlich bei meinem Mann kontaktlag (leider nichts Neues) sondern auch noch das geworfene Spielzeug zu ihm brachte,auch wenn ich es geworfen habe. Früher war das umgedreht, was das Bringen von Sachen anging. Gekuschelt wurde ich leider nie.... :´(

Ich merke deutlich, dass ich in einer Sackgasse stecke. Sie scheint meinem Mann mittlerweile mehr zu vertrauen,vielleicht spielt sie uns auch gegeneinander aus wie das kleine Kinder gerne machen. Dann ist immer der der Böse, der streng ist und der andere, der ihr mehr durchgehen lässt, hat dann einen Hund am Bein kuscheln.

Belohnung über Futter funktioniert bei ihr nicht, weil sie schnell den Dreh raushatte und abkassierte, danach das machte, was ihr passte (Leinenzerren).
Kneifen scheint auch keine gute Methode zu sein, weil es sie aggressiv macht, sie schnäppert jedesmal wild an meiner Hand, ich will nicht, dass sie irgendwann Ernst macht. Mir ist auch aufgefallen, dass sie bei Trainern, wenn sie kneifen, durchaus beeindruckt ist, aber die müssen es hinterher auch nicht ausbaden.

Wie unterbrecht ihr unerwünschtes Verhalten, wie z.B. Bellen oder auch aufgebrachtes/hysterisches Bellen?
Beim Bellen wie: Sie will zu einem anderen Hund hin und darf nicht?

Noch eine Bitte: Ich möchte hier nicht in der Luft zerrissen werden für was auch immer. Ich habe die besten Absichten, liebe meinen Hund (möglicherweise mehr als gut ist), und habe einfach gerade das Gefühl, dass hier etwas gewaltig schiefläuft. Mir geht es schlecht damit, und das ist sicherlich auch nicht im Sinne des Hundes, mit meinem Mann gab es auch schon Krach. Ich kann also hier keine boshaften, herzlosen oder undurchdacht dahergesagten Kommentare gebrauchen, dass man meinen Charakter in Frage stellt oder dass mein Posting filettiert wird. Ich bin offen für alles praxisnahen und einleuchtenden Lösungsansätze, die zum Wesen meines Hundes passen, daher bitte nicht erwarten, dass ich alles 1:1 übernehme.

Meine größte Befürchtung ist jedenfalls, dass ich eines Tages nicht mehr die Hauptbezugsperson bin (von Woche zu Woche habe ich mehr den Eindruck, dass ich unwichtiger werde) sondern dass ich irgendwann 12 Stunden am Tag einen Hund um mich habe, der meinen Mann mehr mag als mich (und ich meine nicht "anders" sondern "mehr"). Sei es durch Erziehungsmethoden, sei es durch die Männlein-Weiblein-Geschichte bei Mensch und Tier.
Ich suche Antworten darauf, was schiefläuft, was besser geht, am besten von Leuten, die ähnliche Probleme hatten und es geschafft haben, dass es gut wurde.

Und zuletzt die Frage: Falls ich durch was auch immer an Vertrauen eingebüßt habe (wovon ich ausgehe, auch wenn sie mir generell freundlich gesonnen ist), kann es restlos wieder hergestellt werden?

VG
Lilith

Mischlinge

Re: Ratlos

Beitrag von Mischlinge »

Es ist sehr schwierig für einen "Leser" sich ein Bild von euch zu machen.

Wichtig wäre für mich:
Könnte es evtl. sein, dass euer Hund in der Rüpelphase/Pubertät ist?
Und ja, vll, ist es auch wichtig, die Rasse zu wissen. So, wie du berichtest, denke ich da an einen Terrier?
Gab es denn im Vorfeld schon Probleme, weil ihr zu einem Trainer seid?

Warum ist es dir so wichtig, die Hauptbezugsperson zu sein? Mir scheint, du bist ein wenig "eifersüchtig" auf das Verhältnis zwischen deinem Mann und dem Hund (weil du vll. die ganze Arbeit mit ihm hast)? Hunde suchen sich immer den souveräneren Partner aus...

Ob ein Vertrauensverlust entstanden ist, kann man anhand deiner Schilderungen nicht beurteilen. Da müsste man viel mehr aus dem täglichen Leben wissen.

Vertrauen bilden gemeinsame positive Erlebnisse, Spiele, Verständnis und auch Respekt, dem Hund gegenüber, zu haben. Aus der Hand füttern bildet kein Vertrauen.

So, wie du schilderst, würde ich ganz stark versuchen, mehr Ruhe ins Alltagsleben rzu bringen.

Das Gefühl, dass ihr nicht beim richtigen Trainer/Hundeschule ward, habe ich auch.
Mir scheint, der "kneifende Trainer" hat deinen Hund völlig überfordert.
Du hättest da rechtzeitig eingreifen sollen/müssen.

Ich könnte gewaltfreie Hundeschulen empfehlen, klick einfach an, ob du in Deutschland, Schweiz oder Österreich wohnst und dann kannst du eine Liste nach PLZ geordnet sehen.
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Mehr kann ich bei deinen wenigen Angaben nicht sagen

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Friida
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Re: Ratlos

Beitrag von Friida »

Ich würde empfehlen, erstmal runter zu kommen. Beruhigen, die Erwartungen runterschrauben.
Einfach mal nichts machen.

Und - dies Hundeschule umgehend verlassen.

Euer Hund ist in der Pubertät, da finden nicht nur körperlich, sondern auch geistig Umbrüche statt.
Und grad in dieser Phase sollte man sich als Halter nicht verrückt machen. Kürzer treten, Ruhe reinbringen.

