Einschläfern vs. Leid mittragen

Hier dreht sich alles um den älteren Hund.
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biophilia
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Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von biophilia »

Hallo zusammen,

leider geht es meiner 16 jährigen Hündin gar nicht gut. Vor einigen Tagen fing es plötzlich an, zunächst bekam sie schlimmen Durchfall. Den Durchfall haben wir schnell mit Medikamenten und Elektolyten wieder in den Griff bekommen, aber seit Samstag hat sich ihr Verhalten schlagartig verändert. Sie geht wie "betrunken", torkelt und kann kaum noch 200 Meter gehen. Wenn sie geht bleibt sie einfach nach ein paar Metern stehen und schaut minutenlang ins Leere. Ich dachte zunächst sie hätte das Vestibular Syndrom, da das eben alles so plötzlich kam, und sie auch sehr oft ihren Kopf schüttelt und dies schon ein Anzeichen sein kann, dass sie Störungen mit dem Gleichgewichtssinn hat aber so langsam glaube ich das nicht mehr. Es wird jeden Tag schlimmer statt besser.....
Heute hat sie bisher nichts getrunken, nur ein halbes Leberwurstbrot aus der Hand gegessen, und sie schläft sehr viel. Wenn sie wach ist schaut sie mich immer so traurig an, sucht sehr meine Nähe und sie so zu erleben bricht mir wirklich das Herz.

Beim Tierarzt waren wir am Dienstag, der hat die Blutwerte gecheckt und festgestellt, dass sie wohl eine bakterielle Entzündung hat. Woher die kommt und welches Organ konkret entzündet ist, ließ sich aber nicht feststellen. Leber und Nierenwerte waren Ok. Sie bekam noch eine Infusion, Antiobiotika die ich jetzt zuhause weiter gebe und das war's. Diagnose konnten sie auch keine Genaue nennen, nur dass der Hund viel zu dünn sei....

Ronja ist in diesen 16 Jahren die wir teilen immer so ein lebensfrohes, bewegungsfreudiges, aktives, verspieltes Tier gewesen. Wir haben viel zusammen erlebt und gemessen an meinem Alter, hat dieses Wesen fast mein halbes Leben mit mir geteilt. Ich frage mich ob es nicht besser für sie wäre, wenn ich sie einschläfern lassen würde. Andererseits denke ich, dass ein Lebewesen auch immer selbst entscheiden sollte wann der richtige Zeitpunkt kommt, und vielleicht ist es daher momentan meine Aufgabe für sie da zu sein und dieses Leiden mit zu ertragen.

Ich schreibe das, weil mich interessiert eure Erfahrung - nicht eure Meinung. Ich möchte gezielt die User ansprechen die schon einmal in einer ähnlichen Situation waren, vielleicht hilft mir ein Austausch darüber....eine ethische Diskussion über Sterbehilfe möchte ich nicht führen, sie hilft weder Ronja noch mir.... wäre schön, wenn mir jemand von seinen Erfahrungen berichtet....

Erna
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Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von Erna »

Hallo

Das ist ein sehr schwieriges Thema...
Andererseits denke ich, dass ein Lebewesen auch immer selbst entscheiden sollte wann der richtige Zeitpunkt kommt, und vielleicht ist es daher momentan meine Aufgabe für sie da zu sein und dieses Leiden mit zu ertragen.
Ich habe einmal diesen Satz heraus gesucht...

Ich spreche jetzt von meinen Erfahrungen,eine davon,betrifft auch einen Menschen....

