Also zuerst einmal enthalte ich mich zu dem Thema, eine Border Collie/Retriever-Mischlingshündin gezielt Nachwuchs in die Welt setzen zu lassen. Ich hoffe mal dass die Elterntiere wenigstens HD/ED-geröngt sind, augenuntersucht und MDR1-getestet...
Zum Verhalten der Hündin: Die
durchschnittliche Tragzeit vom Zeitpunkt des Deckens bis zum Wurftag liegt bei 63 Tagen. Der
tatsächliche Wurftag kann
irgendwann zwischen dem 58 und 73 Tag liegen. Im letzten Jahr hat meine Hündin an Tag 72, gerechnet vom ersten Decktag, geworfen. Ohne dass ich mir dabei irgendwie ins Hemd gemacht habe. Denn das Verhalten meiner Hündin war völlig normal, und obwohl sie sonst eine "eher Frühe" war, bezogen auf die Länge der Läufigkeit und den Zeitpunkt ihres Eisprunges, hätte sie sich nach diesem Deckakt noch gut zwei Wochen lang decken lassen. Wir haben in diesem einen Fall halt sehr lange vor dem Eisprung gedeckt, und damit ist es logisch dass sie dann auch später wirft. Ein Kaiserschnitt an Tag 63 nach dem ersten Deckakt kann in so einem Fall dazu führen dass die Welpen noch nicht lebensfähig sind, weil ihre Lungen noch gar nicht fertig entwickelt sind.
Eine so lange Tragzeit ist eher selten, aber dass eine Hündin z.B. an 66 wirft ist genau so normal wie dass sie an Tag 60 wirft. Die eine Hündin wirft an Tag 60, die andere an Tag 66, und bei der Berechnung der
durchschnittlichen Tragzeit landet man dann bei dem berühmt-berüchtigten Tag 63. Aber die tatsächliche Wahrscheinlichkeit, dass eine Hündin genau an diesem Tag wirft, ist kleiner als die Möglichkeit, dass sie an irgend einem anderen Tag davor oder danach wirf.
Was Deine Hündin braucht ist Ruhe und das Gefühl von absoluter Geborgenheit! Ich weiss nicht wie man auf die Idee kommt eine Hündin ausgerechnet an Tag 61 und 62 ihrer Trächtigkeit zum
Tierarzt zu schleifen. Abgesehen davon dass das das genaue Gegenteil ist von Ruhe und dem Gefühl von Geborgeheit kann sie sich dort alles mögliche an Infektionen einhandeln (zu einem Tierarzt gehen i.d.R. kranke Tiere, und viele von denen leiden an irgenwelchen Infektionskrankheiten; somit ist eine Tierarztpraxis, trotz starkem Einsatz von Desinfektionsmitteln der Ort, an dem die grösster Gefahr besteht dass sich ein
Hund mit irgend etwas infiziert).
Lass Deine Hündin einfach mal in Ruhe! Wenn sie sich draussen nur kurz versäubert und schnell wieder rein will: Lass sie! Wenn sie die Decke aus der Wurfkiste schmeisst: Lass sie! Wenn sie raus will und draussen im Garten Löcher graben will: Lass sie! Je mehr Du ihre instinktmässigen Handlungen unterbindest, je mehr Du sie zwingst ihr zukünftiges Wurflager zu verlassen, desto weniger ist sie "in Stimmung" für die Geburt und wird diese verzögern! Bis dann vielleicht wirklich ein Kaiserschnitt notwendig wird. Vielleicht hätte sie schon geworfen wenn Du sie in den letzten zwei Tagen völlig in Ruhe gelassen und nicht dauerns zum Tierarzt geschleift hättest.
Viele Hündinnen stört es auch wenn ihr Halter sie nie aus den Augen lässt. Meine erste Hündin hat
nie einen Welpen zur Welt gebracht wenn ein Mensch in ihrer Nähe war. Notfalls hat sie die Geburt auch für 12 Stunden oder länger unterbrochen bis sie wieder allein war, um die restlichen Welpen wohlbehalten auf die Welt zu bringen. Das ist extrem, aber nicht wenige Hündinnen fühlen sich wohler wenn ihr Halter zwar irgendwo in der Nähe ist (z.B. einem anderen Raum in der Wohnung), aber ihnen nicht andauernd auf der Pelle hängt. Der Seniorchef der örtlichen Tierklinik sagte mir mal dass gut die Hälfte der Kaiserschnitte, die er gemacht hat, "hausgemacht" seien dadurch "dass die Weiber ununterbrochen mit in der Wurfkiste ihrer Hündinnen hocken und auf die Welpen warten". Dadurch verzögern viele Hündinnen den Beginn der Geburt so weit dass sie dann irgendwann wirklich nicht mehr in Gang kommen kann.
Merke: In der Natur gräbt sich die Wölfin/Hündin eine Wurfhöhle, in der sie sich mehrere Tage vor der Geburt vom Rudel absondert. Diese Ruhe und dieses Gefühl der Geborgenheit muss der Mensch seiner Hündin in ihrem Zuhause bieten, damit eine Geburt problemlos und auf natürlichem Weg ablaufen kann. Das genaue Gegenteil davon sind aufgezwängte Spaziergänge und Tierarztbesuche...
Zum Hecheln: Das ist ein völlig normaler Vorgang in den Tagen vor dem Werfen. Zumal es in den letzten Tagen erst etwas kühler und nur seit kurzem wieder viel wärmer und mancherorts auch schwül ist. Meine Hündinnen waren bisher alle in den Tagen vor dem Werfen umtriebiger ("Umgraben" der Wurfkiste, Löcher im Garten buddeln, hecheln etc.) als am Wurftag selbst.
Konzentriere Dich jetzt mal auf andere Dinge und lass Deine Hündin ihr Ding machen! Bring Deinen Haushalt in Ordnung, geh noch mal ausgiebig einkaufen, topfe die Blumen um etc. Das sind alles Dinge, zu denen man erfahrungsgemäss nicht mehr kommt sobald die Welpen auf der Welt sind (die Sachen, die Du während und nach der Geburt der Welpen brauchst, stehen hoffentlich alle schon parat). Und wenn alles gut in Schuss ist leg Dich mit einem guten Buch auf's Sofa oder in die Sonne und lebe Deiner Hündin Ruhe und Gelassenheit vor. Das ist nur 'ne Hundegeburt, wie sie schon millionenfach problemlos abgelaufen ist... (wenn Mensch die Hündin in Ruhe lässt).