Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Von der Zuchtvorbereitung bis zu Welpenabgabe.
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babett
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von babett »

Maggie hat geschrieben:
Tuts nicht. Zwei Hunde, die in 5 Generationen nicht meiteinander verwandt sind, können die gleichen erblichen Krankheiten haben. Und zwei Hunde, die nahe miteinander verwandt sind, können gesunde Nachkommen haben.
Klar, aber es ist eben eine Sache von Wahrscheinlichkeiten. Und ein nicht ingezüchtetes Tier ist mit höherer Wahrscheinlichkeit vital und gesund, als ein über Generationen ingezüchtetes.
Das stimmt so einfach nicht. Selbst Inzest über Generationen führt zwar irgendwann zu einer verminderten Toleranz (die aber heutzutage kaum mehr ein Problem für das Individuum darstellt), aber nicht zu eingeschränkter Vitalität - vorausgesetzt, die Linie ist gesund und es wird vernünftig selektiert. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, daß innerhalb einer Rasse ein rezessiver Defekt von 2 nicht miteinander verwandten Tieren vererbt wird, wesentlich höher. Einfach, weil mans nicht sieht und es über Generationen munter weitergegeben werden kann.
Zuletzt geändert von babett am 27. Jul 2012, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.

Andreas Bolz
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von Andreas Bolz »

Klar, aber es ist eben eine Sache von Wahrscheinlichkeiten. Und ein nicht ingezüchtetes Tier ist mit höherer Wahrscheinlichkeit vital und gesund, als ein über Generationen ingezüchtetes.
Das stimmt so einfach nicht. Selbst Inzest über Generationen führt zwar irgendwann zu einer verminderten Toleranz (die aber heutzutage kaum mehr ein Problem für das Individuum darstellt), aber nicht zu eingeschränkter Vitalität - vorausgesetzt, die Linie ist gesund und es wird vernünftig selektiert. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, daß innerhalb einer Rasse ein rezessiver Defekt von 2 nicht miteinander verwandten Tieren vererbt wird, wesentlich höher. Einfach, weil mans nicht sieht und es über Generationen munter weitergegeben werden kann.

Inzucht dient auch dazu herrauszustellen, in welcher Linie gwisse Krankheiten stärker auftreten, als in anderen. Das ist ein positiver/negativer Nebeneffekt, aus welcher Sicht man es am liebsten betrachten mag.
Klar, aber es ist eben eine Sache von Wahrscheinlichkeiten. Und ein nicht ingezüchtetes Tier ist mit höherer Wahrscheinlichkeit vital und gesund, als ein über Generationen ingezüchtetes.
Genau, und darum gibt es ja auch nur gesunde Mischlinge, oder wie? Deine Theorie, ist einfach nicht richtig. Auch Mischlinge, stammen von irgend welchen Rassen ab. Eine Verbesserung, der Gesundheitsproblematik, tritt nur in erster Generation, wenn überhaupt ein. Danach wird es dann richtig schlimm, so schon in Studien vieler Uni-Kliniken bewiesen.

Man kann Typisierung und auch Gesundheitsmerkmale einer Rasse, durch ganz gezielte Inzuchten sehr positiv beeinflussen. Natürlich kann es dabei auch zu unvorhersehbaren Ausfällen kommen, aber das passiert genau so in inzuchtfreien Verbindungen. Oder wie erklärt man einen Wurf, aus über Generationen HD-freien Vorfahren, der inzuchtfrei gezogen ist, und zu 60% wegen HD/ED, Zahnfehlern, Einhodern oder wesensmässiger Verkrüppelung ausfällt?
So einfach geht Genetik nicht, dass man nur in eine Richtung denken kann.

Gruss Andreas

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babett
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von babett »

Maggie hat geschrieben: Jede langfristige, enge Inzucht führt zu verminderter Fitness. Man kann das auf die Dauer nicht verhindern.
Siehe Goldhamster. :cool:

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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von glücksfee »

Sehr interessante Diskusion!

Ich gehöre zu der "Ich mag keine Linienzucht Fraktion"
Natürlich begann jede Rassezucht mit mehr oder weniger einer Handvoll Hunden. Aber inzwischen hat man in den meisten Rassen inzwischen genug Auswahl um nicht direkt mit Verwanten zu züchten.

Bei der Border Collie Leistungszucht Zucht ist es z.B. so das ein Hund, der eine extrem harten Hütetest besteht auch in die Zucht darf. Das musste nichtmal ein Border sein, da wurden auch schon Beardis mit eingekreuz. Eine Bekannte von mir hat einen Hund aus so einer Linie, ihr Hund bekam einen Bart :lol: :lovemetoo:

Meine Border haben übrigens einen Ik (5) von 0% und AVK (11) 95,8%

Maggie
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von Maggie »

Das Problem ist ja, dass man durch die Inzucht Gene bzw. Genvariationen verliert von denen man garnicht weiß wofür sie codieren. Man kann also versuchen zB. HD auszumerzen und weiß aber nicht, was alles noch dabei verloren geht durch den Verlust der Genvariabilität.
Und eben weil Vitalität, Langlebigkeit, Fitness, Robustheit multifaktoriell sind ist jede Verminderung der Vielfalt eine Gefahr für die genannten Eigenschaften.

Andreas Bolz
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von Andreas Bolz »

Andreas hat geschrieben:Wenn man ausreichend Material zur Verfügung hat um immer wieder mal Inzucht-Linien aufzufrischen stellt das keine Probleme dar.
Und an diesem Punkt ist man der "Natur" sogar im Vorteil.