Mein erster Hund war bis zu seinem 12,5 Jahren,immer fit..Lief noch gut 1 Stunde,hatte keine größeren Probleme...Er fing dann an, Probleme mit seiner Hinterhand zu bekommen..Diese wurden immer schlimmer..Innerhalb kurzer Zeit, baute er immer mehr ab..Er fiel die Treppen herunter,mein Mann trug ihn..
Dann fiel mein Hund um..Ich half ihm auf die Füße,am nächsten Tag war er wieder so,als wäre nichts gewesen..Zwar etwas Steif,aber er rannte mit unserem jüngeren Rüden noch durch den Garten..Nur einen Tag später,kam er alleine nicht mehr hoch..Wir halfen ihm hoch,er lief noch kleine Stücke..Sobald er aber lag,gab es keine Möglichkeit für ihn,alleine hoch zu komme...
Er war nicht mehr in der Lage zu seinem Wassernapft zu kommen,benötigte unsere Hilfe..Noch einen Tag später,konnte er sich alleine nicht mehr auf seinen Beinen halten..Sobald wir ihm hoch halfen,sackte er in sich zusammen..Ich hatte noch die Hoffnung,das er sich wieder erholt..Aber das passierte nicht..
Sorry,es zieht sich etwas...
Am Montag gingen wir zum Tierarzt,wir wußten,das es wohl der letzte Termin sein wird..
Mein Mann und ich,als auch der Tierarzt,fanden es ist die Zeit gekommen abschied zu nehmen..Mein Hund,ein Kämpfer,in seinem Leben immer ein Dickkopf,hätte es wohl anders gesehen..Aber er konnte nicht mehr...

Mein zweiter Hund bekam dann leider mit 9,5 Jahren Krebs..Wir ließen ihn Operieren..Leider konnte der Krebs,der an der Analdrüse war,nicht richtig entfernt werden..Er bekam noch 20 Monate geschenkt..Dann kamen die Tage,wo mein Hund beim Haufen machen aufschrie..Auch kam es vor,das er sich plötzlich schreiend im Garten hin schmiß..Sein Wesen veränderte sich..
Es gab da diesen Tag,da zog er die Rute ein,war völlig verstört..Suchte sich Plätze wo er vorher nicht war..ging von uns weg,was er sonst nie tat..
Wir dachten es sei eine Spondylose..Weil die Schmerzen vom Rücken kamen,er hin und wieder beim laufen stolperte..Die Schmerzmittel griffen nicht wirklich..Als er geröngt wurde,schaute meine Tierärztin auch in den Darm,weil der Kot sich verändert hatte..Es kam der SChock,mein Hund hatte einen großen Tumor im Darm,dieser klemmte ihm den Nerv ein..Darum die Schmerzen,darum sein schreien...
Wir ließen ihn aus der Narkose nicht mehr aufwachen..Der Tumor hätte jeder Zeit,bei dieser Größe platzen können..Immer wieder mußte dort der Kot durch..
Hat mein Hund gewählt zu gehen??
Im Nachhinein sehe ich es so..Er zeigte mir das etwas nicht stimmte,in dem er von uns weg ging..Diese Erfahrungen habe ich bei Krebshunden,jetzt mehrfach gehört..Es ist sehr auffälig,wenn Hunde sonst die Nähe suchen..Woran ich mich bis heute erinnere,ist sein Blick zu mir..Bevor die Narkose kam..Er zeigte mir sein Vertrauen..Er sagte mir,du machst das schon... :cry:

Mein jetziger Fall..
Unsere Hündin ist 12 Jahre alt..Für ihre Rasse bei ihrer Problematik schon recht Alt geworden..Sie baut immer mehr von der Hinterhand ab..Hat diese Phasen wo sie schwankt..Wir waren jetzt wieder vermehrt beim Tierarzt..Sie schleifte die Füße nach,schwankte wieder leicht..Es kommt vom Rücken und von der Hüfte..
Bei ihr sehe ich,das es mir mehr aus macht als ihr selber..Mir tut es oft weh,sie so zu sehen..Sie selber nimmt diese Situation an,hat zum Glück keine Schmerzen..Ich habe mir zwei Meinungen dazu geholt.Eine davon gehört meiner Bekannten,die meine Hündin akkupunktiert..Sie kennt diese Problematik,von ihren Schäferhunden..
Ihre letzte Hündin,mit ähnlicher Problematik,brach im Garten zusammen..Kam nicht mehr hoch..Sie war völlig Irritiert..Das gleiche Bild kenne ich von der Hündin meiner Freundin..Sie mußte dieses Jahr leider auch gehen,wie viele andere Hunde in meiner Umgebung..Ob sie sich ausgesucht haben zu gehen??
Ich würde sagen nein..

Nicht jeder Hund ist gleich..Manche Hunde akzeptieren das nicht..Sie wollen das nicht,möchten laufen und können es nicht..Ihr Kopf ist noch stark,ihr Herz auch..Bei meinem ersten Rüden,sah ich ein ähnliches Bild..