Hunde können manche Dinge in dieser Zeit einfach nichtumsetzen, eben weil auch im Hirn "Umbauarbeiten" stattfinden.

Ich habe meine Hunde ganz gut durch die Pubertät bekommen, indem ich wenig gemacht habe. Nur bereits bekannte Dinge immer mal wieder abgefordert.
Ansonsten eher langweiligen Alltag.

Wenn Dein Hund schnell hochfährt, meide allzu aufregende Beschäftigungen. Auch Treffen mit mehreren Hunden können zeitweise einfach zuviel Aufregung sein.
Wenn sie anfängt, in solchen Situationen zu überdrehen und nicht mehr "gesellschaftsfähig ist", war es eindeutig zuviel. Und sie ist überfordert.
Nach der Hundeschule anscheinend auch.

Was ich auch glaube, bitte nicht persönlich nehmen, zumindest Deine Ansprüche an den Hund sind zu hoch.
Und - Du bringst keine klare Linie in die Erziehung und den Umgang mit dem Hund.

Mehrere Trainer? Bei einem 9 Monate jungen Hund?

Jeder Trainer hat eine andere Methode. Du hast also die Methoden in den wenigen Monaten mehrfach gewechselt.
Hundeerziehung braucht Konsequenz, Ausdauer, Geduld und Zeit. Manchmal viel Zeit.
Und eine Linie. Keinen dauernden Wechsel.

Dein Mann scheint mehr Ruhe und Stabilität zu bieten, ich denke, deshalb schließt sie sich ihm mehr an.
Kann aber auch sein, dass Du zu streng bist, zu energisch (dominant?) auftritts und sie Dich deshalb nicht "bekuschelt". Weil sie zuviel Respekt hat.

Körperliche Nähe und Entspannung zuzulassen hat viel mit Vertrauen zu tun.
Aber das läßt sich aus der Ferne schlecht einschätzen, woran es nun liegt. Sind nur Gedanken.

Euer Hund spielt Euch übrigens nicht gegeneinander aus. So clever sind Hunde dann doch nicht. :zwink:
Hunde unterscheiden nur gut, was sie bei wem machen können oder auch nicht.
Unsre Hunde betteln bei meinem Mann, fast nie bei mir. :)

Und noch was. Hauptbezugsperson zu sein, kann man nicht erzwingen. Es gibt viele Hunde, die sich an ein Familienmitglied mehr anschließen, als an den Rest der Familie.
Das solltest Du nicht als persönliche Wertung nehmen, Dein Hund liebt Dich deswegen nicht weniger. Nur anders.

Nur kurz noch (damits hier kein Roman wird) zum unerwünschten bellen.
Möglichst vorausschauend führen, das nimmt schon mal viel Spannung raus.
Wenn Du siehst, Euch kommt ein Hund entgegen, nicht warten, bis Deine sich aufplustert und los keift.
Ausweichen, einen Bogen gehen, eine Entfernung wählen, in der Dein Hund noch ruhig bleiben kann. Und dises ruhig bleiben dann auch belohnen.

Wenn ausweichen nicht möglich ist, wortlos und zügig vorbei, den Hund in Bewegung halten.
Kommandos bringen in dem Moment eh nichts, wenn sie sich schon in Gebell reingesteigert hat.

Auch wenn Du sie mit anderen Hunde laufen und spielen lassen willst, kurz absitzen lassen und sie darf erst los, wenn sie ruhig war.
Die Lernerfahrung sollte sein: Getöse bringt nichts. Spaß gibts erst, wenn vorher Ruhe war.

Parallel dazu in ruhiger Umgebung Komandos üben. Bei Fuß,ordentlich an der Leine laufen. Erstmal alles in kurzen Übungseinheiten und ohne Ablenkung.
Ein Hund, der so schnell hochfährt, wie Du beschreibst und auch noch so jung ist, ist mit Hundeplatz und viel Ablenkung meist überfordert.
Und überforderte Hunde können in dem Moment nichts lernen, weil das Gehirn "dicht gemacht" hat.

Also zusammenfassend viel Ruhe reinbringen. Eine klare Erziehungsstrategie fahren. Geduld, Geduld, Geduld
Und, nichts persönlich nehmen, was der Hund tut. Der macht das nicht um Dich zu ärgern.

Wenn Du noch Fragen hast, gern.

Erna
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Registriert: 7. Jun 2006, 05:57
Hunderasse: Podenco-SChäferhund-Terrier
Wohnort: NRW

Re: Ratlos

Beitrag von Erna »

Ein Hallo zurück... :waving:

Ich kann mich Friida ganz anschließen.. :thumbsup:

Eure Hundeschule,finde ich eher Kontraproduktiv...
Ich würde diese nicht mehr besuchen..

Stress läßt Hunde z.b hoch drehen..Gerade empfängliche Hunde,zeigen dann verschiedene Handlungen...Überreaktionen..
Die Pubertätsphase,macht das im moment leider nicht einfacher..
Es heißt dann nicht umsonst,wegen Umbauarbeiten im Moment geschlossen.. :zwink:
Im Internet gibt es dazu noch einiges zu lesen..Was im Hundegehirn,wärend dieser Zeit passiert..

Friida hat völlig Recht,hier ist dann weniger,oft mehr...
Ruhe,ruhe und noch einmal ruhe..
Achte bitte auch auf deine eigene Einstellung..
Hunde spiegeln ihre Menschen,auch ganz gerne wieder..
Bist du z.b aufgeregt,ist es der Hund auch..

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