Richtig, denn auch hier wird ständig Inzucht betrieben, gerade im Wolfsrudel. Das da mal frisches Blut reinkommen kann, ist eher unwahrscheinlich, ergo jedes Mitglied des Rudels, mit dem Anderen verwandt ist. Und das schon seit Jahrtausenden.


Gruss Andreas

Horst
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von Horst »

Inzucht scheint unter Umständen ja förderlich um positive Eigenschaften zu manifestieren.
Morgen rede ich mal mit meinen Schwestern. :susan:

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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von SandraBC »

Andreas hat geschrieben:Von Inzest ist hier nicht die Rede....
Aber der IK zeigt ja den Verwandtschaftsgrad an...je nachdem wie hoch der ist, redet man schon von Inzest!
Das eine schließt das andere ja nicht aus!

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babett
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von babett »

Inzest ist die Verpaarung von Verwandten ersten Grades.

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Itundra
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von Itundra »

Sandra, du meinst bestimmt Inzucht!

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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von regi »

Natuerlich bin ich hier in dem Sinne kein Experte, dass ich nicht zuechte. Aber auch als Welpenkäufer habe ich mich mit der Frage der Rassegesundheit und mit Erbkrankheiten beschäftigt. Offen gesagt war ich erschrocken über das, was mir bei der Suche nach einem Welpen aufgefallen ist. Da stammten nämlich laut den Zuchtverbandslisten nahezu 75% aller Würfe des Jahres und der betrachteten Rasse vom gleichen Vater ab. Das kann doch nicht im Sinne der Gesunderhaltung der Rasse sein. Heute mögen zwar bidlhübsche gesunde Welpen geboren werden aber wie sieht das dann in 5 Jahren aus. Dann müssen die Inzuchtskoeffizienten doch zwangsläufig in die Höhe gehen. Und wer weiss, was dann als an Negativem, was man heute noch nicht sieht zu Tage tritt - muss nicht aber kann. Das ist doch sehr egoistisch und kurzsichtig gedacht. Natürlich ist es immer ein Risiko einen Vater aus dem Ausland aus vielleicht weniger gut kontrolierten Zuchtverbänden zu wählen aber mit so einem Verhalten zwingen heutige Züchter zukünftige Züchter doch dazu.
Gruss
regi

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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von SandraBC »

@regi: Also 75% ist ja echt heftig. Um welche Rasse handelt es sich denn?
Ich finde es auch immer erschreckend, wie oft mancher Rüde eingesetzt wird. Ok, klar schmeichelt es einen vielleicht, wenn alle meinen Rüden toll finden würden, aber wie du schon sagst, dass ist nicht Sinn und Zweck der Sache...

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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von Maggie »

Der Vergleich mit den Wölfen hinkt maßlos.

1) Man kann niemals eine wildlebende Population mit Haustieren vergleichen, die natürliche Selektion fällt aus und die züchterische Selektion selektiert (leider bzw. unweigerlich) nach gänzlich anderen Kriterien.

2) Stimmt es einfach nicht, dass über Generationen Inzucht betrieben wird. Wölfe wandern sehr viel. Die Jungwölfe wandern ab und suchen sich neue Rudel bzw. bilden neue Familie mit anderen abgewanderten Jungwölfen etc.... Und JA, es gibt auch teilweise Inzuchtprobleme bei kleinen Wolfspopulationen mit zu wenig Ab- bzw. Zuwanderungsmöglichkeiten.

Quarus
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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von Quarus »

Horst hat geschrieben:Inzucht scheint unter Umständen ja förderlich um positive Eigenschaften zu manifestieren.
Morgen rede ich mal mit meinen Schwestern. :susan:
Da müßten aber erst mal gute Eigenschaften da sein *duckundwech* :evil:

Nach drei absoluten Outcross-Hunden aus Überzeugung habe ich jetzt einen jungen Rüden aus Halbgeschwisterverpaarung. Es war eine Entscheidung, die mir nicht leicht gefallen ist. Aber der genetische und Leistungshintergrund der Verpaarung war einfach so überragend, daß ich die Kröte "Inzucht" in Bezug auf diesen Hund geschluckt habe.

Matteo wird im Herbst 2 Jahre alt und hat mich in gesundheitlicher Hinsicht und wesensmäßig trotz Inzucht voll überzeugt. In Punkto nervlicher und körperlicher Robustheit stellt er die meisten Rassekollegen weit in den Schatten.

Nur die berechtigte Erwartung der Züchter, auch einen formwertmäßig dem Großvater ebenbürtigen Wurf zu züchten, hat sich nicht erfüllt. Die Hunde (außer Matteo) sind hübsch, aber nicht "schön". Matteo ist weder - noch, :whaaaaat: aber funktional und nicht übertypisch gebaut.

Nun, abgerechnet wird zum Schluß. Zumindest habe ich mich für diesen Inzucht-Wurf bewußt entschieden, unter Abwägung der Vor- und Nachteile.

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Re: Inzuchtkoeffizient der einzelnen Rassen

Beitrag von LEONIE_789 »

Inzucht führt über einen längeren Zeitraum zu starken Schwächen des Immunsystems! Das ist bei jedem Säugetier so...Es gibt meiner Meinung nach überhaupt keinen Grund, Geschwister, Eltern+Kinder o.ä. miteinander zu verpaaren. Das ist abartig! Es gibt einen Grund, warum bei vielen Tierarten die männlichen Tiere irgendwann die Gruppe verlassen um eine eigene Herde/Gruppe etc. zu gründen....

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