Meine jetzige Hündin,wird so lange so gehalten,wie es ihr keine Probleme macht..Ich nehme mich zurück,denke nur an meinen Hund,so weh es mir auch tut..

Thema Sterbehilfe
Mein SChwiegervater hatte einen Schlaganfall,war Halbseitig gelähmt,ein schwer Pflegefall..Er war vom Kopf nicht mehr richtig da,bekam Demenz,konnte nichts mehr..
Ich weiß,das er nie hätte so leben wollen..
Zum Schluß verweigerte er seine Nahrung..Aber auch hier wußte man durch die Demenz nicht,woher das kam..
MEine SChwiegermutter und ich,sahen ihn beim sterben im Krankenhaus..Er bekam keine Luft mehr..Es war so schlimm,ihn so zu sehen..Hätte ich die möglichekit gehabt,hätte ich ihn erlöst..Nichts anderes wäre es gewesen..Seine qualen,die es waren,zu erlösen..
Konnte er seinen Zeitpunkt wählen..Nein...

Was mir bei ihm durch den Kopf ging..Einen Hund kann ich erlösen,warum nimmt man ihm nicht diese Qual..WArum nicht???
Es war schlimm... :cry:

Danach sah ich einiges,noch einmal etwas anders..

Die wenigsten Hunde schlafen von alleine ein..Leider müßen wir irgendwann entscheiden,wann der Zeitpunkt ist..Wenn man Glück hat,zeigen einem die Hunde ihn an..Es gibt aber Hunde,die wollen nicht gehen..Gerade bei den Knochengeschichten unserer Hunde,erlebe ich es immer wieder...
Bei Krebs scheint es anders zu sein..

Sorry es wurde sehr lang...
Es ist nur meine Erfahrung...


Alles Gute für dich und deinen Hund
Erna

P.S Bei meinem Hündin,wird der Zeitpunkt nicht mehr so lange dauern..Wenn sie alleine nicht mehr hoch kommt,haben wir keine Chance mehr...Es kommt etwas hinzu,das man Alters entsprechende Lebensqualität nennt...

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Friida
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Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von Friida »

Erna hat geschrieben: Nicht jeder Hund ist gleich..Manche Hunde akzeptieren das nicht..Sie wollen das nicht,möchten laufen und können es nicht..Ihr Kopf ist noch stark,ihr Herz auch..

Was mir bei ihm durch den Kopf ging..Einen Hund kann ich erlösen,warum nimmt man ihm nicht diese Qual..WArum nicht???
Es war schlimm... :cry:

Die wenigsten Hunde schlafen von alleine ein..Leider müßen wir irgendwann entscheiden,wann der Zeitpunkt ist..Wenn man Glück hat,zeigen einem die Hunde ihn an..Es gibt aber Hunde,die wollen nicht gehen..
Ich die gleichen Erfahrungen wie Erna gemacht.

Meine erste Hündin, Lea, mein Herzenshund, mußte ich 2013 mit 16,5 Jahren einschläfern lassen. Ihr Körper konnte nicht mehr, Krebs, Arthrose, das Herz.... Wir haben ihr solange es ging Lebensqualität erhalten.
Und nein - sie wollte sicher noch nicht gehen, im Kopf war sie stark. Immer noch. Und ich mußte diese schwere Entscheidung für sie treffen. 2 mal hatten wirs schon aufgeschoben, weil die TÄ auch meinte, es geht noch. Sie leidet noch nicht.
Als es dann soweit war, ist sie ganz schnell und friedlich bei uns zuhause eingeschlafen.
Ihr Körper konnte nicht mehr, obwohl sie sogar die TÄ noch schwanzwedelnd begrüßt hat, sich extra hochgemüht aus ihrem Korb. Ich weine immer noch, wenn ich dran denke, trotzdem war die Entscheidung richtig.

Bei den anderen beiden Hunden war die Entscheidung nicht ganz so schwer und eindeutiger.
Hero - Nierenversagen mit knapp 18 Jahren. Er hat nur noch gelegen und erbrochen und sichtlich gelitten.
Cora - Leberkrebs. Sie war "erst" 14 und ist innerhalb einer Woche von einer fröhlichen Seniorin, die sie noch war, völlig verfallen. Auch sie hat nur noch gelegen, sich zurückgezogen, war garnicht mehr richtig bei uns.

Für alle Hunde war es zu diesem Zeitpunkt eine Erlösung. Auch wenn sie die Entscheidung nicht selbst treffen konnten. Und wahrscheinlich noch Tage oder Wochen "gelebt" hätten.
In Anführungsstrichen, weil Leben ist es nicht mehr wirklich, wenn der Körper versagt, vllt. auch noch ständige Schmerzen da sind.

Und, bei aller Trauer, wir sollten froh sein, dass wir bei unseren Haustieren diese Möglichkeit haben.

Meine Mutter ist jahrelang an Muskelschwund gestorben. Es war furchtbar.

Ich habe mir bei allen meinen Tieren (auch 2 Katzen mußte ich schon gehen lassen), gesagt, solange ich ihnen Schmerzfreiheit und eine gewisse Lebensqualität erhalten kann, nehme ich viel in Kauf an Pflegeaufwand, Medikamentengabe usw.
Aber wenn ein Hund kaum noch aufstehen kann, sein Futter nicht mehr richtig verwerten, so dass er immer dünner wird, schlecht Luft bekommt bei der kleinsten Anstrengung o.a., dann ist für ihn keine Lebensqualität mehr vorhanden.
Und dann muß man für ihn entscheiden.

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Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von Trini »

Wir mussten diese Entscheidung bis dato nicht treffen, unsere Hunde sind freiwillig, aber viel zu frueh gegangen. Und das tut nicht weniger weh. :cry:

Ich fuer meinen Teil habe mich entschieden, dass ich sie gehen lasse, wenn sie keine Lebensqualitaet mehr haben. Herrn Stein haette es nicht gefallen, wenn er nicht mehr selbstaendig haette aufstehen und fressen oder trinken koennen. Er war ein sehr selbstbewusster und starker Hund. Bei ihm waere die Entscheidung "leichter" gefallen, wann der richtige Zeitpunkt ist, ihn gehen zu lassen.

Was sagt denn der TA? Ansonsten waere vielleicht fuer Dich und Deinen Hund eine Sterbebegleitung hilfreich. Unsere THP biete so etwas z.B. an.

LG
Martina

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Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von xmoni »

Schade, dass in diesem Forumsbereich so wenige Mitglieder schreiben. Aber kein Wunder, ist ja ein schwieriges Thema.

Meine Erfahrungen: Alle bisherigen Hunde wurden durch den TA "erlöst" - wobei wir immer gewartet haben, bis ganz offensichtlich war, dass es dem Tier richtig schlecht geht. Lediglich einmal ging es ganz schnell: Während einer OP wurde Krebs im Endstatium diagnostiziert. Sie hätte voraussichtlich noch zwei Monate gehabt, doch schon allein die Erholung von der OP wäre laut TA eine enorme Qual gewesen, weil ein Organ entfernt wurde. Daraufhin beschlossen wir, sie aus der Narkose nicht mehr aufwachen zu lassen :-(

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Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von Pumbo »

Ich musste schon einige gehen lassen. Ich bin heilfroh das wir die Möglichkeit dazu haben, sie ohne großes Leid gehen zu lassen.
Leider ist das beim Menschen nicht möglich.
Man selber kennt sein Tier am besten und weiß wann es soweit ist. Ansonsten mal enge Freunde fragen, wenn man selber den Blick dafür verloren hat.

Lienchen
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Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von Lienchen »

Mir hat noch kein Hund den Gefallen getan, abends ins Körbchen zu marschieren, einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen.

Ich musste schon einige Hunde einschläfern lassen und so schlimm das ist.... dass man die Möglichkeit hat, seinen Hund in Würde und in Frieden einschlafen(schläfern) zu lassen und nicht gezwungen ist, ihn de facto "verrecken" zu lassen (wie es oft bei Menschen der Fall ist) :( finde ich eine sehr gute Sache!

Ich persönlich finde es ganz furchtbar, wenn man einen Hund womöglich unter Qualen langsam sterben lässt, weil man sich nicht trennen kann oder will, weil man "der Natur ihren Lauf lassen" will oder weil man schlicht der Meinung ist, das "muss so".

Meine Hunde wurden alt, die meisten. Sie wurden medizinisch behandelt und betreut, bekamen Medikamente fürs Herz, gegen Schmerzen, für die Knochen, was weiß ich.

Aber auch die helfen irgendwann nicht mehr und dann ist ein Punkt gekommen, an dem man handeln sollte, im Sinne des Tieres.

Mein Lupo wird im Februar 14, er hat seit Mai diesen Jahres schwere Herzprobleme, Vorhofflimmern, Extrasystolen, Wasser in der Lunge. Haben wir alles im Griff mit den Medikamenten, aber die kommen langsam an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Wenn ich merke, dass die Entwässerung nicht mehr funktioniert, dass er sich nicht mehr hinlegen will, dass er nur noch schwer Luft bekommt... dann werde ich ihn gehen lassen. Er soll sich nicht quälen und ich will nicht darauf warten müssen, dass er erstickt.

Ich will ihm Leid ersparen, was nützt es dem Hund, wenn ich es mit trage? Gar nix.

Gruß
Lienchen

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Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von Toddel »

Wir haben unseren lieben Foxterrier mit fast 15 Jahren erlöst, da wir ihn nicht noch mit Medikamenten vollstopfen wollten und so am leben lassen.

Er hatte ein sehr schönes Hundeleben bei uns, war so dankbar, das er über die Regenbogenbrücke gehen durfte.

Für uns war´s schwer genug....

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Janabaer
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Mein(e) Hund(e): Tomte *1997-11.2.2018, Fiene *2008, Smilla *2016

Re: Einschläfern vs. Leid mittragen

Beitrag von Janabaer »

Ich musste schon einige Tiere gehen lassen.
Bei fast allen musste ich irgendwann die Entscheidung treffen um ihnen Leid zu ersparen.

Bis heute bin ich meinen Eltern dankbar, dass sie meinen Berner auch in meiner Abwesenheit erlöst haben und nicht gewartet haben, bis ich von zweiwöchiger Abwesenheit wieder nach Hause kam.
Es hatte sich vorher schon angebahnt und ich hatte mich bereits verabschiedet.
Jana stand damals hochdosiert unter Schmerzmittel, damit ging es ihr recht gut. Mit fast 12 Jahren schaffte die Leber dies aber nicht mehr. Es stand die Wahl zwischen permanenter Übelkeit, Erbrechen und Leberversagen und der sofortigen Absetzung der Schmerzmedikamente. Beide Varianten wollten und konnten wir ihr nicht zumuten. Meine Eltern waren stark genug, die Entscheidung zu treffen zu einem Moment, an dem es ihr noch verhältnismäßig gut ging.

Ich schmeiße nicht schnell die Flinte ins Korn und scheue auch keine Kosten und Mühen um meinen Tieren zu helfen.
Aber Leid verlängern gehört für mich nicht dazu. Bisher kam bei allen Tieren irgendwo der Moment, bei dem ich mir ganz sicher war, das der richtige Zeitpunkt gekommen war, sie gehen zu lassen.

Ich empfinde es als Privileg, ihnen ein letztes Bisschen Würde am Ende zu lassen.

Vor wenigen Wochen habe ich Sterbebegleitung bei einem 88 jährigen gemacht. Ich habe mich viele Jahre um ihn gekümmert und hatte auch die Entscheidungsvollmacht. Nach vielen Jahren chronischen Schmerzen und rapiden Verfall in den letzten Monaten brach er einen 4 wöchigen Krankenhausaufenthalt ab, weil er nicht mehr wollte und konnte.
Wenige Tage später erlitt er einen Schlaganfall und konnte sich nicht mehr artikulieren und so gut wie nicht mehr kontrolliert bewegen.
Ich musste die Entscheidung bezüglich Lebensverlängernder Maßnahmen treffen und denke, ich habe mich in seinem Sinne dagegen entschieden.
Es dauerte noch 8 Tage, Berührungen, Pflege und die hochdosierte Menge an Schmerzmittel tolerierte er nur, wenn man ihm klar machte, dass es nur zum Lindern von Beschwerden dient und keine Behandlung mehr darstellt.

Wenn er gekonnt hätte wäre er auch schon früher gegangen.

Ich bin froh, dass ich bei Tieren diesen Weg leichter gestalten kann.

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